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TURNS x Global Sonic Research Residency Edition
Futureproofing Connection
Mi, 15.10.2025 19:00 Uhr CEST
Drei internationale Künstler:innen und Forscher:innen arbeiteten für drei Monate am ZKM, um die Grenzen der Klangforschung zu erweitern. Sie schaffen immersive Erfahrungen, die Raumklang mit spekulativen Erzählungen zum Thema „Futureproofing Connection“ verbinden. Nun stellen sie das erste Mal ihre Ergebnisse vor.
Rania Kim
BOUNDARIES OF AGENCY: Interaktive Sprachinstallation
Boundaries of Agency lädt das Publikum dazu ein, sich auf einen Dialog zwischen sich selbst und KI einzulassen, in dem es um Identität, Daten, KI und Nachhaltigkeit geht. Der Ausstellungsraum wird zu einem responsiven Sprachlabor, in dem die Teilnehmenden sowohl Subjekte als auch Mitgestalter sind. Die Teilnehmenden hören ihre Stimmen, die Fragen zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung in KI-geklonteten Versionen ihrer eigenen Stimmen beantworten.
Diese Rückkopplungsschleife entfaltet sich in einer räumlichen Klangumgebung. Je mehr Stimmen hinzukommen, desto mehr wächst die Installation zu einer kollektiven Klangskulptur heran, die in einer Live-Performance gipfelt – dabei werden die Stimmen der Teilnehmenden mit sonifizierten Daten wie weltweiten Temperaturabweichungen und live datengesteuerten Instrumenten verschmolzen.
Das Werk verwandelt Debatten über KI-Ethik in eine verkörperte, emotions- und gedankenanregende Erfahrung und fragt:
- Wo ziehen wir die Grenze zwischen technologischer Innovation und Identitätsschutz?
- Was bedeutet Verbindung, wenn Mensch und Maschine mit derselben Stimme sprechen?
Anstatt nur zu beobachten, spüren die Teilnehmenden die ethischen Herausforderungen der KI – durch die beunruhigende Erfahrung, sich selbst Dinge sagen zu hören, die sie nie gesagt haben. Jeder Besuch endet mit einem Moment der Reflexion, wodurch ein wachsendes Archiv mit Antworten der Gemeinschaft auf die Frage entsteht: Wie möchten wir unsere Stimmen mit der KI teilen?
Durch dieses Zusammenspiel von Klangkunst, Technologie und kritischer Hinterfragung verwandelt Boundaries of Agency Debatten über KI-Ethik in eine zutiefst persönliche Begegnung – und regt zu Gesprächen, Reflexionen und kollektiver Fantasie über die Zukunft an, die wir gestalten.
Rania Kim, bekannt als Portrait XO (she/they), arbeitet als transdisziplinäre Künstlerin, Musikerin, Forscherin und Datenaktivistin. Sie wurde 2023 mit dem Jazzki Award von ELBJAZZ ausgezeichnet und hat zusammen mit den KI-Audio-Pionieren Dadabots unter anderem den VUT Indie Award 2021 und den Eurovision AI Song Contest 2020 gewonnen.
Ihr KI-basiertes audiovisuelles Werk entstand u. a. während Residenzen bei NEW NOW FESTIVAL, BBA Gallery und Factory Berlin x Sonar+D. Sie gründete SOUND OBSESSED, eine Community für hybride Künstler:innen, die sich mit rechnergestützter Kreativität beschäftigen. Ihr aktuelles Forschungsprojekt umfasst Datenklang-Umwandlung (Data Sonification) und ihr KI-Album WIRE, das sich kritisch mit Vorurteilen in der KI und deren Auswirkungen auf Kreativität, Identität und Ökologie auseinandersetzt. Ihr neuestes Projekt »The Cost of Connection« wurde bei MUTEK Montreal und dem Gray Area Festival uraufgeführt. Es nutzt Daten der UN-Nachhaltigkeitsziele als Grundlage für eine audiovisuelle Performance.
