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Ausstellung

Jeffrey Shaw: Place-Ruhr, 2000. Place-Urbanity, 2002

Fr, 20.12.2002 – So, 12.01.2003

© ZKM | Karlsruhe
Ort
Kubus

Jeffrey Shaw: »Place-Ruhr«, 2000

 Dortmund

In dieser Arbeit kann der Betrachter eine dreidimensionale virtuelle Umgebung erforschen, die panoramisch durch eine sinnbildliche Konstellation von Orten und Ereignissen erzeugt wird. Die Installation besteht aus einer rotierenden Plattform, über die ein Betrachter ein projiziertes Bild interaktiv auf einer großen kreisförmigen Projektionsfläche bewegen kann. Die virtuelle Landschaft enthält elf fotografische Zylinder, die bestimmte Orte des Ruhrgebiets zeigen. Der Betrachter kann in diesem dreidimensionalen Raum navigieren und die panoramischen Zylinder betreten. Sobald der Betrachter sich innerhalb eines Zylinders befindet, umschließen ihn die Projektionsfläche vollständig ausfüllenden Bilder wie in einer Surround-Filmvorführung: Eine zuvor aufgezeichnete Situation wird somit zu einem immersiven Ereignis, in das der Betrachter eintaucht.
 
Jeder dieser elf Orte definiert seine Identität durch die Szenographie seiner jeweiligen sowohl künstlichen als auch wirklichen Umwelt. Zugleich ist jeder Ort mit einem zeitlich genau bestimmten und eigens inszenierten Ereignis verbunden. Diese Ereignisse haben eine Dauer von ungefähr einer Minute und werden in Schleifen kontinuierlich wiederholt. Auf ähnliche Weise wiederholen sich auch die landschaftlich gestalteten Architekturen der elf Zylinder unendlich in alle Richtungen. In die Grundstruktur dieser Landschaft ist schematisch der »Baum des Lebens« der Kabbala eingezeichnet. Auf dieses Schema beziehen sich nun figurativ die Zylinder, die für elf bestimmte Orte des Ruhrgebiets stehen. Das Schema des »Baum des Lebens« ist wiederum mit einem Plan tatsächlicher, unter Tage liegender Bergwerksschächte in der Gegend von Dortmund verbunden.
 
Auf der Plattform ist an einer Säule eine Unterwasservideokamera angebracht. Dieses Gerät ist die interaktive Benutzerschnittstelle: Der Betrachter kann über die Tasten und Funktionen seine eigenen Bewegungen im virtuellen Raum steuern und die Rotation der Plattform sowie des projizierten Bildes auf der kreisförmigen Projektionsfläche bewirken. Ein im Kameragehäuse befindlicher kleiner Bildschirm zeigt den Grundrissplan der virtuellen Umgebung und den jeweiligen Standort des Benutzers innerhalb dieses Plans.
 Ein Mikrofon oben auf der Schnittstellenkamera nimmt jedes Geräusch auf, das der Betrachter verursacht. Diese Klänge werden auf der Projektionsfläche als kontinuierlicher Strom sich bewegender dreidimensionaler Wörter und Sätze wiedergegeben. Diese angezeigten Texte entspringen zwar stets dem Zentrum der Fläche, doch ihre eigentliche physische Anordnung innerhalb der virtuellen Umgebung wird durch den Pfad bestimmt, den der Betrachter durch seine Bewegungen definiert. Die Texte werden für insgesamt fünf Minuten angezeigt. Während dieser Dauer verblassen sie zusehends, bis sie schließlich ganz verschwinden. Doch dabei bilden sie eine Spur des Betrachters und eine, wenn auch flüchtige, Erinnerung seiner Präsenz an diesem Ort.
 
 Die Installation ist dem Ruhrtal gewidmet – den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Verwandlungen seines geographischen und geologischen Erbes in einen Schauplatz, der durch die Bedürfnisse des Menschen stets und auch weiterhin tiefgreifenden Veränderungen unterworfen sein wird.
 

Jeffrey Shaw: »Place-Urbanity«, 2002

Courtesy the Australian Centre for the Moving Image (ACMI), Melbourne
 
Ein psycho-ethnographisches Portrait von Melbourne
 
Melbourne ist aufgrund ihrer Größe und der Vielfalt der Einwanderergruppen eine ausgesprochen multikulturelle Stadt. Melbourne genießt außerdem den Ruf, die Comedy-Hauptstadt Australiens zu sein. »Place-Urbanity« präsentiert fünfzehn Panorama-Videoaufnahmen verschiedener Orte Melbournes, von denen jeder für sich mit einer bestimmten Immigrantengruppe und/oder Ethnie identifiziert wird. Chinesen, Mazedonier, Griechen, Italiener, Vietnamesen, Türken, Russen, Juden, Aboriginals, Afrikaner, Serben, Inder, Australier, Ägypter und Libanesen.
 
Die Installation ermöglicht Betrachtern die Rotation eines projizierten Bildes und zwar auf einer den Betrachter vollständig umschließenden Projektionsfläche mit einem Durchmesser von neun Metern. In einer virtuellen psycho-geographischen Rekonstruktion der Stadtlandschaft Melbournes werden innerhalb einer Serie architektonischer Zylinder die fünfzehn Panorama-Aufzeichnungen dargestellt. Die Videos werden auf die Zylinder-Innenwände projiziert. Beim Erkunden der einzelnen Panoramaszenen wird der Besucher jedes Mal auf einen Komiker stoßen, der – sozusagen von der Decke mit dem Kopf nach unten hängend – ins Bild kommt und einen Witz erzählt. Jeder dieser Komiker gehört einer bestimmten ethnischen Immigrantengruppe an, die in einer der Panoramaumgebungen jeweils repräsentiert ist. Die Witze reflektieren kritisch und humorvoll die Besonderheiten der unterschiedlichen Identitäten innerhalb des sozialen und geographischen Gefüges Australiens.
 
Produziert mit freundlicher Unterstützung durch den Cinemedia's Digital Media Fund (die im Kontext der Multimedia Victoria als Teil der Government's Connecting Victoria-Richtlinie der Stadt Victoria finanziell unterstützt wird. Diese Richtlinie macht es zum Ziel, alle Bewohner Victorias an den Vorteilen des technischen Fortschritts teilhaben zu lassen). Des weiteren wurde »Place-Urbanity« unterstützt durch das Australian Centre for the Moving Image, das ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe), das Australian Research Council, das Centre for Interactive Cinema Research, das College of Fine Arts, die University of New South Wales, die University of Western Sydney, das Australia Council sowie den Australian Federal Government's Arts Advisory Body.
 
 
 Anwendungssoftware: Adolf Mathias
 Anwendungshardware: Huib Nelissen
 360°-Videoproduktion und Postproduktion: Andreas Kiel
 Produktionsteam: Jan Gerigk, Torsten Ziegler, Derek Hauffen, Christina Zartmann

Organisation / Institution

ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie

Sponsoren

Cinemedia's Digital Media Fund ; Australian Centre for the Moving Image ; Australian Research Council ; Centre for Interactive Cinema Research ; College of Fine Arts ; University of New South Wales ; University of Western Sydney ; Australia Council ; Australian Federal Government's Arts Advisory Body

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