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Veranstaltung

Unamerican Breakbeat

Tigerbeat 6, Paws Across The World Tour

Do, 02.10.2003

Ort
Foyer

Dwayne Sodahberk [Stockholm]
DJ/rupture [Barcelona]
Kid 606 [San Francisco]

Ungestüm und überproduktiv – das derzeit lauteste Outlet der Vereinigten Staaten bombardiert den Markt mit Veröffentlichungen und kalkuliert auditive Kollateralschäden gleich mit ein. Tigerbeat6, der »Kindergarten für alle aufmüpfigen Kids of America« [»de:bug«], steht wie kein anderes Label musikalisch wie auch politisch für die digitale Post-Punk-Ära; mit seiner »Scheiß-Drauf«-Attitüde überrennt es die sonst von Ernsthaftigkeit und Konzept geprägte Elektronika-Szene. Auf ihrem »PAWS ACROSS THE WORLD«-Feldzug durch das alte Europa wird Tigerbeat6 am Abend vor dem deutschen Nationalfeiertag das ZKM einnehmen und mit einer unamerikanischen Lektion in Sachen Laptop-Punking und Turntable-Rocking überziehen.
Dwayne Sodahberk ist ein Neuzugang in der Tigerbeat-Familie und ein weiterer Laptop-Maniac skandinavischer Herkunft. Dort betreibt er nebenbei auch sein eigenes Label Stuporsonika und verdingt sich mit Werbejingles für »Absolut Vodka«. Mit dem typisch nordischen Hang zum ironischen Retrosound ist er der Indierocker unter Schwedens Elektronikern. Sein detailverliebtes digital sound processing weicht nämlich nur zu bald dreckigen Gitarren und E-Bässen über dem Trommelfeuer von Technobeats – eine für Performer wie Publikum schweißtreibende Abfahrt.

Jace Clayton alias DJ/rupture fand man früher in der Band von Sängerin Norah Jones, die zuletzt 8 Grammys einheimste; jetzt steht sein Tigerbeat-Album »Minesweeper Suite« auf der WIRE-Liste der besten zehn Alben des letzten Jahres, und N.M.E. krönte es zur „most original record made from other people’s music“. Auf seinen Veröffentlichungen wie auch als DJ sprengt rupture alle Grenzen zwischen afrikanischen Diasporabeats, digitalem Illbient-Noise und chartkompatiblem R&B. Mit seiner respektlosen Selbstbedienung an fremden Musikproduktionen und dem fehlerfreien Umgang mit Nadel und Fader steht er für verblüffende Genre-Crossfades, ohne die Party-Crowd aus den Augen zu verlieren: »three turntables against Destiny’s Child!«, bösester Bastard Pop schließlich auch von Labelchef und genialer Göre Kid 606: Er bricht alle Regeln des musikalischen Stils und guten Geschmacks. Seine treibenden Remixe, De- und Rekonstruktionen der Musik von Peaches bis Depeche Mode zeigen ihn als einen der unerschrockensten und dynamischsten Producer überhaupt, dessen Unwillen, irgendeine Grenze auf seinem musikalischen Schlachtfeld zu akzeptieren, mit der jüngsten Veröffentlichung »The Action Packed Mentallist Brings You The Fucking Jams« einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Missy, Kylie, Eminem – allen tritt er ordentlich in den Arsch! »mp3 killed the cd star …«

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