Tehching Hsieh: Performing Life
Performances 1978–1999
Fr, 23.03.2001
Sein Leben folgte über Jahre den Regeln der Kunst und seine Kunst den Regeln des Überlebens. In fünf radikalen einjährigen Performances und einer 13jährigen Performance erforschte der in New York lebende Konzeptkünstler Tehching Hsieh das Verhältnis von Leben und Kunst, von Isolation und Kommunikation, Anonymität und Identität. In einem Vortrag präsentiert Tehching Hsieh nun Photos, Videos und Textdokumente seiner Aktionen der Jahre 1978 bis 1999. Sie sind Zeugnisse seiner Suche nach den sturen Exzessen des Realen, das sich jeder Konzeptualisierung widersetzt. Für seine Performances unterwarf sich der 1950 in Noncho, Taiwan geborene Künstler jeweils neuen Regeln und Beschränkungen. So verbrachte Hsieh für seine erste Performance das Jahr 1978/1979 in einem Käfig, ohne zu sprechen, zu lesen, Musik zu hören oder Notizen anzufertigen. Er isolierte sich von jeder Art von Kommunikation und äußerer Stimulation. Für die vierte Performance hingegen verband er sich und eine Frau mit einem zweieinhalb Meter langen Seil unter der Bedingung, jede Berührung zu vermeiden. Statt mit extremen Erfahrungen von Einsamkeit und Isolation konfrontierte er sich und seine Partnerin hier mit den Grenzen von Intimität und Privatheit. Tehching Hsieh hat mit seinen Performances die zentrale Frage aller Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts, das Verhältnis von Kunst und Leben, und den damit verbundenen Kunstbegriff auf radikale Weise untersucht und reflektiert.