Veranstaltung
Phonorama (Eröffnung)
Eine Kulturgeschichte der Stimme als Medium
Sa, 18.09.2004 18:00 Uhr CEST
- Ort
- Foyer
In der modernen Öffentlichkeit repräsentiert die Stimme – anders als Bilder und Texte – die soziale Synthesis schlechthin. Sie wirkt als Medium demokratischer, transnationaler Ordnung, worauf auch ein reichhaltiges Wortfeld hinweist: Stimmrecht, Stimmzettel, Abstimmung, Übereinstimmung, Einstimmigkeit. Nicht erst in den spätindustriellen Gesellschaften handelt, wer seine Stimme – und sei es im übertragenen Sinne – erhebt.
Die Stimme vermittelt zwischen Abstraktion und Intimität; darin ist sie der Schrift oder dem Bild überlegen. Sie tendiert von vornherein zur Synästhesie: Texte generieren die »innere Stimme« des Lesers, während die Bilder eines Films oder einer TV-Nachrichtensendung die Stimmen der Schauspieler und Moderatoren »begleiten« – und nicht umgekehrt. In mediengeschichtlicher Hinsicht ist das Telefonnetz – die Verschaltung der Stimmen – der eigentliche Vorläufer des Internets; die Erfolgsgeschichte der Television wurde erst durch das Radio ermöglicht. Nicht zuletzt erscheint die Stimme immer häufiger als Element ästhetisch-medialer Inszenierungen.
Eine Kultur- und Mediengeschichte der Stimme impliziert eine Vielzahl möglicher Dimensionen und Anschlüsse. Das Spektrum reicht von der mythischen Stimme Gottes, den verführerischen Stimmen der Sirenen oder der Stimme der Toten bis zu den Traumstimmen, den Stimmen der Engel, der »himmlischen Kastraten« und Primadonnen. Der Oper oder der Kathedrale lässt sich die politische Arena gegenüberstellen, das Forum der Rhetorik oder der Katheder des Lehrers. Die Stimme ist das »Objekt«, das – etwa als die Stimme der Mutter – der Konstitutionsgeschichte des Individuums vorausgeht; sie ist das »Übergangsobjekt«, das in der Stimme des Hypnotiseurs, des Therapeuten oder des Künstlers gleichsam wiederbelebt wird. Stimmen sind medial auch in dem Sinn, dass sie Atmosphären stiften: »Stimmungen«, die sich mitunter gegen rasche Übersetzung und Bedeutungsgebung sträuben.
Kurzum, die Stimme ist ein Ausstellungsthema schlechthin. Die Ausstellung verschränkt kulturhistorische, musik-, kunst- und mediengeschichtliche Perspektiven; sie ermöglicht technikhistorische wie zugleich politisch-faszinationsgeschichtlich relevante Beobachtungen. Objekte und Stimmen aus internationalen Museen, Sammlungen und Medien- und Stimmarchiven sowie eigens für die Ausstellung konzipierte Installationen und Projekte werden in der Ausstellung zu sehen und zu hören sein. Kuratiert wird die Ausstellung von Brigitte Felderer, Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin aus Wien.
Die Stimme vermittelt zwischen Abstraktion und Intimität; darin ist sie der Schrift oder dem Bild überlegen. Sie tendiert von vornherein zur Synästhesie: Texte generieren die »innere Stimme« des Lesers, während die Bilder eines Films oder einer TV-Nachrichtensendung die Stimmen der Schauspieler und Moderatoren »begleiten« – und nicht umgekehrt. In mediengeschichtlicher Hinsicht ist das Telefonnetz – die Verschaltung der Stimmen – der eigentliche Vorläufer des Internets; die Erfolgsgeschichte der Television wurde erst durch das Radio ermöglicht. Nicht zuletzt erscheint die Stimme immer häufiger als Element ästhetisch-medialer Inszenierungen.
Eine Kultur- und Mediengeschichte der Stimme impliziert eine Vielzahl möglicher Dimensionen und Anschlüsse. Das Spektrum reicht von der mythischen Stimme Gottes, den verführerischen Stimmen der Sirenen oder der Stimme der Toten bis zu den Traumstimmen, den Stimmen der Engel, der »himmlischen Kastraten« und Primadonnen. Der Oper oder der Kathedrale lässt sich die politische Arena gegenüberstellen, das Forum der Rhetorik oder der Katheder des Lehrers. Die Stimme ist das »Objekt«, das – etwa als die Stimme der Mutter – der Konstitutionsgeschichte des Individuums vorausgeht; sie ist das »Übergangsobjekt«, das in der Stimme des Hypnotiseurs, des Therapeuten oder des Künstlers gleichsam wiederbelebt wird. Stimmen sind medial auch in dem Sinn, dass sie Atmosphären stiften: »Stimmungen«, die sich mitunter gegen rasche Übersetzung und Bedeutungsgebung sträuben.
Kurzum, die Stimme ist ein Ausstellungsthema schlechthin. Die Ausstellung verschränkt kulturhistorische, musik-, kunst- und mediengeschichtliche Perspektiven; sie ermöglicht technikhistorische wie zugleich politisch-faszinationsgeschichtlich relevante Beobachtungen. Objekte und Stimmen aus internationalen Museen, Sammlungen und Medien- und Stimmarchiven sowie eigens für die Ausstellung konzipierte Installationen und Projekte werden in der Ausstellung zu sehen und zu hören sein. Kuratiert wird die Ausstellung von Brigitte Felderer, Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin aus Wien.
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