Video-Wissen

Künstlerische Medienforschung in der frühen Videokunst

© Raindance

Das Seminar »Video-Wissen. Künstlerische Medienforschung in der frühen Videokunst« ist eine Kooperation zwischen dem KIT | Institut für Kunst- und Baugeschichte und dem ZKM | Karlsruhe.

Seminarleitung: Dr. Barbara Filser (KIT | Institut für Kunst- und Baugeschichte)

Zu Beginn der 1970er-Jahre wurden von Videoschaffenden Forderungen nach einer neuen Art der Produktion und Vermittlung von Wissen laut, die dem gerade angebrochenen Medienzeitalter angemessen wäre. Ausdrücklich formuliert wurde dieses Anliegen etwa in dem Handbuch »Guerrilla Television«, das von einem der US-amerikanischen Videokollektive jener Jahre, der Raindance Corporation 1971 veröffentlicht wurde. Video sollte Mittel und Medium dieser Wissensrevolution sein.  Die Möglichkeiten der plötzlich verfügbaren Videotechnik mussten jedoch erst noch ausgelotet werden, und das nicht zuletzt in der künstlerisch-praktischen Arbeit mit dem Medium selbst. Gearbeitet wurde also auch an der Produktion eines Video-Wissens – eines Wissens über Video, das in Videos zutage tritt.

Aufgabe der Seminarteilnehmerinnen war es, Beispiele für ein solches Video-Wissen und dessen Produktion ausfindig zu machen. Als Quelle standen ihnen die Bestände der Raindance Corporation (Video-Archiv der Raindance Foundation) und ihrer Mitglieder (Paul Ryan, Ira Schneider) zur Verfügung. Aus diesem Fundus wurde im Seminar eine Auswahl von Bändern und Aufzeichnungen der Jahre 1970 und 1971 ausgewählt. Aufgabe war, die Videos inhaltlich zu beschreiben und die Einträge der Archivdatenbank zu ergänzen. Ausgehend von den Beschriftungen auf den Bändern und deren Boxen wurden weitreichende Recherchen unternommen, um die aufgezeichneten Ereignisse, die Daten, Orte und Protagonist*innen zu identifizieren. In manchen Fällen wurde auch der Status der audiovisuellen Aufnahmen eingeschätzt, d.h. ob es sich um Rohmaterial oder ein bearbeitetes Band handelt.

Für die Recherche wurden unter anderem die Zeitschrift »Radical Software« herangezogen, die  von der Raindance Corporation herausgegeben wurde, veröffentlichte Interviews mit Videoschaffenden der ersten Stunde, zeitgenössische Berichte in Zeitungen und Magazinen, Fotografien, Filme und weitere Videos jener Jahre sowie online verfügbare Bestände anderer Archive oder Beiträge, die Auskunft gaben zu Ereignissen wie dem ersten »Earth Day« und dem »Kent-State-Massaker« (beide 1970).

Die Ergebnisse dieser Recherchen sind in Sichtungsprotokolle und kurze beschreibende oder biografische Texte eingegangen, die in die Videodatenbank des ZKM eingepflegt wurden.

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Das Seminar »Video-Wissen. Künstlerische Forschung in der frühen Medienkunst« wurde im Rahmen von KIT-LehreForschung durchgeführt, einem Programm des Karlsruher Instituts für Technologie zur Förderung forschungsorientierter Lehre. Die Lehrveranstaltung erlaubte ein praxisnahes Arbeiten auf dem Feld kunst- und medienhistorischer Forschung mit verwertbaren Ergebnissen, das den Teilnehmerinnen zudem Einblicke in das Betätigungsfeld des Archiv- und Sammlungswesens gewährte. Die Arbeit an den genannten Beständen zusammen mit Studierenden wird im Wintersemester 2020/21 unter dem Titel »Hippies, Yippies und Portapaks: Gegenkultur in der frühen Videokunst« fortgesetzt. Der thematische Schwerpunkt wird dann auf der sogenannten »counterculture« der 1960er- und 1970er-Jahre als zeitgeschichtlichem Hintergrund der frühen Videokunst in den USA liegen.

Projektteam

Andreas Brehmer, Hartmut Jörg, Felix Mittelberger

Mitwirkende

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