Piero Gilardi

Vitigni danzanti

1992
Artist/s
Piero Gilardi
Künstler:in / Künstlergruppe
Piero Gilardi
Titel
Vitigni danzanti
Jahr
1992
Kategorie
Installation
Material / Technik
kinetische Licht-und-Klang-Installation; Aluminium, Eisen, Polyurethan, Latex, Leuchtmittel, Elektromotor, Sony Walkman, Lautsprecher, Steuerung: Pax Dataton
Maße / Dauer
300 x 500 x 400 cm
Sammlung
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
Beschreibung
»Vitigni Danzanti« ist ein Ausschnitt der Installation »Inverosimile«. Piero Gilardi entführt die Betrachter:innen in ein verwandeltes Hier. Verwandelt durch Funde aus der Technologie und durch eine Szenographie mit einem unsichtbaren Kameramann. Das Wissen, dass man zwischen drei Zeilen von Rebstöcken herumgehen kann, die durch Ton und Licht auf das Näherkommen reagieren, dass die Präsenz atmosphärische Veränderungen im gesamten Dekor hervorrufen kann, dass die Vorstellung in 20-Minuten-Etappen aufgeteilt ist, in denen sich der Ablauf eines ganzen Sonnentages widerspiegelt, weist auf das Vorhandensein einer Programmsteuerung hin.
Obwohl die Rebstöcke unmittelbar auf die Initiativen des Zuschauers reagieren, ist ihre Bewegung doch in einer merkwürdigen Laboratmosphäre entstanden. So ist das, was wir hier „Landschaft“ nennen, nichts anderes als eine „handelnde Prothese“. Ein Grund mehr, den Zuschauer von seinem angestammten Platz wegzuholen und ihn als aktiven Schauspieler und Koproduzenten einzubeziehen. Alle Erscheinungen, die das Auge beobachtet, die der Körper wahrnimmt – Pflanzenbewegungen, Veränderungen des Lichts, unterschiedliche Töne – werden sofort als instrumentale Manipulationen interpretiert. Diese Hilfe, die der Menschheit von den Maschinen geleistet wird, ist vielleicht die letzte gesellschaftliche Utopie, die uns am Ende dieses Jahrhunderts bleibt ...
Die als begehbare Fläche angeordneten Rebstöcke sind eine Hilfe zum Verständnis unserer Epoche und interpretieren sie auf ironische Weise. Die Simulierung wird zu einem aktiven Prinzip gemacht. Gilardi nimmt die Herausforderung eines neuen Gebrauchs des Wissens in einer Gesellschaft an, welche die Macht einer unangepassten Technologie ablehnt und einer wiedergefundenen Konvivialität den Vorzug gibt. Dieses Streben führt zu einem neuen Vertrag zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Kunst und Leben. Es ist offensichtlich, dass in der Interaktivität eine ungeheure Kraft steckt. Was sie heute prophezeit, ist die Tatsache, dass eine neue Generation technologischer Gegenstände die Redefinition des Raums auf eine Art und Weise unternimmt, die das Feld unserer geistigen Projektion und unserer Ideen erweitern kann.

Autor

Anne
Tronche

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