Guan Xiao

Ein Tänzer eingehüllt in Plastikfolie
Guan Xiao setzt ihre Kunst als Mittel ein, um auf die von Digitalisie­rung und Globalisierung verursachte alltägliche Bilderflut zu reagieren. Dafür löst sie Bilder aus ihrem ursprünglichen Kontext und ordnet sie einer persönlichen Logik entsprechend neu an, um zu verstehen, was es bedeutet, Bilder von einer globalen Perspektive aus zu sehen. In ihren Triptychon-Videos und ihren skulpturalen Collagen beschäftigt sie sich mit dem inneren Gleichgewicht von Objekt und Subjekt, Alt und Neu, dem Selbst und dem Anderen, und zwar von einem Standpunkt aus, der sich der Intuition zu widersetzen scheint.
Zwei Frauen schauen sich an
Guan Xiao, »Cognitive Shape« 2013, in »New Sensorium«, ZKM 2016
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Harald Völkl

Reading (2013)

In dem traumartigen zweiteiligen Videoessay »Reading« ist auf dem linken Kanal die visuelle Wiedergabe mehrerer virtueller Säulen zu se­hen, die von oben nach unten durch das Bild laufen. Rechts wird die­ses visuelle Material als Text, unterteilt in sechs Kapitel, wiedergeben. In dieser gestischen und rhythmischen Analyse der künstlerischen Komposition veranlasst die Mischung der visuellen Ornamente aus verschiedenen Quellen die Betrachterinnen dazu, sich Gedanken über die mögliche Herkunft dieses Materials zu machen. Der Text wiederum beschreibt die Botschaft, die hinter diesen Kompositionen virtueller Ob­jekte steht: Wiederholung, Hyperbel, Analogie, und so weiter. Jeder legt einen bestimmten Gedankengang hinsichtlich der Herstellung von Bedeutung nahe.

Cognitive Shape (2013)

»Cognitive Shape« ist das erste Video, für das Guan Xiao im Triptychon-Format arbeitete. Dafür setzte sie unterschiedliches Material aus ihrer Bilddatenbank zu einem Videoessay zusammen. Die Künstlerin agiert als indexikalische Figur, um den kognitiven Prozess des Sehens zu schildern. In dem Video folgen untereinander in einer absteigenden Reihenfolge steinerne und technische Objekte, oder das fatalistische Bild einer fressenden Schlange gepaart mit dem klinischen Bild eines MRT-Scans. Dazu hören wir didaktische Erklärungen der futuristisch gekleideten Künstlerin. So bekommen selbst zeitgenössische Gegen­stände eine prähistorische, an ein Totem gemahnende Aura. Zunächst reflektiert die Stimme mit und ohne das Konzept der Sprache über den kognitiven Prozess, in späteren Sequenzen dann überprüft die Künst­lerin ihre früheren Schlussfolgerungen mithilfe einer verbalen Interpre­tation und veranlasst die Betrachterinnen so, die Bilder auf die von ihr nahegelegte Art zu sehen.