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Peter Weibel über die Ferngesellschaft

Ein Interview in der TV-Sendung »deadline«

© DR Danish Broadcasting Corporation
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Im Interview mit Moderator Steen Nørskov spricht Peter Weibel, künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand des ZKM, in der dänischen TV-Sendung »deadline« vom 4. Juli 2020 über seine These der Ferngesellschaft und neue Konzepte für Kunst und Kultur nach der Corona-Pandemie.

Weitere Gäste der Show waren Merete Sanderhoff, leitende Beraterin und Kuratorin des Statens Museum for Kunst (SMK) und Bo Kampmann Walther, Dozent am Institut für Kulturwissenschaften der Syddanske Universitet, Odense.

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Zu Gast bei »deadline« erklärt Peter Weibel, wie die Coronakrise sichtbar gemacht hat, dass wir schon längst in einer »Ferngesellschaft« leben. In einer Ferngesellschaft, in welcher das Gefühl von Gemeinschaft, das wir erleben, wenn wir uns im kulturellen Kontext treffen – zu Konzerten, Theaterstücken, Fußballspielen – nur eine Illusion ist.

Der zentrale Grundsatz dieser Ferngesellschaft ist laut Weibel die Separation von Bote und Botschaft. Diese wird durch die Teletechnologie bzw. Ferntechnologie (Radio, Fernsehen, Fax, Internet, Telegrafie...) ermöglicht: Während es zuvor einen Boten brauchte, der eine Nachricht auf physischem Wege überbrachte – sei es Mensch, Brieftaube oder Zug – kann Kommunikation heute ohne die Übertragung durch einen Boten stattfinden.

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Peter Weibel

»Alle Technologie ist im Grunde Ferntechnologie: die Überwindung der Grenzen der Nähe.«

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In einer Zeit der auch nach Covid-19 wiederkehrenden Pandemien werde die Ferngesellschaft im Kunst- und Kultur-Bereich neue Konzepte entwickeln, bei denen es nicht nötig ist, dass Menschen sich gedrängt in Theatern, Konzertsälen oder auch Fußballstadien versammeln. Wir hätten als Gesellschaft noch nicht ganz verstanden, dass solche physisch anwesenden Zuschauermengen auch gar nicht mehr nötig sind: Wenn wir beim Fußball von »Geisterspielen« reden, dann verschleiern wir dabei, dass die Millionen von nicht-lokalen Zuschauer:innen vor den Fernsehern nicht nur ebenso real, sondern sogar kommerziell viel wichtiger sind als die paar Tausend im Stadion.

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Peter Weibel

»Wenn wir heute sagen, das seien »Geisterspiele«, zeigt das eine Verhexung des Verstandes durch Sprache: Die Zuschauer vor den Bildschirmen sind genauso real wie die Zuschauer im Stadion.«

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In neuen Konzepten für die Museen, Konzerte, Sport-Events der Ferngesellschaft hingegen könnten sowohl lokale als auch nicht-lokale Besucher:innen integriert werden, indem Physisches und Virtuelles sich gegenseitig ergänzen. Theater könnten etwa zu Räumen werden, in denen man sich frei bewegen kann und wo Szenen mit virtuell zugespielten verschränkt sind. So entstehen parallele physische und virtuelle Sprach-, Ton- und Bildwelten – die »Guckkastenbühne«, wie wir sie bisher kannten, werde in Zukunft jedoch nicht mehr möglich sein.

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Der darauffolgende Interview-Gast Bo Kampmann Walther, Dozent am Institut für Kulturwissenschaften der Syddanske Universitet Odense, wendet in der Diskussion von Weibels Thesen ein, Museen und der Fußball seien Teil einer zur Schau stellenden Kultur, welche die physische Präsenz eines Publikums zur Inszenierung der Inhalte benötige. Zwar ergibt wirtschaftlich betrachtet der Bau eines Stadions allein keinen Sinn, jedoch sind das Stadion wie auch das physische Publikum relevant für den Medienmarkt, um das (Schau-)Spiel des Sports für die Massen in Szene zu setzen. Grundsätzlich stimmt er jedoch zu, dass die Medien im Versuch, weiterhin die Vor-Corona-Realität abzubilden, zu einem Schauspiel bzw. Videospiel geworden sind.

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Merete Sanderhoff, leitende Beraterin und Kuratorin des Statens Museum for Kunst (SMK), pflichtet Weibel darin bei, dass der digitale Besuch im musealen Betrieb nicht mehr nur als Beiwerk, sondern als vollwertiges Pendant zum räumlichen Besuch gelebt werden muss – über die technologische Umsetzung dessen habe man in den vergangenen Monaten viel gelernt. Allerdings sind lokale und nicht-lokale Besuchsformen zwar gleichwertig, jedoch auch grundverschieden in ihren Effekten: Digitale Konzepte ermöglichen eine vielfältigere und tiefgreifendere Auseinandersetzung mit der kompletten Sammlung eines Museums unabhängig von der eigenen Lokalität; der Wert physischer Besuche hingegen liegt eher im sozialen Erlebnis, im Aufeinandertreffen von Mensch und Mensch sowie Mensch und Kunst, in der Erfahrbarkeit von Raum und Zeit. Nicht zuletzt gibt die Digitalisierung allen eine Stimme und demokratisiert so den Kulturbetrieb – dies sollten wir auch nach Corona beibehalten.

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