TURNS: Screaming Minerals x Three Voices
Fr, 14.02.2025 19:00 Uhr CET
Sound Artist Ioana Vreme Moser erforscht Stimmen von Technik-Trash. Die Sopranistin Nina Guo lässt zusammen mit Sound Artist Max Eilbacher das Werk »Three Voices« von Morton Feldman zu einem hypnotischen Sound-Pattern anschwellen und im Kubus um uns kreisen.
Im Februar beginnt die neue Konzertreihe »TURNS: Sounding Cycles«. Das ZKM | Hertzlab schafft mit »TURNS« Resonanzräume, die unsere akustischen Blickwinkel drehen: Elektro-Trash wird zum Chor, Musik trifft auf Bauchgeräusche, Gamer:innen werden zu Performenden.
Die Reihe spielt mit unseren Hörgewohnheiten und öffnet das Verhältnis zwischen Künstler:innen und Publikum. Der Publikumsraum verwandelt sich in eine Bühne, auf der wir uns neu begegnen. Internationale und lokale Künstler:innen wie Nguyễn + Transitory, Nina Guo und Ioana Vreme Moser präsentieren Performances, partizipative Installationen und spielerische Ansätze, die uns als Zuhörende in den Mittelpunkt rücken.
Freut Euch auf anregende Abende im Klangdom, in denen gesellschaftliche Themen, künstlerische Forschung und musikalischer Ausdruck miteinander verschmelzen: Kreislaufwirtschaft trifft auf Mikrobiom und technologische Innovation auf organische Resonanz.
Jeder der thematischen Zyklen von »TURNS« – SOUNDING CYCLES (Februar–April 2025), SOUNDING OUTHEALTH (Mai–August 2025) und SOUNDING OUT CONNECTION (September–Dezember 2025) – ist ein inhaltlicher Impuls, der transformative Perspektiven auf Sound eröffnet.
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Konzert I: Screaming Minerals
Ioana Vreme Moser
In der Gestalt eines tödlichen, divahaften Charakters wurde Coquetta aus Fundstücken von Abfall und einer Obsession für Selbstverschönerung erschaffen. In Anlehnung an eines der frühesten menschlichen Rituale, das Auftragen von Kosmetika, entwickelt sich Coquetta auf üppig aussehenden, selbstgebauten elektronischen Instrumenten. Das physische Erscheinungsbild und das Verhalten der klingenden Schaltkreise werden symbiotisch mit Substanzen und Steuerungsspannungen verändert.
Die klingende Apparatur, bestehend aus einer Mischung von Kosmetik und Elektronik, ist handgefertigt und nimmt die Form eines mobilen Schönheitssalons an, in dem eine tägliche Toilettenroutine mit einem Schritt-für-Schritt-Make-up-Verfahren stattfindet.
Die Make-up-Auftragsinstrumente (Pinsel, Schwämme, Pads) und chemischen Substanzen (Cremes und Farbkosmetika) werden in Klang erzeugende Geräte verwandelt und rhythmisch auf das Gesicht in einem Crescendo angewendet. Feuchtigkeitspflege, Peeling, Wimpern-Wellen, Lidschatten, Puder-Puffing, Lippenstift-Auftragen und andere Manöver werden durch spezifische abrasive Geräusche dargestellt.
Coquetta entwickelt sich sardonisch, während die Substanzen in Hülle und Fülle auf ihr Gesicht aufgetragen werden und sie schließlich 'schön' machen, aber dennoch irgendwie deformiert.
Coquetta ist Ioana Vreme Mosers glamouröses Ultra-Femme-Alter-Ego. Eine fast zehn Jahre lang als Balletttänzerin tätige Künstlerin, die auf Opernbühnen in auffälligen Kleidern aufwuchs, träumte sie davon, so schön wie Barbie zu werden.
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Konzert II: Three Voices
Nina Guo und Max Eilbacher
Morton Feldmans Three Voices (1982) ist ein klanglicher Irrgarten. Cluster-Akkorde, hypnotische sich wiederholende Melodien und gebrochene Gesangslinien werden von drei exakt gleichen Stimmen geteilt, von denen eine live gesungen und die beiden anderen vorher aufgenommen wurden. In Kombination mit präzise unvollkommenen musikalischen Loops ist Three Voices gleichzeitig unheimlich und völlig vertraut. Wiederholungen sind niemals Faksimiles; Zyklen scheinen von neuem zu beginnen und doch ist immer etwas anders. Irgendetwas hat sich verändert, und genau das macht den Reiz der Musik aus. Nina Guo und Max Eilbachers Interpretation von Three Voices geht noch einen Schritt weiter, indem sie die beiden aufgenommenen Stimmen auflockert und so eine tiefere Sensibilität für die räumlichen Abstufungen beim Hören fördert.