Andreas Müller-Pohle

Andreas Müller-Pohle, geboren 1951, hat die Fotografie und Medienkunst seit den späten 1970er Jahren als Künstler, Theoretiker und Verleger maßgeblich mitgestaltet und reflektiert. Er ist Begründer und Herausgeber der Zeitschrift »European Photography«, einer internationalen Kunstpublikation für zeitgenössische Fotografie, und Verleger der zentralen Schriften des Kultur- und Medienphilosophen Vilém Flusser, die heute in der zehnbändigen »Edition Flusser« vorliegen, darunter die auf seine Anregung hin entstandene »Philosophie der Fotografie«. Mit der Veröffentlichung von Flussers Essay »Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?« 1986 auf Floppy Disk zählt er zu den Pionieren des heutigen E-Books. Müller-Pohle ist Autor programmatischer Beiträge zur Fototheorie, etwa zum Visualismus und den medialen Strategien im digitalen Zeitalter, und war als Gastprofessor und Dozent an Institutionen in Europa, Nord- und Südamerika und Asien tätig.

Müller-Pohles Arbeiten wurden in über 200 Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Standen bei seinen frühen Fotografien, vor allem dem Projekt »Transformance«, Fragen der visuellen Wahrnehmung und des fotografischen Prozesses im Vordergrund, so wandte er sich in den folgenden Serien »Dacapo« und »Zyklogramme« sowie in seinem Video »Entropia« der Dekonstruktion und dem Recycling der Bilder zu. Mitte der 1990er Jahre begann er, sich mit der Verwendung digitaler, genetischer und politischer Codes auseinanderzusetzen, etwa in den 1995 entstandenen „Digitalen Partituren“ oder den »Blind Genes« von 2002. Es folgten Langzeitprojekte zum Thema Wasser (»Studies on Water«), darunter umfangreiche Porträts der Donau und der Metropole Hongkong, und die Untersuchung von Mobilitätsphänomenen in verschiedenen Regionen der Welt (»Studies on Traffic«). Müller-Pohles Arbeit gehorcht keinem linearen Muster, sondern umfasst die vielfältigsten Themen, Medien und Methoden. Nicht selten verbleiben seine Projekte im Entwurfsstadium und werden nun dem Archiv als Konzeptstudien zugänglich gemacht.

Das Archiv »Andreas Müller-Pohle« wird dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe als Vorlass übergeben. Es umfasst Korrespondenzen, Manuskripte, Skizzen und Materialien aus der künstlerischen und publizistischen Produktion Müller-Pohles, ergänzt durch Dokumente seiner über vierzigjährigen Herausgeberschaft der Zeitschrift »European Photography« sowie Text- und Bildzeugnisse seiner engen, über ein Jahrzehnt währenden Zusammenarbeit mit Vilém Flusser. Begleitet wird die Archivübergabe durch einen umfangreichen Werkankauf von rund 300 Arbeiten. Er umfasst neben einem Konvolut der frühen Analogfotografien Müller-Pohles wichtige digitale Exponate sowie den Großteil seiner seit den 1990er Jahren entstandenen Videos.