Klangdom-Konzert
ARD Hörspieltage 2009
Sa, 07.11.2009 19:00 Uhr CET
Nach den überaus spektakulären Konzerten bei den ARD Hörspieltagen in den letzten Jahren wird sich der Klangdom auch in diesem Jahr wieder mit neuen Werken präsentieren. Der Klangdom besteht aus einer Installation von 47 Lautsprechern im blauen Kubus des ZKM, die es zusammen mit der Software Zirkonium (Download unter www.zkm.de/zirkonium für Mac OSX) ermöglicht, eine unbestimmte Anzahl an Klängen kontinuierlich im Raum zu bewegen. Dabei wird der Hörer direkt vom Klang umgeben. Als Erweiterung konventioneller Systeme, bei dem die Lautsprecher vor und hinter dem Zuhörer platziert sind, befinden sich die Klangwandler im Klangdom auch über dem Zuhörer, so dass dieser vollständig von Klang umgeben ist. Dadurch wird die Musik zu einem imersiven Erlebnis: Das Werk ist kein kompaktes Klangobjekt, sondern wird zu einer Klang-Umgebung. Die einzelnen Schallbestandteile erklingen aus allen erdenklichen Richtungen und ermöglichen es dem Zuhörer sich als Teil der klanglichen Szenerie zu erleben. Der Hörer befindet sich quasi wie in einem Wald, in dem Klänge aus allen Richtungen erschallen. Anstatt solch eine Szene zu einem Klanghintergrund zu degradieren ist es für den Zuhörer im Klangdom möglich, separate Klangobjekte zu identifizieren, sich auf einzelne Klänge zu fokussieren und so die aus vielen einzelnen Klängen bestehende Szenerie im Kopf neu zusammenzusetzen.
Das Projekt »Prague Favourite Sounds« begann mit einer offenen Online-Gemeinschaft, welche zusammen mit den beiden Komponisten eine reichhaltige Klangbibliothek der Stadt Prag sammelte. Somit entstand eine emotional-historische Klangtopografie von Prag, die über die Frage nach den „favourite sounds" (Lieblingsklänge) seiner Bewohner das vielschichtige Porträt einer Stadt zeichnet.
Für dieses Hörstück haben der sound recordist und Musiker Peter Cusack und der Medienkünstler Miloš Vojtechovský aus all diesen Aufnahmen eine Komposition entwickelt, die zu einer Reise durch die verstecktesten und geheimsten Orte Prags einladen. Diese Produktion entstand im Rahmen von »rádio d-cz«, ein Projekt von Zipp – deutsch-tschechische Kulturprojekte, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Die in 5.1. Surround Sound produzierte Studiofassung dient in Teilen als Grundlage für die bei den ARD Hörspieltagen 2009 uraufgeführte 47-kanalige Klangdomversion.
Die spezielle Möglichkeit des Klangdomes Klang zu inszenieren nutzten Sabine Schäfer und Joachim Krebs in der SWR Produktion »Sprachmilieu Nr.3 aus ProsaPhon(ie)«. Das ursprünglich als stereophones Hörspiel gesendete Werk wurde neu bearbeitet, die einzelnen - ein polyphones Geflecht ergebenden - Stimmen wurden im Raum positioniert und bewegt. In der Uraufführung der Klangdomversion wird das dramatische aber auch poetische Potential des Textes deutlich – gestaltet als extensives Raumerlebnis.
Im Anschluss wird Ludger Brümmers klanggewaltige Komposition »de la nuit« in einer 36-kanaligen Fassung erklingen. Hinzu kommt eine Laser-Visualisierung von Manuel Weber. Das bereits im letzten Jahr programmierte Werk konnte wegen eines technischen Defekts des Lasers nicht aufgeführt werden. Dies wird nun in der erstmaligen Aufführung der kompletten Version nachgeholt, nachdem das russische Fernsehen und der SWR in der Sendung »Schätze des Landes« bereits darüber berichteten.
Als letztes Werk erklingt Trevor Wisharts Komposition »Imago«, welche der Giga-Hertz-Preisträger anlässlich der Preisverleihung schuf. Der für seine unglaublich reichhaltige Klangsprache bekannte Wishart realisierte dieses Werk aus einem Extrem heraus. In »Imago« erklingt beinahe ausschließlich das Geräusch zweier Weingläser, die angeschlagen werden. Was Wishart aus diesem einzelnen Ton im Laufe der Komposition macht, verdeutlicht seinen virtuosen Umgang mit musikalischer Gestaltung und technischer Meisterschaft.
- »Prague Favourite Sounds« von Peter Cusack und Miloš Vojtechovský
- »SprachMilieu Nr.3« von Sabine Schäfer und Joachim Krebs
- »De la nuit« von Ludger Brümmer; 36-Kanaltonband mit Laservisualisierung von Manuel Weber (1994)
- »Imago« von Trevor Wishart (2002)