Gerhard Hoehme

Geburtsjahr, Ort
1920, Greppin, Deutschland
Todesjahr, Ort
1989, Neuss, Deutschland
Rolle am ZKM
in der Sammlung
Biografie
Gerhard Hoehme wurde 1920 in Greppin geboren. Bis 1951 lebte er in Halle/Saale, wo er ein Studium bei dem Schriftschöpfer Herbert Post absolvierte. Ab 1952 lebte er in Düsseldorf. Dort traf er J.-P. Wilhelm, über den er in Kontakt mit Jean Fautrier und Jean Dubuffet in Paris kam. Als Mitinitiator des Informel nahm er 1957 an der Gründung der Galerie 22 in Düsseldorf teil. 1960 bekam er den Rom-Preis zugesprochen und verbrachte ein Jahr in der Villa Massimo in Rom. Von 1960-84 war Gerhard Hoehme Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Er starb 1989 in Neuss-Selikum.
 
Hoehmes Werk ist gekennzeichnet durch das Streben nach einer Entgrenzung des Bildes. Schon während des Malprozesses sucht er die faktischen Grenzen der Leinwand zu umgehen, indem er ein großes Stück Leinwand auf den Boden legt, statt es auf einen Keilrahmen zu spannen. Dies bietet ihm die Möglichkeit, den Raum so in Anspruch zu nehmen, wie für den Arbeitsprozess notwendig. Format und Form des Bildes entscheiden sich erst nach dem Malvorgang. Immer wieder fügt Hoehme auch Gegenstände oder Fotografien, Gedrucktes in seine Bilder ein. So experimentiert er ab 1964 mit Schnittmusterbögen. 1965 führt er die Schnur als strukturelles, auf der Bildoberfläche liegendes Element ein. Er steigert dies ab 1966 mit farbigen Nylonschnüren, die so aus dem Bild herausführen, dass die gemalten Linien auf der Leinwand sich über das Bild hinaus in den Umraum fortsetzen. Das Geschehen auf der Leinwand setzt Hoehme auf diese Weise vielfaltig in Beziehung zum Umfeld der Bilder. Er deklariert damit den Raum vor dem Bild als Teil des Bildraumes.
 
Einzelausstellungen (Auswahl)
 
1954 Studio im Museum Wuppertal
1956 Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld
1957 Galerie 22, Düsseldorf
1964 Kunsthalle Mannheim
1968 Villa Massimo Accademia Tedesca, Rom
1972 Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg
1979 Kunsthalle Düsseldorf
1980 Museum am Ostwall, Dortmund
1985 Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
1986 Sprengel Museum Hannover
1989 Stux Gallery, New York; Kunsthalle Kiel
1992 Museum am Ostwall, Dortmund
1994 Galerie Neher, Essen
1995 Landesgirokasse, Stuttgart
 
Gruppenausstellungen (Auswahl)
 
1956 »Interferenzen«, Galerie Vertiko, Bonn
1957 »Eine neue Richtung in der Malerei«, Städtische Kunsthalle Mannheim
1959 documenta Il, Kassel
1962 »Gegenwart bis 62«, Haus am Waldsee, Berlin
1963 »Schrift und Bild«, Stedelijk Museum, Amsterdam, anschließend Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
1970 »Konzepte einer neuen Kunst«, Kunstverein Göttingen
1972 »Druckgraphik des deutschen Informel«, Kunsthalle Nürnberg
1974 »Surrealität - Bildrealität«, Kunsthalle Düsseldorf, anschließend Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
1977 »Tendenzen der Kunst in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945«, Szépmüvészeti Museum, Budapest
1978 »Rückschau Villa Massimo, Rom 1957/1974«, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, anschließend Saarland Museum, Saarbrücken; Staatliche Kunsthalle, Berlin
1982 »Bilder sind nicht verboten«, Kunsthalle Düsseldorf

​[David Richardt, 1997]