Die Multimedia-Künstlerin Yuchin Chen erhielt im Rahmen des Open Calls „Spatial Storytelling“ ein künstlerisches Forschungsstipendium am ZKM Karlsruhe. Während des Stipendiums erarbeitete sie das Fixed Media Stück „The Wetness of Slow Devour“, dessen Uraufführung im Rahmen der ARD Hörspieltage am 8. November 2024 präsentiert wird.
In dieser Arbeit, die mit der Mythologie von Seeungeheuern und ozeanischen Fantasien beginnt, erforscht Chen Zustände und Erfahrungen des Verschlingens und Verschlungenwerdens. Sie verknüpft dabei Klangdiskurse, die technologische, soziale, ökologische und affektive Realitäten reflektierten.
In ihrem künstlerischen Werk beschäftigt sich Chen generell mit den Gefühlen von Harmonie und Disharmonie sowie Assoziation und Dissoziation zwischen dem Selbst und der Umgebung. Ihr besonderes Interesse gilt der Körperwahrnehmung und der Integration von Raum in den kreativen Prozess. Durch diese Herangehensweise beleuchtet sie, wie das Selbst Zeit und Raum erlebt und wie diese Wahrnehmung das Gefühl von körperlicher Präsenz beeinflusst.
Yuchin Chen, The Wetness of Slow Devour (2024)
Fixed Media, ca. 20’
Ein immenser, tiefer Klang
Jenseits menschlicher Metren und Frequenzen
Das liebe Verschlingen
Lauft nicht vor dem Menschsein weg
Der Ozean ist seit langem eine Quelle der Angst und Faszination und die Mythologie prägt die Wahrnehmung des Meeres und seiner Bewohnenden Lebewesen durch die Menschen. Meeresungeheuer verkörpern diese Ängste, Geheimnisse und das Unbekannte, indem sie sowohl die menschlichen Ängste als auch die Ehrfurcht vor Existenzen jenseits von uns zum Ausdruck bringen - und die Angst, von ihnen verschlungen zu werden.
Der Akt des Verschlingens ist für Menschen ein ständiger Prozess, sowohl als Verschlingende als auch als Verschlungene. Wir verschlingen Energie, Licht, Organismen, Nicht-Organismen, Land, Flüsse, Mineralien, Öl, andere, Liebe, Intimität - und gleichzeitig werden wir von Industrie, Kapitalismus, Ideologien, Netzwerken, Informationen, Krieg, Verantwortung, Emotionen, Moral, Möglichkeiten, Wiederholungen, Träumen und Realität verschlungen.
The Wetness of Slow Devour beginnt mit der Mythologie der Seeungeheuer und den damit verbundenen ozeanischen Fantasien, erforscht die Zustände und Erfahrungen des Verschlingens und Verschlungenwerdens und erzählt von sich überschneidenden Klangdiskursen über technologische, soziale, ökologische und affektive Realitäten.