Ulrike Rosenbach
Archiv
Ulrike Rosenbachs frühe Performances, in denen sie experimentell mit den technischen Möglichkeiten direkter Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe von Videos arbeitet und Kameras teilweise an ihrem Körper befestigt, erhielten international große Anerkennung. Durch die Teilnahme an wegweisenden Ausstellungen wie der documenta 6 (1977) und documenta 8 (1987) wurde Rosenbach zur renommiertesten deutschen Performance- und Videokünstlerin ihrer Zeit.
Noch während ihres Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie Bildhauerei bei Norbert Kricke und Joseph Beuys studierte, macht die Künstlerin die Rolle von Frauen in der Gesellschaft zum Thema. Ihre Hauben- und Kragenobjekte können als Symbole der Unfreiheit einer patriachalen Gesellschaftsform verstanden werden. Dieses Thema nimmt sie auch in ihren frühen Videoarbeiten auf, die als Körperaktionen ohne Publikum vor einer feststehenden Kamera in ihrem Studio entstehen und mit denen sie ihre Rolle als Künstlerin, Ehefrau und Mutter hinterfragt.
Die Beschäftigung mit der amerikanischen Women’s-Liberation-Bewegung und ein Lehrauftrag für feministische Medienkunst am renommierten California Institute of the Arts (CalArts) in Valencia/Los Angeles, Kalifornien Mitte der 1970er-Jahre bestärken Rosenbachs feministischen Ansatz und führen zu einer Erweiterung ihres Werks: Anstelle autobiografischer Themen stehen nun weibliche Rollenbilder und -klischees und deren kulturelle Überlieferung im Zentrum. Häufig greift Rosenbach dabei auf Zitate aus der Kunstgeschichte zurück und arbeitet mit Überblendungen von Liveaufnahmen ihrer Person mit Bildern von Frauengestalten aus Mythologie, Religion, Kunst und Populärkultur.
Mit fortschreitenden Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung verändern sich Ulrike Rosenbachs Videos in den 1980er-Jahren zu Bildkompositionen, in denen sie visuelle Effekte wie computergenerierte Bildmontagen und
-überblendungen einsetzt. Auf der Suche nach ur-weiblichen Prinzipien und archaisch-matriarchalischen Traditionslinien verschiebt sie den Fokus ihrer Arbeiten in diesen Jahren immer mehr hin zu grundlegenden Aspekten der Koexistenz von Mensch und Natur, der Struktur von Raum und Zeit und dem zyklischen Kreislauf des Werdens und Vergehens.
In den 1990er-Jahren schafft Ulrike Rosenbach Medienskulpturen, in denen sich die weitreichenden emanzipatorischen und gesellschaftspolitischen Inhalte ihres Werks plastisch verdichten. Zahlreiche ihrer Performances setzt die Künstlerin in komplexen räumlichen Installationen um. Ihre zuletzt entstandenen Videoarbeiten sind Zusammenfassungen und Synthesen früherer Arbeitszyklen, in denen sie neben Bildzitaten aus eigenen Werken auf bearbeitete Sequenzen aus der Filmgeschichte und andere Quellen zurückgreift und diese zu atmosphärisch dichten, neuen Bildcollagen zusammenfügt.
Restaurierung & Digitalisierung
Seit 2018 wird am ZKM | Labor für antiquierte Videosysteme Ulrike Rosenbachs mehr als 650 analoge Bänder – 150 digitale und 500 analoge Formate – umfassendes Videoarchiv digitalisiert und aufgearbeitet. Das Archiv bietet Einblick in alle Schaffensphasen der Künstlerin. Dieses bildet auch die Grundlage für die große Retrospektive der Künstlerin im ZKM | Karlsruhe mit dem Titel »Ulrike Rosenbach. heute ist morgen« mit über 70 Werken aus dem Videoarchiv.
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