Interview

Interview mit Kerstin Renz: 100 Jahre Hallenbau

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Datum
Dauer
31:22

Beschreibung

Dr.-Ing. habil. Kerstin Renz spricht im Interview über den Architekten Philipp Jakob Manz (1861-1936), der den Hallenbau A konzipierte. Über sein Werk schrieb sie ihre Dissertation »Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert. Das Büro von Philipp Jakob Manz«.
 
Das ZKM ist seit 1997 in einem ehemaligen, denkmalgeschützten Industriebau untergebracht. Baubeginn war 1915, also genau vor 100 Jahren. Dieses Datum nimmt das ZKM in seinem aktuellen Programm der GLOBALE zum Anlass, um sowohl die herausragende architektonische Qualität des monumentalen Baus zu würdigen, als auch der leidvollen Geschichte der ehemaligen Munitionsfabrik zu gedenken.

Der sog. »Hallenbau A« war zu seiner Entstehungszeit (1915–1918) einer der größten und architektonisch fortschrittlichsten Industriebauten Deutschlands. Auftraggeber war die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM). Als Architekt wurde Philipp Jakob Manz (1861–1936) beauftragt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts eines der größten deutschen Architekturbüros für Industriebauten in Stuttgart und Wien unterhielt. Der denkmalgeschützte Produktionsbau der Rüstungsfabrik, in dem bis zu 4.500 Arbeiter tätig waren, ist das letzte Relikt einer Werksanlage, die einstmals die Größe eines Stadtviertels umfasste und die, wenn auch am Stadtrand gelegen, eine ähnlich städtebaulich prägende Funktion hatte wie die barocke Schlossanlage Karlsruhe.

Der viergeschossige Bau mit den gewaltigen Abmessungen von 312 m Länge, 54 m Breite sowie insgesamt 16.500 qm Grundfläche wurde als Stahlbetonskelettbau nach dem Konstruktionssystem des französischen Ingenieurs François Hénnebique erbaut. Die durchgehend offene, auf einem weiten Pfeilerraster ruhende Struktur ist in zehn Lichthöfe gegliedert, die Fassade wird durch große Fensterflächen strukturiert.

Nach der Nutzung als Munitionsfabrik bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ging die Werksanlage in die zivile Nutzung durch die Industriewerke Karlsruhe-Augsburg (IWKA) über. Nach Aufgabe des Produktionsstandorts in den 1970er-Jahren blieb das Werksgelände als Industriebrache liegen.

Erst über 20 Jahre später wurde entschieden, das Industriegebäude – das trotz des Denkmalschutzes vom Abriss bedroht war – einer neuen Nutzung zuzuführen. Nachdem bereits Künstlergruppen durch Besetzung von Räumen des Gebäudes in den Jahren 1981 bis 1989 auf eine mögliche kulturelle Nutzung hingewiesen hatten, beschloss der Gemeinderat Karlsruhe, den Hallenbau A zum Standort des neugegründeten ZKM | Zentrum für Kunst Medientechnologie und der ebenso neugegründeten Hochschule für Gestaltung (HfG) sowie der Städtischen Galerie Karlsruhe umzuwidmen. Das Architekturbüro Schweger + Partner konzipierte und verwirklichte den funktionell wie ästhetisch anspruchsvollen Umbau. 1993 erfolgte der symbolische Spatenstich, 1995 das Richtfest, 1997 zog das ZKM in den »Hallenbau A« ein.

Videodokumentation:
ZKM | Institut für Bildmedien

Kamera: Jonas Denzel, Martina Rotzal, Christina Zartmann
Schnitt: Christina Zartmann
Interview: Dominika Szope

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