Silver Egg. Die Sinnlichkeit der Medienkunst

Sa, 04.07.2026 – So, 07.02.2027

Motiv: www.bureauhog.com
Ort
Lichthof 8+9
Kosten
Museumseintritt

Eros, der Gott der begehrlichen Liebe, erscheint in Mythos und Philosophie als treibende Urkraft für kulturelle Evolution und Erneuerung. In Verbindung mit der Kunst hat sich der göttliche Eros zu einer einflussreichen Bild- und Denkfigur vitaler Zusammenhänge entwickelt. Sobald er als Impulsgeber ins Spiel kommt, gewinnt das Leben an Intensität und Gegenwärtigkeit, und treibt Kreativität voran. Die Ausstellung Silver Egg plädiert für eine erotische Haltung zur Welt und fragt: Was sind die Medien und Wahrnehmungsformen der Kunst, um den Sehnsüchten und Mängeln unserer Zeit zu begegnen? 

Am Anfang war das Ei

Einer Urszene zufolge schlüpfte der Liebesgott als schöpferische und ordnende Kraft inmitten kosmischer Winde aus einem silbernen Welt-Ei. In der griechischen Philosophie entwickelt sich Eros zum Mittler zwischen Himmel, Erde und den Künsten. Verspürt der Mensch kreative Verbindungsenergien, erlebt er sich lustvoll in das Leben hineingezogen. Diese Energien des Begehrens und der Selbststeigerung strömen in künstlerische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Tätigkeiten. 

Zurück zum Ursprung der Bedeutungsfülle

In der Geschichte der Kunst haben sich die Aussagen des kosmogonischen Mythos verengt: Unter dem Diktat christlicher Ethik und logozentrischer Orientierung wird Eros vorrangig als frivoler Repräsentant sexueller Verführung aufgefasst. Silver Egg. Die Sinnlichkeit der Medienkunst knüpft an das erweiterte mythologische Feld an, um etablierte Gegensätze von Intuition und Vernunft, Mythos und Wissenschaft, Erleben und Erkennen, Darstellung und Unmittelbarkeit in ein lebendiges Gefüge zu bringen. 

Enthusiasmus für die Kunst

In der Geistesgeschichte wurde die Bedeutung des Erotischen für die Produktion und Rezeption von Kunst vielfach begründet – von Platon über Karl Jaspers, Georges Bataille, Roland Barthes, Susan Sontag, Julia Kristeva, Audre Lorde bis hin zu Jean-Luc Nancy. Intellektualität und Wissen einerseits sowie Begeisterung und Lust andererseits bilden die Pole des produktiven Mit- und Gegeneinanders, aus dem Neues entspringt. Der ästhetische Raum der Ausstellung macht diese Spannung unmittelbar erfahrbar.

Die Auseinandersetzung mit dem Möglichen 

Für die Gestaltung ihrer Zukunft benötigen Gesellschaften Gegenwartssensibilität und einen imaginativen Horizont. In einer Zeit allgegenwärtiger Turbulenzen, Disruptionen, Aggressionen und politischer Spaltung plädiert die Ausstellung für eine vernunftgeleitete und zugleich sinnliche Begegnung mit dem philosophisch geprägten Eros – im Testfeld der Medienkunst. Rund 30 internationale Positionen engagierter, experimenteller und poetischer Kunst verbinden sich zu einer entwerfenden Praxis. In ihrem Zentrum steht das Begehren nach intensiver Auseinandersetzung mit dem gedanklich und technisch Möglichen.

Über das Unbekannte in die Zukunft

In Medienskulpturen, hybriden Installationen und filmischen Arbeiten werden Chancen und Fragen zu Robotik, Sensorik, Energetik, Kinetik und Ökologie erörtert, werden sowohl Konvivialität als auch die Gefährdungen sozialer und elementarer Lebensräume thematisiert.

Die Wegbeschreitung vom Bekannten in das Ungeschützte und Risikobehaftete mündet in wagemutige Kreativprozesse, woraus sich inspirierende Erlebnisformen und Denkanstöße ergeben. Silver Egg lädt alle Besucher:innen dazu ein, in eine sinnliche Sphäre aus Klang, Licht, Duft, Bewegung und Berührung einzutauchen und dem Puls und den Rhythmen des lebendigen Eros zu folgen.

Begleitprogramm

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