Hans Belting: Schmetterlings-Netze
- Datum
- Dauer
- 20:00
Beschreibung
Hans Belting behandelt in seinem Vortrag drei Themen: Das kulturelle Gedächtnis, die digitalen Medien und die Konservierung der Medienkunst. Dabei stellt er sich die Frage, ob ein Digitales Archiv nicht ein Widerspruch in sich ist. Sein Problem mit dem Begriff ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Archiv eigentlich von seinem Wesen her konstant ist, während sich digitale Medien stets im Flux des technischen Fortschritts befinden. Daraus ergibt sich, dass digitale Archive neu gedacht werden müssen, damit sie überhaupt existieren können. Brauchen wir nun Archive für digitale Kunst oder digitale Archive für alles, was anders gespeichert wird? Das digitale Zeitalter fordert uns zu einer Neuordnung der Erinnerung auf. In der Medienkunst wird es dabei nicht nur um die Anfänge gehen, sondern auch um das Verhältnis von Technologie und Konzept, da Medienkunst eine Art »Zwitter« aus Technologie und Konzept darstellt. Alte Techniken kommen aus der Mode und werden als Erinnerung archiviert, auch um die Überlegenheit neuer Technologien zu demonstrieren. Kunst wird hingegen anders erinnert, denn sie veraltet nicht in gleichem Maße und auf die gleiche Weise, weil sie ohnehin nicht zum Gebrauch und Nutzen bestimmt ist. Ihr Wert bemisst sich eher daran, wie »unwiederholbar« sie ist. Medienkunst veraltet zwar so rasch wie ihre Technik, jedoch nicht in ihren Ideen und Konzepten. Ihre Erhaltung macht insofern Sinn, als dass sie zeigen kann, wie wichtig Konzept und Idee im Gegensatz zu technischen Neuerungen in der Kunst sind. Zugleich stellen frühe Werke der Medienkunst aber auch eine Art Auflehnung gegen jede Form von Konservierung dar. Wenn sie dann trotzdem für die Nachwelt erhalten werden, geraten sie, zu »Schmetterlingen, die gefangen und aufgespießt sind, [und daher nicht mehr] fliegen.« Der Kunsthistoriker Hans Belting hat, nach Stationen an den Universitäten in Hamburg, Heidelberg und München, 1992 die Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe mitbegründet und die Fächer Kunstwissenschaft und Medientheorie gelehrt. Gegenwärtig betreut er u. a. das Projekt GAM (Global Art and the Museum) sowie die Ausstellung »The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989« am ZKM | Karlsruhe.