Waldemar Cordeiro
Geburtsjahr, Ort
Todesjahr, Ort
Rolle am ZKM
- Künstler:in der Sammlung
Biografie
Waldemar Cordeiro, dessen künstlerisches Schaffen untrennbar mit seinem theoretischen Werk verbunden ist, war eine zentrale Figur in der Entwicklung des Concretismo (Konkrete Kunst) in Brasilien, einer der bedeutendsten Bewegungen der brasilianischen Kunst des 20. Jahrhunderts. In seinem Werk manifestierten sich die sozialen, kulturellen und technologischen Umbrüche seiner Zeit. Bereits in den späten 1960er-Jahren beschäftigte er sich als einer der ersten Künstler in Lateinamerika mit Computerkunst. Cordeiros Schaffen umfasst eine große Bandbreite an Themen und Ausdrucksformen, die von konkreten Werken über architektonische Interventionen bis hin zu Experimenten mit neuen Technologien reicht und oft auch gesellschaftskritische und politische Untertöne enthält.
Waldemar Cordeiro wurde 1925 in Rom als Sohn einer italienischen Mutter und eines brasilianischen Vaters geboren. Als er sich 1949 endgültig in Brasilien niederließ, nahm Cordeiro an der Ausstellung »Do figurativismo ao abstracionismo« teil, mit der das Museu de Arte Moderna de São Paulo (MAM/SP) eröffnet wurde. Obwohl er der Biennale von São Paulo kritisch gegenüberstand, beteiligte er sich sowohl an ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1951 als auch an verschiedenen folgenden. Zusammen mit anderen abstrakten Malern gründete er in São Paulo die Grupo Ruptura, die 1952 im Museum für Moderne Kunst in São Paulo die erste bedeutende Ausstellung Konkreter Kunst Brasiliens organisierte und das »Ruptura Manifest« veröffentlichte. Nach seinem Studium der Landschaftsgestaltung beschäftigte sich Cordeiro mit neuen elektronischen Technologien und deren Einfluss auf den sozialen Wandel. Ab 1968 experimentierte er mit einem IBM 360/44 Computer und schuf in Zusammenarbeit mit dem Physiker Giorgio Moscati die ersten computergenerierten Kunstwerke Lateinamerikas. Von 1969 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1973 nahm er an zahlreichen internationalen Ausstellungen zur Computerkunst teil, wie etwa an »Tendencies 4. Computers and Visual Research«, Zagreb, Kroatien (ehemals Jugoslawien), im Jahr 1969. 1970 organisierte Cordeiro in São Paulo mit »Computer Plotter Art« die erste Computerkunst-Ausstellung in Lateinamerika. 1971 folgte »Arteônica«, eine internationale Ausstellung zur Computerkunst, die im Museu de Arte Brasileira de la Fundação Armando Alvares Penteado in São Paulo gezeigt wurde. Beide Ausstellungen trugen maßgeblich zur Verbreitung der Computerkunst bei, die Cordeiro als eine logische Weiterentwicklung der Konkreten Kunst betrachtete.