Raqs Media Collective

Ein Tänzer eingehüllt in Plastikfolie
Das Raqs Media Collective tritt mit großer Freude in unterschied­lichen Rollen auf, häufig als Künstler, bisweilen als Kurator, dann wie­der als philosophischer Agent Provocateur. Neben der Erstellung von Werken zeitgenössischer Kunst, der sie sich hauptsächlich widmen, ha­ben die Mitglieder des Kollektivs auch Filme produziert, Ausstellungen kuratiert, Bücher herausgegeben, Events auf die Bühne gebracht, mit Architekten, Programmierern, Schriftstellern und Theaterdirektoren zu­sammengearbeitet und Prozesse ins Leben gerufen, die weitreichende Folgen für die zeitgenössische indische Kultur hatten.


Dyeing Inayat Khan (2016)

Zwei Leinwände. Davor liegen zwei große rote Sitzkissen
Raqs Media Collective, »Dyeing Inayat Khan«, 2016, in »New Sensorium«, ZKM 2016
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Felix Grünschloß

Mit »Dyeing Inayat Khan« erweitern sie ihre Methode, mittels Video in archivarische und historische Spuren einzugreifen. Das Videodiptychon besteht aus dem animierten Faksimile einer Zeichnung, die als Entwurf für eine Mogul-Miniatur entstand, wobei „animieren" hier als Grenz­gang zwischen Leben und Tod, zwischen Belebtem und Unbelebtem zu verstehen ist. Indem die Mitglieder des Kollektivs einem Porträt eines Sterbenden vom Mogulenhof aus dem 17. Jahrhundert Leben einhau­chen, ermöglichen sie eine Vermittlung dessen, was Leben (leuchtend, sehnend) im Kontext des Vergehens der Zeit und der Unausweichlich­keit des Todes bedeutet.

Beim ursprünglichen Bild handelt es sich um eine Zeichnung aus dem frühen 17. Jahrhundert im Stil der Mogul-Miniaturen, die Balchand zugeschrieben wird, einem Künstler im Atelier am Hof des Mogulherr­schers Jahangir. Die Zeichnung diente als Studie für ein Porträt des sterbenden Edelmanns Inayat Khan und zeigt den bedeutenden Hof­beamten auf dem Sterbebett, wo er seiner Opium- und Alkoholsucht erliegt. Den ausgemergelten Körper Inayat Khans zu sehen, beflügelte die Neugier des Mogulherrschers Jahangir, war ihm zugleich aber auch eine Warnung. In seinen Memoiren beschreibt er den Sterbenden in der Zeichnung als in einem Stadium des Hinübergleitens in einen Zustand der Nicht-Existenz. Heute ist die Zeichnung im Besitz des Museum of Fine Art in Boston.