Ludger Brümmer: Medusa und Johannes Goebel: – nur ein einziger Akt –
Fr, 08.12.2000 20:00 Uhr CET
- Ort
- Kubus
In »Medusa« werden Klänge aus der Wirklichkeit den Klängen der virtuellen Welt gegenüber gestellt. Während sich schwingende Objekte aus reinen Rechenmodellen mit Hilfe der kompositorischen Arbeit in sinnliche Musik verwandeln, geht der Klang der realen Welt, der Klang der Schlagzeuger einen anderen Weg. Er wird hier und jetzt erzeugt und erhält dadurch ein ganz anderes Gewicht als die im Computer vorbereiteten Klänge. Zwischen diesen beiden Welten entsteht durch ihre unterschiedliche Qualität eine seltsame Atmosphäre.
Ludger Brümmer ist seit 1993 mit verschiedenen Projekten Gastkünstler am ZKM, wo er zuletzt einen Workshop zur physikalischen Modellierungs-Software Genesis (ACROE-CLIPS Grenoble) leitete. »Medusa« ist unter Benutzung von Genesis in den Studios des ZKM entstanden und wurde in Hannover auf der EXPO 2000 als Auftragswerk des ZKM | Instituts für Musik und Akustik uraufgeführt.
Frei nach dem Motto »Was man mit den Händen bauen kann, braucht man nicht im Computer zu programmieren« hat Johannes Goebel für »– nur ein einziger Akt –« sowohl Instrumente aus Holz und Metall gebaut als auch computerspezifische Klänge entwickelt. In diesem Stück erklingen »andersartige« Schlaginstrumente zusammen mit synthetischen Klängen. Die Xylophone und Metallophone wurden von Johannes Goebel entworfen und gebaut. Anders als traditionelle Instrumente haben sie ihre höchsten Töne in der Mitte und werden nach rechts und links tiefer; das Stimmungssystem erzeugt eine eigene »Stimmung«, es ist weder »westlich« noch »exotisch«, sondern folgt dem Goldenen Schnitt. Die über Lautsprecher zugespielten Klänge wurden 1983 an der Stanford Universität mit Computern synthetisiert und übernehmen das Stimmungssystem auch für die Gestaltung der Klangfarben. Hinzu kommt ein Textausschnitt aus dem vorletzten Kapitel des Romans »Das Schloß« von Franz Kafka. Der Titel wurde diesem Kapitel entnommen: »Nur ein einziger Akt, eigentlich nur ein Papierchen, ein Zettel von einem Notizblock, war durch Verschulden der Hilfskraft im Wägelchen zurückgeblieben, und nun wußte man nicht, wem ihn zuzuteilen.«
Johannes Goebel gründete 1990 das Institut für Musik und Akustik am ZKM und ist seither dessen Leiter.
Ludger Brümmer: Medusa
für 2 Schlagzeuger und Tonband (2000)
Pascal Pons, Nils Tanert – Schlagzeug
Johannes Goebel: »– nur ein einziger Akt – « (1983/86)
für zwei Schlagzeuger, Sprecher und elektronische Klänge
Stephan Froleyks, Stephan Meier – Schlagzeug