Maria Taniguchi

Ein Tänzer eingehüllt in Plastikfolie
Eine schwarze Leinwand steht im Raum
Maria Taniguchi, »Untitled (1)« (2015), in »New Sensorium«, ZKM 2016
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Harald Völkl
Maria Taniguchis Gemälde und Videos lenken die Aufmerksamkeit auf den Vorgang des Komponierens, Konstruierens und Rahmens. Bei ihrer fortlaufenden Serie »Untitled (Brick Paintings)«, für deren Bilder die Künstlerin jeden Ziegel einzeln malt, geht es um die physikalische An­häufung von individueller Zeit. Ausgehend von einem einfarbig grauen Untergrund rastert Tanaguchi ein Netz dünner Grafitlinien, das den beim Mauern entstehenden Mustern nachempfunden ist. Dann füllt sie jeden Ziegelstein einzeln mit schwarzer Acrylfarbe unterschiedli­cher Farbdichte aus und achtet dabei auf leichte Abweichungen, die im Muster zum Vorschein kommen, wenn Licht auf die glatte Oberfläche fällt. Maria Taniguchis Werk befasst sich mit dem Fortschreiten von Zeit in Bezug zur Ansammlung von Form und Erfahrung im künstlerischen Schaffensprozess. Die Wiederholung und die Modulation einzelner Zei­chen lassen sich als kodierte, ständig im Gespräch gefangene Sprache deuten. Scheinbar ist dieses Gespräch inwendig, doch im Grunde ist es offen und für Störungen und spätere Interventionen empfänglich.

Taniguchis großformatige, wandartige Gemälde mit einer Höhe von bis zu fünf Metern nehmen eindeutig skulpturale und architektonische Dimensionen an, wenn sie in Aluminiumrahmen gespannt und auf den Boden gestellt werden, um an die Wand der Galerie gelehnt zu werden. Die Ästhetik einer Außenfläche wird als Phantomschatten einer gebau­ten Umgebung in den Innenraum gebracht. So reiht sich die Künstlerin in eine Tradition von Künstlerinnen ein, die sich mit zeitbasierter Struk­turierung beschäftigten, und zeichnet den Prozess des Selbsterkennens durch das Verständnis für die Kontinuität der Zeit nach.