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Martine Neddam

Geburtsjahr, Ort

1953
Oran
Frankreich

Rolle am ZKM

  • Künstler:in der Sammlung

Biografie

Martine Neddam, gebürtige Französin, ist Künstlerin, Forscherin und Professorin. Sie lebt seit 1994 in Amsterdam und nutzt Sprache als Rohmaterial für ihre Kunst. Seit sie als Künstlerin arbeitet, drehen sich viele ihrer Werke um Sprechakte, Kommunikationsweisen sowie Sprache und Schrift im öffentlichen Raum, ein Interesse, das sich ihres Studiums der Linguistik (1975-1979) verdankt. Seit 1988 produziert sie Textobjekte (Banner, Plaketten, Schilder) und projiziert Schattentexte auf Museums- und Galerienwände. Überdies realisierte sie großformatige, öffentliche Aufträge in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien.

Seit 1996 arbeitet sie mit virtuellen Charakteren, von den ihre erste, Mouchette, die berühmteste ist und die mit Blick auf die Geschichte der Netzkunst eine der herausragendsten Arbeiten überhaupt darstellt. Mouchette ist eine fiktive 13-Jährige, die mittlerweile Kultstatus besitzt und das vollständige Vokabular des frühen, sich entwickelnden Webs mit Blick auf Identität in der technischen Infrastruktur des Internets dekliniert. Neddams virtuelle Personae fungieren als Kommunikationswerkzeuge, etwa indem sie früh schon den Austausch zwischen Menschen über das Medium der Kunstfigur ermöglichten und so Funktionsweisen des Web 2.0 vorwegnahmen.

Die zuvor im Web vollkommen anonym agierende Künstlerin hat seit einiger Zeit das Geheimnis um Mouchette oder David Still gelüftet und arbeitet ganz offiziell restauratorisch an veraltetem Code. Zudem archiviert Neddam das Material und setzt sich damit für den Erhalt von Seiten ein, die vom Verschwinden bedroht sind. Zudem dienen ihre Charaktere auch zur Ableitung von Arbeiten in anderen Medien. So gestaltete Neddam 2007 für die Ausstellung »Knotenpunkte« (http://www.knotenpunkte.net, Station Museum für Gegenwartskunst Siegen) Animationen aus den Datenbeständen von Mouchette.

Gerade in den Animationen findet sich seitdem ein Pfad zu aktuellen Arbeiten wie »MyDesktopLife«. Hier kehrt sie die Verheißung des Mitmachens um und versetzt den Betrachter in eine altbekannte Rolle: Mitmachen kann er nicht, aber zuschauen muss er. Ihre stille, poetische Sicht auf das Reich der Zeichen, in dem wir uns alle bewegen, ist von befremdlicher Schönheit und teilweise unheimlicher Poesie. Ihr Werk ist beeinflusst von den Sprachmagiern der Moderne, etwa von James Joyce, Virginia Woolfe oder Marcel Proust. Darüber hinaus bezieht sie sich auf das filmische Werk von Chris Marker, vor allem auf dessen Verwendung von Sprache.

Martine Neddam arbeitet ferner als Lehrerin an der Rietveld Academie in Amsterdam und ist regelmäßig Gastprofessorin an der University of Quebec in Montreal (UQAM).

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