Anastasia Koroleva
Sound Cage: Ein Klanglabyrinth der Verbindung
Sound Cage: A Sonic Labyrinth of Connection verwandelt den Raum in ein unsichtbares akustisches Labyrinth, in dem diskrete Schallvektoren die Teilnehmenden durch aufmerksames Zuhören führen. Die Reise des Zuhörerenden fungiert als Metapher für digitale und soziale Netzwerke und zeigt, wie sich Signale isolieren und überschneiden. An Schnittpunkten erzeugen sich überlagernde Ströme unvorhersehbare Klangfusionen und bilden vorübergehende Klangblasen, die das Paradoxon der Isolation durch Verbindung hervorheben.
Die Installation positioniert den Körper als Wahrnehmungsinterface und macht Bewegung zu einer Methode der Erkundung. Sound Cage: A Sonic Labyrinth of Connection untersucht, wie räumlicher Klang relationale Erfahrungen vermitteln kann, indem er flüchtige Momente gemeinsamer Präsenz und wahrnehmungsbezogener Resonanz schafft.
Anastasia Koroleva lebt derzeit auf Teneriffa, Spanien. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Technologie, raumgreifenden Installationen und der Integration von Natur und anderen Akteuren. Sie zeigte ihre Arbeiten auf Festivals und in Institutionen wie dem CTM Festival, Ars Electronica Garden, Garage Museum of Contemporary Art und der Tretyakov Galerie.
Philip Liu
Quasi-Spiritual Sonic Nexus: Heiliger Hall, Ikonen und Kolonialismus
Quasi-Spiritual Sonic Nexus erkundet die räumlichen Informationen, die in Klängen enthalten sind, denen gemeinhin heilige Eigenschaften zugeschrieben werden. Seit der Antike spielen die Eigenschaften von Klangspektren in verschiedenen Kulturen Asiens, Europas und darüber hinaus eine entscheidende Rolle bei der Auslösung affektiver Zustände und fungieren als Schwellenbereiche zu spirituellen Dimensionen. Diese Klänge dienen nicht nur als akustische Ereignisse, sondern auch als phänomenologische Brücken zwischen der materiellen und der transzendenten Welt.
In diesem Zusammenhang dekonstruiert der Künstler die Struktur dieser heiligen Resonanzen und schwingenden Objekte mithilfe spezieller digitaler Techniken, darunter physikalische Modellierung, Raytracing in akustischer Raumsimulation und Transientenseparation. Die dekonstruierten Elemente werden dann während der Performance auf unerwartete Weise neu kombiniert, wobei Trigger, Strukturen und Pfade durch lichtbasierte und grafische Projektionen visualisiert werden. Durch diesen Prozess versucht der Künstler, die universellen Eigenschaften heiliger Klänge aufzudecken und über neue Formen digitaler Heiligkeit nachzudenken.
Philip Liu (KR/US) ist Künstler für Klang und digitale Medien. Seine Arbeiten untersuchen oft Phänomene, die über biologische Wahrnehmung hinausgehen und durch Computer sichtbar gemacht werden können. Er studierte u. a. in Korea, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Seine Werke wurden weltweit gezeigt, z. B. im Asia Culture Center, Kimmel Center New York und der Akademie der Künste Berlin.
Futureproofing Connection
Gemeinsam zeichnen diese drei Projekte eine Landkarte der Verbindung von morgen. Sie bringen architektonischen Nachhall, die Symbiose von Stimme und Maschine sowie räumliche Klangnavigation zusammen. Klang wird hier zum Medium, das die Verflechtungen von Geschichte, Identität und Macht in kollektive Erlebnisse überführt.
Wir freuen uns sehr auf die Forschungs- und Performance-Phasen am ZKM | Hertzlab und bei HELLERAU, in denen diese Arbeiten neue Dialoge anstoßen werden.
Jurymitglieder:
Dr. Lea Luka Sikau (sie/ihr), ZKM I Hertzlab
Moritz Lobeck (er/ihn), HELLERAU
Katharina Meissner (sie/ihr), MUTEK
Kohui (er/ihn), sound artist