Andor Weininger
Geburtsjahr, Ort
Todesjahr, Ort
Biografie
Andor Weininger wurde 1899 in Karancs geboren. Von 1917-18 studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Pécs und anschließend an der Technischen
Universität in Budapest. 1918 wurde sein Studium durch die Nachkriegswirren und die Revolution unterbrochen. Von 1921-1925 studierte er am Staatlichen
Bauhaus in Weimar in der Wandmalerei-Werkstatt u.a. bei Wassily Kandinsky. Bis 1928 war er in der von Oskar Schlemmer geleiteten Bühnen-Werkstatt im Bauhaus in Dessau tätig. Diese Arbeit wurde durch eine mehrmonatige Tätigkeit als Kabarett-Autor, Bühnenbildner, Darsteller und Musiker unterbrochen. In den folgenden Jahre bestritt er in Berlin als Innenarchitekt und Designer, nach seiner Emigration in die Niederlande 1938 als Illustrator und freier Maler seinen Lebensunterhalt. 1951 wanderte er nach Kanada aus und siedelte 1958 nach New York über, wo er am Art Research Center arbeitete. 1986 starb Weininger in New York.
Das künstlerische Werk von Andor Weininger umfasst Graphik, Malerei, Illustrationen und Studien sowie Innenarchitektur und Möbeldesign. Eine Trennung in verschiedene Werkphasen ist wenig sinnvoll, weil Weiningers Arbeit gekennzeichnet ist durch das Wiederaufgreifen und Überarbeiten zentraler Ideen und Fragestellungen. So untersucht er in seinen Studien u.a. Farbkontraste und -abstufungen, das Problem der wechselnden Perspektive und den Gegensatz von Fläche und Räumlichkeit. Sein besonderes Interesse gilt dem Theater. Seine Suche nach einem Theater ohne Darsteller bringt ihn auf die Idee der »Mechanischen Bühnen-Revue«, bei der in die Dreidimensionalität
überführte geometrische Formen auf der Bühne bewegt werden, woraus 1926 der Entwurf der »Abstrakten Revue« hervorgeht. Die Ablehnung der traditionellen Theaterbühne führt ihn zu einem der utopischen Theaterentwürfe, dem »Kugeltheater«, bei dem die Zuschauer von der Kugelinnenwand aus das Geschehen auf den in der Mitte gelegenen verschiedenen Bühnenebenen verfolgen. Weiningers künstlerisches Werk setzt sich aus einer großen Anzahl von Entwürfen und Projekten und einer kleinen Zahl ausgeführter Arbeiten zusammen. Seine Auffassung, dass nicht die technische Verwirklichung des Projekts, sondern die Idee und konzeptionelle Ausarbeitung das Wesentliche der künstlerischen Tatigkeit sei, zeigt seine Nähe zur Konzeptkunst
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1923 »Das Staatliche Bauhaus in Weimar«, Staatliches Landesmuseum, Weimar
1927 »Deutsche Theater-Ausstellung«, Mitteldeutsche Ausstellungsgesellschaft, Magdeburg
1930 »Das Problemtheater, zusammengestellt vom Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln«, Kunstgewerbe-Museum, Köln, anschließend Museum Folkwang, Essen, Gewerbemuseum Basel, Städtisches Kunstmuseum Duisburg
1934 »Kunst und Handwerk-Ausstellung«, Berlin
1938 »Bauhaus 1919-1928«, The Museum of Modern Art, New York
1948 »Amsterdamse Schilders van Nu«, Stedelijk Museum, Amsterdam
1949 »Amsterdamse Schilders van Nu«, Stedelijk Museum, Amsterdam; »De Keerkring«, Museum Fodor, Amsterdam
1950 »Amsterdamse Schilders van Nu«, Stedelijk Museum, Amsterdam; »Salon des Réalités Nouvelles«, Paris
1951 »Ausstellung der Künstlergruppe Creatie«, Museum Fodor, Amsterdam; »Ausstellung der Künstlergruppe Creatie«, t'Venster, Rotterdam
1952 »Canadian Abstract Exhibition«, South Ontario Galleries, YWCA, Oshawa, anschließend Willistead Art Gallery, Windsor, Ontario, Toronto, The Elsie Perrin Memorial Art Museum, London, Canada
1956 »International Collage«, Rose Fried Gallery, New York; »Andrew Weininger - Antonio Music«, Eglinton Gallery, Toronto
1957 »São Paolo Bienal«, São Paulo
1961 »Bauhaus - Zweite Generation«, Galerie Suzanne Bollag, Zürich
1966 »Bauhaus - Exhibition«, Carpenter Center, Cambridge/MA
1968 »50 Jahre Bauhaus«, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, anschließend Royal Academy, London, Stedelijk Museum, Amsterdam, Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, Musée National d'Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris, Chicago, Toronto, Buenos Aires, Tokyo
1976 »Bauhaus- Color«, The High Museum of Art, Atlanta, anschließend Museum of Fine Arts, Houston, Fine Arts Gallery of San Diego, CA; »bauhäusler in amerika«, Bauhaus-Archiv, Berlin
1977 »Tendenzen der Zwanziger Jahre«, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Neue Nationalgalerie, Akademie der Künste, Schloss Charlottenburg, Berlin
1979 »Ungarische Konstruktivistische Kunst 1920-1977«, Kunstverein München; »Visionary Drawings of Architecture and Planning«, The Drawing Center, New York
1982 »The Art of the Bauhaus«, Helen Serger / La Boetie Inc., New York
1983 »Kandinsky - Russian and Bauhaus Years«, Solomon R. Guggenheim Museum, New York, anschließend The High Museum of Art, Atlanta, Kunsthaus Zürich, Berlin
»Klassiker der Avantgarde - Die ungarischen Konstruktivisten«, Galerie im Taxispalais, Innsbruck; »Utopian Visions in Modern Art - Dreams and Nightmares«, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution Washington, D.C.
1985 »Vom Klang der Bilder - Die Musik in der Kunst des 20. Jahrhunderts«, Staatsgalerie Stuttgart
1986 »Raumkonzepte - Konstruktivistische Tendenzen in Bühnen- und Bildkunst 1910-1930«, Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt/M; »Die Maler und das Theater im 20. Jahrhundert«, Schirn Kunsthalle, Franfurt/M; »Wechsel-Wirkungen - Ungarische Avantgarde in der Weimarer Republik«, Neue Galerie, Kassel
1987 »Wien und die ungarischen Konstruktivisten«, Collegium Hungaricum, Wien
1988 »Vom Himmel durch die Welt zur Hölle«, Kölnischer Kunstverein, Köln; »bauhaus utopien Arbeiten auf Papier«, Kölnischer Kunstverein, vorher Ungarische Nationalgalerie, Budapest, Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; »Maschinenmenschen«, Staatliche Kunsthalle, Berlin
1989 »Ungarische Graphik im Ausland - Deutschland 1919-1933«, Petöfie Irodalmi Muzeum, Budapest, anschließend Haus der ungarischen Kultur, Berlin
[Konstanze Thümmel, 1997]