Begleitprogramm zur Ausstellung: Skulptur im Video
Werkschau und anschließende Diskussion
Do, 03.04.2003 19:00 Uhr CEST, Gespräch

Klassischerweise zählen die Raumachsen zu den charakteristischen Größen der Skulptur. Höhe, Breite, Länge dienen sowohl der Beschreibung wie der Kennzeichnung eines bildhauerischen Werkes, welches lange Zeit durch stabile Materie wie Eisen oder Bronze als langlebig, um nicht zu sagen unvergänglich im Realraum konstruiert wurde. Dieser über Jahrhunderte nicht in Frage gestellte Sachverhalt wurde ab Mitte der 1960er Jahre des 20. Jahrhunderts neu diskutiert. Ideen und verfügbare Technik der Zeit leiteten die KünstlerInnen an, neue, an den Medien orientierte, Wege zu gehen. Während Happenings und Performances in der Live-Darbietung einerseits das unveräußerliche Erlebnis der Einmaligkeit körperlicher Präsenz dem anwesenden Publikum zugänglich machten, führte die Aufnahme derselben auf Video gleichzeitig dazu, die Raum- und Zeitwahrnehmung neu zu formulieren. Zu diesem historischen Zeitpunkt trafen zwei konträre Prinzipien aufeinander, die sich phänomenologisch ergänzten und erst in der Zusammenschau den grundlegenden Wechsel der skulpturalen Parameter deutlich machten. Von diesem Moment an verlor die Skulptur ihre eindeutige Verankerung in der räumlichen Dimension, um zukünftig auch als zeitbasiertes Werk zu existieren. Es gab und gibt weiterhin Plastiken in der traditionellen Erscheinung aus Stein und Erz, aber daneben etablierten sich Bildhauer, die mit Fotografie und Video arbeiten, die prozessuale Kunstwerke erschaffen.

Die eingeladenen Künstler werden ihre Werke, die alle den medialen Bedingungen der Skulptur unterstellt sind, präsentieren. Das abschließende gemeinsame Gespräch soll der Frage nachgehen, inwiefern wir auf das körperliche Erleben und die mediale Vermittlung von Raum und Zeit angewiesen sind, um eine Plastik als solche zu erfassen. Wie entwickelt sich die Skulptur im »wire frame« des Cyberspace?

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