Vortrag/Gespräch

Georg Hohmann: Web 1.0, 2.0, 3.0

Wikis für das Wissensmanagement in Museen

Preview image for the audio "Brigitte Bornemann-Jeske: Barrierefreie Multimedia-Präsentation mit Javascript und Flash".
Preview image for the audio "Peter Weibel: You: Das Museum und Web 2.0".
Preview image for the audio "Christoph Klütsch, Susanne Schatral: MORITZ".
Preview image for the audio "Michael Mangold, Julie D. Woletz: Digital Storytelling im Kontext von Museen".
Preview image for the audio "Janine Burger: Netzbasierte Projekte im museumspädagogischen Bereich und die Vermittlung von Netzkunst im ZKM".
Preview image for the audio "Zorah Mari Bauer: Ortsbasierte Informationsräume".
Preview image for the audio "Klaus Bulle: Wer die Kirche im Dorf läßt, braucht das Rad nicht neu zu erfinden".
Audio File
Erstellungsdatum
Dauer
20:46

Beschreibung

Georg Hohmann, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

"'Wiki' is a composition system; it's a discussion medium; it's a repository; it's a mail system; it's a tool for collaboration. Really, we don't know quite what it is, but it's a fun way of communicating asynchronously across the network." [Anonym: (o.T.), <http://c2.com/cgi/wiki&gt;, (o.J.) (12.01.2006)]
Ausgehend von einer Konferenz, die der Verleger Tim O'Reilly 2004 veranstaltete, hat der Begriff Web 2.0 einen rasante Verbreitung erfahren, wozu nicht zuletzt die Übernahme des griffigen Titels in zahlreichen Weblogs beigetragen hat. Zunächst als typisches Internet-„Buzzword" gehandelt, hat er heute seinen Eingang sogar in klassische deutsche Printmedien wie Die Zeit und die FAZ gefunden. Dabei ist nicht exakt definiert, was Web 2.0 eigentlich genau bezeichnet. Allerdings scheint es ein gemeinsames Verständnis zu geben, dass dynamische Inhaltsdarstellung, Interaktion mit den Nutzern/-innen und gemeinsame Erzeugung von Inhalten durch die Surfer im Netz die zentralen Bestandteile des prognostizierten Phänomens sind.
Diese Bestandteile sind allerdings keine neuen Errungenschaften moderner Webtechnologien.
Bereits 1994, also nur vier Jahre nach der Erfindung des World Wide Web, entwickelte Ward Cunningham mit WikiWikiWeb Technologien und Methoden zur Wissensorganisation, wie sie heute für viele Web 2.0 Anwendung typisch sind. Die oft gebrauchten Schlagwort wie „Folksonomy", „Social Bookmarking"" oder „Tagging" sind ebenso auf die grundlegende Wiki-Idee anwendbar wie auf typische Web 2.0-Dienste.
Heutige Wikis kombinieren die ursprünglichen, noch immer bewährten und nahezu unveränderten Methoden und kombinieren sie mit modernen Netzstrukturen und Datenbanksystemen. Die Wikipedia ist der einschlägige Beweis dafür, dass dieses Konzept weiterhin trägt und mehr Anhänger findet als je zuvor. Daher ist es auch konsequent, dass Tim O'Reilly Wikis zu den zentralen Web 2.0-Diensten zählt. Dabei basiert die Wikipedia auf einer Software, zu deren Betrieb bereits ein einfaches Webhosting-Paket für wenige Euro im Monat ausreicht, wodurch eine Nutzung auch für kleinere Museen in Betracht kommen kann. Mit dem MediaWiki genannten System erhält eine Museum eine Softwaregrundlage zur Wissensorganisation, mit der sowohl einfache Websites als auch Bildarchive, Register, Kataloge, Dateiarchive und vieles mehr realisiert werden können, bis hin zur Abbildung des gesamten internen Informationsflusses. Dabei ist die Inhaltsgenerierung besonders einfach gehalten, und umfassende Konfigurationsmöglichkeiten erlauben weitreichende Anpassung der Software an die eigene Bedürfnisse.
Vom Einsatz eines Wikis kann ein Museum sowohl bei seiner Außendarstellung als auch bei seiner internen Wissensorganisation profitieren. Ein/e Webnutzer/in - der/die (potenzielle) Museumsbesucher/in - kann ganz im Sinne des Web 2.0 mit der Museumswebsite interagieren und wird direkt in die Generierung von (neuen) Inhalten eingebunden, was nicht zuletzt zu einer stärkeren Kundenbindung führt. Ein Museum demonstriert mit dem Einsatz eines Wikis Transparenz und kann von den beigesteuerten Informationen profitieren, etwa wenn Hinweise zu Sammlungsgegenständen beigesteuert werden.
Intern erlaubt ein Wiki die einfache Inhaltserzeugung durch alle Mitarbeiter/innen gleichermaßen und bietet dennoch umfassende Kontrollfunktionen. Redaktionelle Texte können gemeinsam erarbeitet, per Versionsverwaltung überwacht und zur Druckveröffentlichung in verschiedenen Formaten exportiert werden. Bilder und Texte werden zentral abgelegt und sind für jeden Mitarbeiter zugreifbar. Eigene Inhalte lassen sich mit anderen externen Inhalten im Netz verknüpfen oder bei Bedarf direkt in Dienste wie Wikipedia integrieren.
Die Semantic-Web-Verfechter haben auf den Erfolg von Web 2.0 reagiert, indem sie das Web 3.0 proklamiert haben; ein Netz, in dem inhaltliche Verknüpfung maschinenlesbar organisiert sind. Doch selbst für diese Herausforderung sind Wikis gewappnet. Mit der Semantic Wiki Extension können schon jetzt Informationen mit Semantic-Web-Technologien verarbeitet werden, wie sie zukünftig von Bedeutung sein werden.
Somit sind Wikis eine zukunftsweisende Technologie, die für Museen die Chance auf eine kostengünstige, netzbasierten und zeitgemäße Wissenspräsentation und -organisation bietet. Allerdings müssen sich Museen der Herausforderung stellen, ihr Wissensmanagement grundlegend zu überdenken und neue Wege der Kundenadressierung zu erproben.

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