robotlab

the native picture

»the native picture« von robotlab. Zu sehen ist ein orangener Roboterarm, der ein schwarz-weiß Bild von einer dürren Landschaft zeichnet.
Künstler/innen
robotlab
Titel
the native picture
Jahr
2021
Medium / Material / Technik
Industrieroboter, Computer, Staffelei, Papier, Kugelschreiber, Individualsoftware

Der Titel »the native picture« birgt eine tiefgründige Anspielung auf das Verhältnis von Mensch und Natur: Wer vermag im 21. Jahrhundert ein Bild zu erzeugen, das eine vom Menschen unbeeinflusste Natur zeigt? Momentan kann der vierte Planet im Sonnensystem noch als relativ unberührt betrachtet werden, doch setzen Fahrspuren des NASA Curiosity Mars Rover und technische Bohrungen bereits erste kulturelle Markierungen.

Woran die beseelte Hand eines versierten Zeichners scheitert, erweist sich als ein Akt des Gelingens für den Industrieroboter: Die vom Mars Rover aufgenommene an den Roboter kommunizierte Bilddatei wird algorithmisch derart transformiert, dass jede der 144 Zeichnungen des Gesamtpanoramas nur aus einer einzigen Linie besteht. Das zusammengesetzte Bild der Marsoberfläche wird während des Ausstellungszeitraums entstehen und schlussendlich eine monumentale Bildfläche von 30 × 7 Metern aufweisen.

Programmiert auf die Anfertigung der Kopie eines Fotos tastet sich der Roboter ohne Interpretationsintention scheinbar mühelos und geduldig voran. Reine Linien verdichten sich zu Punkten und Gebilden – diese an sich sachliche Produktionsanordnung erzeugt bei menschlicher Betrachtung eine Spannung, die aus einer neuartigen Verbindung resultiert: Erhabenheit des Motivs und maschinelle Ästhetik einerseits, mikrologische Grazie der Bewegung und Linienführung andererseits. Heinrich von Kleists Gedanken „Über das Marionettentheater“ von 1810 finden im Roboter eine moderne Interpretation, wenn es heißt, „dass in einem mechanischen Gliedermann mehr Anmuth enthalten sein könne, als in dem Bau des menschlichen Körpers.“

Produziert in Kooperation mit dem ZKM | Karlsruhe.