2. Gemeinschaft

Von Anfang an war die »Gemeinschaft« am Bauhaus ein viel beschworener Begriff.

Bereits im ersten Programm der Hochschule vom April 1919 betonte Walter Gropius, dass es das Ziel sei, »Architekten, Maler und Bildhauer aller Grade je nach ihren Fähigkeiten zu tüchtigen Handwerkern oder selbständig schaffenden Künstlern [zu] erziehen und eine Arbeitsgemeinschaft führender und werdender Werkkünstler gründen [zu wollen].« 

Neben dieser Arbeitsgemeinschaft war für ihn die Lebensgemeinschaft von Meistern und Studierenden wichtig, so dass er sie ebenfalls im Bauhausprogramm hervorgehoben hatte. Sie sollte in der gemeinsamen Freizeitgestaltung, in den Bauhausabenden und den legendären Bauhausfesten Ausdruck finden. Eben diese Arbeits- und Lebensgemeinschaft betonte auch Ludwig Mies van der Rohe 1932 als Bauhausdirektor, als das Bauhaus kurz vor seiner Schließung in Dessau stand:

»Es gibt in Deutschland und der Welt keine Bildungsstätte, die man dem Bauhaus an die Seite stellen könnte. Gerade in den letzten zwei Jahren ist das Verhältnis zwischen Lehrern und Lernenden in Dessau zu einer weit innigeren Zusammenarbeit gediehen als sie an irgendeiner anderen deutschen Hochschule erreicht werden kann.«

Ludwig Mies van der Rohe

Dabei hatte auch sein Vorgänger, Hannes Meyer, das kooperative bzw. kollektive Zusammenarbeiten aller Kräfte am Bauhaus zum wesentlichen Leitbegriff gemacht. Bei alledem wurde die Gemeinschaft am Bauhaus durch sich separierende Grüppchen am Bauhaus immer wieder auf die Probe gestellt, wie zum Beispiel durch die sektiererische Mazdaznan-Gemeinschaft um Johannes Itten am frühen Bauhaus, aber auch durch kommunistische Gruppen während der Ära Hannes Meyer und Mies van der Rohe. Und schließlich war die von Gropius von Anfang an verkündete »Gleichberechtigung der Geschlechter« nicht immer selbstverständlich und musste während der gesamten Bauhauszeit in der Gemeinschaft stets von neuem ausgelotet werden.

Kurator: Boris Friedewald