Beschreibung
Interview mit Sterling Crispin im Rahmen der Ausstellung »Infosphäre«.
Die Ausstellung bietet einen Überblick über die Kunst im Zeitalter der Digitalen Revolution und deren soziale Folgen. Darüber hinaus gibt sie einen Einblick in die neue Datenwelt, deren Existenz durch die NSA-Affäre endlich in das allgemeine Bewusstsein vorgedrungen ist.
Sterling Crispin: Data Masks (2013–heute)
Sterling Crispins Masken beruhen auf einer Software für biometrische Gesichtserkennung, bei der Algorithmen mithilfe von geometrischer Anordnung und Oberflächentextur bei frontaler Ansicht ein menschliches Gesicht identifizieren.
Crispin verfolgt jedoch den umgekehrten Weg einer erneuten Visualisierung des Entvisualisierten: Was für uns als eine verpixelte, unmenschliche Geistermaske erscheint, ist das, was ein Computer für ein menschliches Gesicht hält. Diese Schatten eines Gesichts sind unheimliche Porträts, die allerdings keine bestimmte Person abbilden, sondern zeigen, wie Maschinen Menschen wahrnehmen, sie auf allgemeine Erkennungsmerkmale reduzieren und dabei von ihrem eigentlichen Aussehen abstrahieren.
Crispin setzt sich mit dem auseinander, was die menschliche Existenz ausmacht, und untersucht die Grenzen zwischen Individualität und allgemeiner Erkennbarkeit.
Zugleich beleuchtet er mit seinen Masken aber auch die unsichtbaren Prozesse der Überwachungsmechanismen und wirft die Frage auf, wie mittels Überwa- chungstechnik Menschlichkeit wahrgenommen, ja vielleicht sogar verändert
wird und inwiefern Mensch und Maschine interagieren. Dabei geht es Crispin nicht darum, die Gesichtserkennung zu verurteilen, sondern vielmehr, ihre Strukturen transparent zu machen.
Anna Hennig
Videodokumentation:
ZKM | Institut für Bildmedien
Kamera: Sarah Binder, Jonas Denzel, Jonas Pickel, Martina Rotzal
Schnitt: Martina Rotzal
Interview: Regina Hock