Vinko Globokar: Kaktus unter Strom
Fr, 21.01.2000 20:00 – Sa, 22.01.2000 20:00 Uhr CET
- Ort
- Kubus
Aus der Zusammenarbeit des renommierten Experimentalstudios in Freiburg und des Instituts für Musik und Akustik des ZKM geht die Uraufführung eines neuen größeren Werks hervor, das von einem der wichtigsten und faszinierendsten Komponisten mittlerer Generation geschrieben wurde: Vinko Globokar, geboren1934, slowenischer Abstammung, der die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich lebte, ist ein unbequemer, vielseitiger und engagierter Komponist, der in seine Instrumentalwerke die Dimensionen der physischen Gesten, der Performance, der stimmlich-sprachlichen Aktion, der Umfunktionierung traditioneller Instrumente und der Musikalisierung nicht-musikalischer Gegenstände einführte. Für Globokar ist Komponieren und auch Improvisation - er ist ein phantastischer Posaunist - auch kritische Reflexion und Arbeit an gesellschaftlicher Wirklichkeit.
Das neue Werk Kaktus unter Strom für drei Instrumentalisten, Live-Elektronik und drei Tänzer verdeutlicht dieses vielschichtige Konzept. Globokar schreibt zu seinem Stück: "Eine auf stereotypischen Verhaltensmustern innerhalb eines Dreiecks basierende Musik. Das einfachste wäre, an die Diskussion zwischen Mann, Frau und Kind zu denken. Es könnte aber auch eine Machtgeschichte zwischen drei Männern bzw. drei Frauen sein, sogar eine Abrechnung zwischen einer Straßenbahn, einem Krokodil und einem Stern. Ihre Konflikte und ihr Einvernehmen stürzen sich in eine Sammlung elektronischer Geräte, die sie zerreiben oder anreichern, vervielfältigen oder aufteilen, bekanntmachen oder aufschieben, wiederholen oder zusammendrücken. Dieses Durchkneten geschieht in Echtzeit: kaum in den elektronischen Irrgarten eingetreten, schon erscheinen sie verändert wieder."
Das zweite Werk des Abends, zu deutsch etwa "Verbrannte Erde, danach" geht auf die Ausstellung eines Malers zurück, die Globokar gesehen hatte. Es spürt den verwandten Problemen dieses Malers und des Komponisten nach. In mehreren Stufen zerlegt der Komponist die gesehene Malerei und "komponiert" die Teile nach, montiert schließlich die einzelnen Skizzen aneinander und ineinander mit dem Ziel, "den Eindruck zu wecken, dass der Schlagzeuger Bilder für eine Ausstellung male, die er gerade schon dabei war zu besichtigen." (Vinko Globokar)
Für Oboe, Horn, Kontrabass, Live-Elektronik, Tonband und szenische Handlungen (Uraufführung)
Auftragswerk des Experimentalstudios der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR und des ZKM
Peter Veale (Oboe), Franck Ollu (Horn), Jean Paul Celea (Kontrabass)
EN-KNAP (tänzerische Aktionen)
Terres brûlées, ensuite
für Klavier, Saxophone, Schlagzeug und Tonband
Trio Accanto
Yukiko Sugawara (Klavier), Marcus Weiss (Saxophone), Christian Dierstein (Schlagzeug)