The Global Challenge of Art Museums II: Where is Art Contemporary?
Cover der Publikation »Contemporary Art and the Museum«
Fr, 19.10.2007 – Sa, 20.10.2007, Symposium
An der internationalen Konferenz »Where is Art Contemporary? The Global Challenge of Art Museums II« nehmen Vertreter von Museen aus allen Erdteilen teil. Sie wurden vom ZKM eingeladen, um die heutige Situation der Kunstinstitution Museum aus ihrer Sicht und dabei Erfahrungen vorzustellen, die oft ganz anders sind, als wir sie hierzulande kennen. Es gibt derzeit viele Theorien über das, was das Kunstmuseum ist, nicht ist oder sein soll. Aber wir wissen gewöhnlich nicht, wie die Praxis in den Kunstmuseen aussieht, vor allen Dingen, wenn sie mit einem ganz anderen Kunstbegriff umgehen muss.

Solche Fragen stellen sich vor allem angesichts der zeitgenössischen Kunst, bei der wir gewöhnlich nur ihre Vermarktung im Auge haben. Die Konferenz macht dagegen den Versuch, den Kunstbegriff zur Debatte zu stellen, nachdem die Globalisierung der Kunst vor allem außerhalb des Westens ganz neue Entwicklungen hervorbringt. Davon sind nicht nur die Kunstmuseen, sondern auch die bisher ethnologischen Museen betroffen, die sich derzeit in Museen der Kulturen der Welt umbenennen. Vertreter beider Gattungen von Museen treffen auf der Konferenz erstmals zusammen. Die Konferenz will also dazu beitragen, dass ein gewisses Ghetto, das durch die westliche Kunsterfahrung entstanden ist, geöffnet wird. Es werden Themen und Fragen vorgetragen, die oft bisher noch gar keine Aufmerksamkeit gefunden haben. Schließlich will das ZKM mit dieser Tagung ein neues Projekt vorstellen, in dem die Museumsfrage neu und zeitgemäß gestellt werden soll. Die Redner werden sich in drei Sektionen äußern, welche jeweils einer der großen Regionen der heutigen Welt gelten. Die erste Sektion wird im weitesten Sinne die Verhältnisse in Afrika aufrollen und den Blick auf den Nahen Osten erweitern. Die zweite Sektion gilt der neu entstandenen Kunstgeographie mit vielen Museumsgründungen in der asiatisch pazifischen Welt. Die dritte Sektion wird, mit ebenfalls prominenten Vertretern, die wiederum anderen Verhältnisse in Lateinamerika vorstellen.

Als eine Institution mit Museen, Forschungslaboratorien und eigenen Produktionsstätten sieht sich das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe als Relais in einem Netz von Partnerinstitutionen, in denen die zeitgenössische Kunst einen Standort besitzt. Das ZKM hat für Medientechnologie und Kunst einen Gründungsauftrag, der heute, besonders im Angesicht des zehnjährigen Jubiläums, nach einer globalen Perspektive verlangt.

Zum Schlagwort in den aktuellen wissenschaftlichen und politischen Debatten geworden, definiert sich Globalisierung gewöhnlich über die Märkte und den technischen Fortschritt, insbesondere in den Kommunikations- und Transporttechniken. Während sich globale Städte zu einer neuen wirtschaftlichen Weltordnung formen, bewegen sich Kapital, Menschen, Ideen, Bilder und Waren immer schneller über den Globus. Welche Rolle fällt in dieser Entwicklung heute Museen zu, deren Verflechtung mit ökonomischen und kulturpolitischen Interessen immer größer wird. Während die Sammler und Kunstmessen alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, gilt das nicht für öffentliche Museen. Aber gerade diese werden maßgeblich und nachhaltig entscheiden, welchen Wandel die globalisierte Kunstpraxis in den einzelnen Regionen der Welt nehmen wird. Das gilt für die postethnische Produktion ebenso wie für den Abschied von einem immer noch kolonialen, nämlich westlichen konnotierten, Kunstbegriff. Das Zeitgenössische wird in einer dezentrierten Welt sehr unterschiedlich wahrgenommen. Sowohl Institutionen, die bisher westliche Kunst der Gegenwart gesammelt haben, aber auch die anderen, deren Sammelgebiet bisher auf ethnisches Kunsthandwerk beschränkt war, sind künftig auf einen neuartigen Dialog angewiesen, den die geplante Konferenz in Gang setzen will.

