Quecksilber Labelnight
Do, 20.11.2003 21:00 Uhr CET
- Ort
- Musikbalkon
Erst wenige Monate alt und schon eine Handvoll spannender Releases: Mit dem Elektro-Outprint »Quecksilber« eröffnet das international erfolgreiche Label Staubgold einen neuen Kanal, der die ganze Bandbreite zeitgenössischer »minimal music« dokumentieren soll. So facettenreich der Begriff »minimal« ist [und so weitgestreckt die klangliche Spannweite des Mutterlabels bereits war], so groß ist das musikalische Spektrum von »Quecksilber«, das sich an diesem Abend mit gleich drei Live-Acts zum ersten Mal außerhalb der Berliner Heimstadt vorstellt.
Klassischen Minimalismus in Riley- und Reich-Tradition präsentiert der Australier Scott Horscroft. Sein Erstling »8 Guitars« ist eine fesselnde Studie, in der das Signal von acht Gitaristen – alle ein festes rhythmisches Pattern durchspielend – live am Rechner manipuliert und zu einer psychedelischen Oberton-Orgie verschmolzen wurde. Selbst hinter dem Laptop operierend, wird er im ZKM zusammen mit seinem Landsmann und Gitaristen Oren Ambarchi auftreten, der mit seinen Explorationen des Gitarrenklangs einen gänzlich neuen Zugang zur »Ikone der Rockmusik« geschaffen hat – seine Performances und Aufnahmen unter anderem mit John Zorn, Otomo Yoshihide, Martin Ng oder Christian Fennesz zeugen davon.
Der Minimalismus von [#/TAU] ergießt sich in elektro-akustischen Hörspiel-Miniaturen: Boris D Hegenbarts »soundscapes« sind Alltagspoesie, getrieben, bedrängt und getragen von elektronischen Impulsen und flirrenden Flächen: Ein Orchester stimmt seine Instrumente [eine Japanerin wünscht sich, es möge nie damit aufhören], der Tonkopf senkt sich auf das Band, die Insekten wetzen ihre Panzer. Hong Kong brüllt. Eine Frau lässt Buchseiten durch ihre Hände gleiten. 25 Pastillen schlagen aneinander. Eine Hör-Reise durch Cut-Ups, Field-Recordings, rein synthetisch generierte Wellen und 9 kHz Atmosphäre.
Das Duo Klangwart schließlich zeigt die musikalische Seite des Labelchefs Markus Detmer, der mit seinem Kollegen Timo Reuber eine dichte, fließende Collage aus elektronischen Klängen und Rhythmen, Natur- und Alltagsgeräuschen, Stimmen und Samples auftischt. Nach mehr als 50 Shows in Europa waren Klangwart zuletzt auf Festivals in Tokio [»Binary Soup«] und Australien [»What Is Music?«] zu Gast.