Edmund Kuppel. On a le droit de rêver (Man hat das Recht zu träumen)

Filmpremiere & Künstlergespräch

Fr, 23.01.2026 18:00 Uhr CET

© Edmund Kuppel, VG Bild-Kunst 2025
Ort
Medientheater
Kosten
Eintritt frei
Sprache
Deutsch

Der in Paris und Karlsruhe lebende Künstler Edmund Kuppel (geb. 1947) gehört zu den bedeutenden Pionieren der Medienkunst in Deutschland. Seit den frühen 1970er-Jahren setzt sich Kuppel in seinen Fotografien, Filmen und Videos mit der Glaubwürdigkeit der Bilder und dem Verhältnis von Reproduktion und Wirklichkeit auseinander. Diese erste analytische Phase seines Werks ging Anfang der 1990er-Jahre immer mehr in eine synthetische über. Seine Filme und Videos wurden zunehmend zum autonomen Medium und immer weniger zum Bestandteil von Objekten und Installationen. Die Frage nach dem, was wahr an unserer Wahrnehmung ist und wie wir die Wirklichkeit als Wahrheit rekonstruieren, ist in unserer digitalen Welt relevanter denn je. Kuppels medienkritisches Werk zeigt durch die Selbstdarstellung der Darstellungsmittel die Wahrheit als Illusion und Fiktion und verzichtet dabei nicht auf narrative Formen. Mit der Präsentation seiner beiden neuesten Werke »Gezeiten« (2023/25) und »SCHNITT/STELLEN« (2025) setzt Kuppel die Tradition der Erstaufführungen seiner Filmwerke am ZKM fort.

Der ausschließlich aus nicht verwendeten Aufnahmen eines früher realisierten Filmes entstandene Kurzfilm »Gezeiten« zeigt zwei Frauen und einen Mann, die vor den steil abfallenden Felsen der Künste in der Normandie an einem Kiesstrand sitzen, nicht wissend, ob das Meer steigt oder sinkt. Während der Mann von der Kamera begleitet die Steilküste nach einem Ausweg absucht, unterhalten sich die beiden am Strand Zurückgebliebenen über ihn. Der Ton des Gesprächs und die Bilder der Suchaktion wurden an getrennten Orten aufgenommen, jedoch im Film zusammenmontiert. Rhythmus und Narrativ des Dialogs wirken, als wären sie die Bildlegenden der Bilder der Suchaktion, deren Originalton sich mit dem des Dialogs vermischt. Die Synchronität von Bild und Ton suggeriert beim Betrachten des Films eine Einheit, denn im Film verschmelzen Parallelwelten, auch wenn widersprechende Inhalte vermittelt werden.

Kuppels neuester Film »SCHNITT/STELLEN« wurde am Canal Saint-Martin in Paris gedreht. Zwei mobile Brücken über den Kanal werden in Aufsicht zu Film-Schnittstellen. Das Öffnen und Schließen einer Drehbrücke dient Kuppel als Montagetechnik, als eine in Zeitlupe gefilmte Wischblende, bei der ein Bild von einem anderen überlagert wird. In geschlossenem Zustand wird die Brücke so zu einem Schauplatz einer Szene, in der Passant:innen in beide Richtungen zum gegenüberliegenden Ufer strömen. Kanalaufwärts hebt und senkt sich eine Hebebrücke wie ein Vorhang, der im geschlossenen Zustand zur Bühne wird, über den sich der Verkehr drängt. Hebt sich die Brücke, gibt sie den Blick auf den Kanal mit seinen vorüberziehenden Booten frei. In die Sequenzen der Brückenmanöver sind verschiedenste Definitionen des heute inflationär verwendeten Begriffes „Schnittstelle“ wie im Stummfilm durch harte Filmschnitte montiert. »SCHNITT/STELLEN« ist somit ein Film über Bilder und Begriffe und deren unterschiedlichsten gegenseitigen Zuordnungen.

Filme

Edmund Kuppel
»Gezeiten«, 2023/25
Video, Farbe, Ton, 11:30 Min.

Edmund Kuppel
»SCHNITT/STELLEN«, 2025
Video, Farbe, Ton, 20 Min.

Moderiert von Philipp Ziegler.

Begleitprogramm

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