Serien der Automatenfotos
- Artist/s
- Peter Weibel
- Titel
- Serien der Automatenfotos
- Medium / Material / Technik
- Materialien variabel
- Maße / Dauer
- Maße variabel
Das fotografische Bild basiert auf einer technischen Apparatur, sie besitzt einen maschinellen Charakter, dessen Wesenszug das Automatische und Anonyme ist. Die Fotografie ist damit kein allseitiger Triumpf des individuellen Subjekts, sondern bezeugt die Potenz der Maschine. Im sich selbst machenden Foto der Instantfotografie, wie wir sie aus den Passbildautomaten von Bahnhöfen oder der Installation »Flick_KA« im Foyer des ZKM kennen, zeigt sich damit das eigentliche Wesen der Fotografie.
Der Skandal der Fotografie im 19. Jahrhundert bestand darin, dass sie die Fiktion entlarvte, dass Kunst ein Ort der einzigartigen Individualität sei. Abgelehnt wurde sie nicht wegen dem, was sie zeigte, sondern, wie sie es zeigte. Bis heute wird das Automatenhafte der Fotografie als Bedrohung der Kunst und deren Autonomie, als Bedrohung des bürgerlichen Ichs empfunden. In seinen 1967 entstandenen Automatenfotos »Selbstporträt als Frau«, Selbstporträt als »Anonymus« oder »Selbstporträt als junger Hund« verdeckt Weibel Teile seines Gesichts, wie Augen oder Mund, mit Zeitungsausschnitten und Werbebildern. Die abgebildete Person wird durch einen schwarzen Balken über dem Gesicht anonymisiert, schlüpft in ein anderes Geschlecht oder wird ein Tier. Die heutige Kultur des Selfies oder der Augmented-Reality-Effekte auf Instagram und Snapchat vorwegnehmend, legen Peter Weibels Automatenfotos damit die Konstruiertheit der fotografischen Selbstdarstellung und deren Möglichkeit, in wechselnde fiktive Rollen zu schlüpfen, offen. Das Selbstporträt des Autors zeigt daher keinen Autor mehr, sondern nur noch unterschiedliche Repräsentationen, die aus dem kulturellen Code abgeleitet sind.