Die Tagung legt den Schwerpunkt auf Institutionen, die von der entgrenzten Kunstpraxis und ihren Widersprüchen in erster Linie betroffen sind. Es geht dabei um das, was als zeitgenössische Kunst einer neuen Definition bedarf, wenn man sie aus ihrem westlichen Bezugsrahmen löst. Es geht um die Institutionalisierung einer Kunst, wie sie in den weltweit eingerichteten Biennalen hervortritt. Ist ihre Institutionalisierung überhaupt mit dem hergebrachten Museumstypus, der an ein lokales Publikum angebunden ist, vereinbar? Es geht um die Zukunft der Museen und um die Frage ihrer Sinngebung im globalisierten Zeitalter. Die Tagung will für diese Debatte einen Ort schaffen, an welchem diese Zukunft beginnt.

 

Teilnehmer und Referenten u.a.:

Claude Ardouin, British Museum / London
Hans Belting, Karlsruhe
Andrea Buddensieg, ZKM | Karlsruhe
Koeki Claessens, Royal Central African Museum / Brüssel
Jorge Glusberg, CAYC / Buenos Aires
Miguel A. Hernández, CENDEAC / Murcia
Oscar Ho Hing-kay, The Chinese University of Hong Kong / Hong Kong
Michael Hübl, Karlsruhe
Gregor Jansen, ZKM / Karlsruhe
Ángel Kalenberg, Montevideo
Ramón Lerma, Ateneo de Manila University / Manila
Justo Pastor Mellado, Salvador Allende Museum / Santiago de Chile
Alexandra Munroe, Solomon R. Guggenheim Museum / New York
Fumio Nanjo, Mori Art Museum / Tokio
Colin Richards, University of the Witwatersrand / Johannesburg
Wonil Rhee, Digital Media City Seoul / Seoul
Rafael Sámano, MUAC / Mexico Stadt
Mirjam Shatanawi, KIT Tropeninstitut / Amsterdam
Eugene Tan, Institute of Contemporary Arts Singapore / Singapur
Peter Weibel, ZKM / Karlsruhe
William Wells, Townhouse Gallery of Contemporary Art / Kairo
 

Programm:

 

Freitag, 19. Oktober 2007

10:15 Uhr
Peter Weibel and Andrea Buddensieg: Introduction

10:45 Uhr
Hans Belting: »Why the Museum? New Markets, Colonial Memories, Local Politics«


Section I: Contemporary Art and the Local Scene. Africa and the Middle East

11:30 Uhr
Mirjam Shatanawi: »Curating against the Odds: the Ethnographic Museum Today«

12:30–14:00 Uhr
Lunch Break

14:00 Uhr
Claude Ardouin: »The British Museum African Collections: from the Historic Collections to Collecting the Modern Cultures«

14:45 Uhr
Koeki Claessens: »The Royal Museum for Central Africa: From Colonial Museum to International Reference Institute for Central Africa«

15:30 Uhr
Colin Richards: »Contradiction. Contemporary Art, Globality and a (South) African National Institution«

16.15–16:45 Uhr
Coffee Break

16.45 Uhr
William Wells: »The Project of the Townhouse Gallery in Cairo«

18:15 Uhr
Wonil Rhee: »The Exhibition-Project Thermocline of Art. New Asian Waves«
 

Samstag, 20. Oktober 2007

9:15 am - 6:45 pm

Section II: The New Art Geography in the Asia Pacific Area

9:15 Uhr
Oscar Ho Hing-kay: »Business, Politic and People: Museum Development in Asia«

10:00 Uhr
Ramón Lerma: »The Ateneo Art Gallery: An Art Museum for our Time«

10:45–11:15 uhr
Coffee Break

11:15 Uhr
Eugene Tan: »New Art Environments in Singapore and Southeast Asia«

12:00 Uhr
Alexandra Munroe: »Collecting Contemporary Asian Art at the Guggenheim: The Dynamics of Canon Formation and Integrative Strategies«

12:45 Uhr
Fumio Nanjo: »The Mori Art Museum and Museums of Contemporary Art in Japan«

13:30–14:30 Uhr
Lunch Break
 

Section III: New Configurations in Latin American Art

14:30 Uhr
Jorge Glusberg: »Modernism versus Globalization in South America«

15.15 Uhr
Rafael Sámano: »The Project of the MUAC in Mexico City. Continuous Self-Questioning as Museological Activity«

16.00–16:30 Uhr
Coffee Break

16.30 Uhr
Justo Pastor Mellado: »Rethinking the Museum in Latin America«

17:15 Uhr
Ángel Kalenberg: »Retrospective on the Recent Museum History in Latin America (and its problematic)«

18:00 Uhr
Miguel A. Hernández: »Invisible Peripheries: Spanish Art, Multiculturalism and Topology«

Moderation: Hans Belting
Website
http://globalartmuseum.de/site/home
Organisation / Institution
ZKM
Sponsoren
Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung ; Landesbank Baden-Württemberg

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