- Artist/s
- Tomás Saraceno
- Titel
- Algo-r(h)i(y)thms
- Jahr
- 2024
- Medium / Material / Technik
- Polyesterseile, Kontaktmikrofone, Computer, Software für maschinelles Lernen, Lautsprecher, Shaker, Subwoofer, DMX-gesteuertes Licht
Vorbild für Tomás Saracenos partizipative Klanginstallation sind die Netzarchitekturen unterschiedlicher Spinnentiere. Forschungen über Spinnwebformationen und Kooperationen des Künstlers mit Arachnologen, Biotremologen, Bioakustikern und Kognitionswissenschaftlern sowie einer globalen arachnolphilen Gemeinschaft bilden die Basis für »Algo-r(h)i(y)thms« – eine Raumkonstruktion aus schwarzer Schnur.
In der künstlerischen Skalierung des arachnischen Raums auf das menschliche Maß wird unsere gewohnte Hierarchie der Sinne neu geordnet. Anders als Menschen verfügen Spinnen über einen unterentwickelten Sehsinn in Kombination mit einem ausgeprägten Tastsinn. Durch Erschütterungen, die sie durch das Netz senden und empfangen, gewinnen Spinnen ihr Bild der Welt. Das Netz, eine materielle Erweiterung ihres Sensoriums, fungiert als organisches Instrument zur Übertragung seismischer Signale.
Durch sanftes Zupfen an den Knotenpunkten des begehbaren Saiteninstruments werden für das Publikum unterschiedliche Nachhallfrequenzen spürbar. In der so entstehenden Klanglandschaft erlebt sich der arachnoide Mensch in multisensorischer Kommunikation.
Die in den Raum gespannten Globus-Formen verbindet den tierischen Mikrokosmos mit dem menschlichen Makrokosmos und dem Universum. Auch von außerhalb der terrestrischen Sphäre, aus den „unendlichen Räumen“, deren „ewiges Schweigen“ Blaise Pascal im 17. Jahrhundert noch fürchtete, erreichen uns elektromagnetische Vibrationen. Moderne hochsensible Sensortechnologie kann diese Frequenzen aus dem Weltall in ein für Menschen hörbares Spektrum übersetzen. Im Kosmos waltet die Ordnung einer Schönheit der Zahlen (arithmós) und wellenartiger Bewegungen ("rhythmós").
Produziert in Kooperation mit dem ZKM | Karlsruhe