Monika Huber
Archiv
Im Dezember 2010 begann die Künstlerin Monika Huber sich verstärkt mit Bildern aus Fernsehnachrichten auseinanderzusetzen und dazu ein umfangreiches Bildarchiv anzulegen. Ganz Nordafrika schien damals in Aufruhr. Die dortige Bevölkerung forderte die Absetzung ihrer korrupten, diktatorischen Regierungschefs, ging für mehr Gerechtigkeit und bessere Lebensbedingungen auf die Straße, egal ob in Tunesien Ägypten Libyen, Jemen, Syrien oder Bahrain. Es war die Zeit des sogenannten "Arabischen Frühlings". Die Bürgerproteste verbreiteten sich in einer ganz neuen Geschwindigkeit und deren Bilder dominierten sämtliche Informationsmedien.
Das Internet und die neue Möglichkeit, sich auf sozialen Plattformen auszutauschen und zu organisieren, machten spontane Absprachen für Proteste möglich. Bilder und Videos von Ereignissen konnten in Echtzeit geteilt werden, auch von Orten, aus denen keine internationale Berichterstattung mehr möglich war, da ausländische Journalisten nicht mehr ins Land gelassen wurden. Oft waren es unscharfe, vernebelte oder verwackelte Smartphone-Bilder, die mit dem Nachrichtenkommentar übermittelt wurden, dass die Urheberschaft des Gezeigten nicht verifiziert werden könne. Genau diese verschwommenen Bilder interessierten Monika Huber, sie wurden Ausgangspunkt ihrer weiteren künstlerischen Arbeit.
Über mehr als zehn Jahre hinweg entstand ein Bild-Archiv, dem Monika Huber den Titel »Einsdreissig« gab. Dieser benennt die durchschnittliche Länge eines einzelnen Nachrichtenbeitrags innerhalb eines Nachrichtenblocks. Die Gesamtdokumentation umfasst Tausende von Nachrichtenbildern. Hunderte davon hat Monika Huber künstlerisch überarbeitet. Im vorliegenden Buch ist somit nur ein kleiner Ausschnitt des Archivmaterials publiziert. Es versteht sich von selbst, dass das Archiv »Einsdreissig« keinen Anspruch auf Vollständigkeit bei der Erfassung politischer Ereignisse erheben will und kann. Die Konfliktlage auf der Welt ist dazu schlicht zu komplex.
Das Archiv »Einsdreissig« mit seinen von Monika Huber re-fotografierten und analog bearbeiteten medialen Nachrichtenbildern ist nun in einer Datenbank mit all den tagespolitischen Ereignissen erfasst und verschlagwortet. Das Archivmaterial in seiner Gesamtheit bildet ein künstlerisches "Work in Progress", ist zugleich das Reservoir für weitere künstlerische Bearbeitungen in Fotografien, Installationen, Videos und Sound-Arbeiten. Die Gleichrangigkeit, die Monika Huber der analogen wie der digitalen Weiterbearbeitung des Archivmaterials zukommen lässt, ist Ausdruck ihres intermedialen Kunstverständnisses, in dem die Prozesse des Sehens, Auswählens und Neu-Arrangierens der Bilder als Bestandteile ein und desselben künstlerischen Handelns verstanden werden.
(Bernhart Schwenk)
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