On Location
OpenEndedGroup und Jaroslaw Kapuscinski
Fr, 17.05.2013 20:00 Uhr CEST
- Ort
- Kubus
Präsentiert werden sowohl »United« des Komponisten Jaroslaw Kapuscinski als auch die aktuellsten Arbeiten des preisgekrönten Trios der OpenEndedGroup, bestehend aus Marc Downie, Shelley Eshkar und Paul Kaiser.
Sie gelten als Pioniere im Bereich der Digital Art und arbeiten in den verschiedensten Genres und Medien, wie Tanz (Zusammenarbeit u.a. mit Merce Cunningham), Musik, Installation, Film und Kunst im öffentlichen Raum (u.a. »Enlightenment and Breath«, Lincoln Center, 2006/2007). Oftmals enthalten die Arbeiten der OpenEndedGroup drei Trademark-Elemente: Nicht-fotorealistische 3D-Rendering, die Integration von Körperbewegungen durch Motion-Capture und die Erschaffung eines autonomen Eigenlebens des jeweiligen Werkes durch Techniken der Artificial Intelligence.
Das verbindende Element der drei gezeigten Filme ist das Zeigen von fragmentiert artifiziellen Landschaften, die Vergänglichkeit und Verdrängung symbolisieren.
Ausgangspunkt der neuesten Komposition »United« (10:00; 2013) von Jaroslaw Kapuscinski ist der Blick aus einem Fenster am Narita-Flughafen in Tokio am 09.11.2011 zwischen 15.31 und 15.40 Uhr. Um die differenzierte Wahrnehmung der Vielschichtigkeit alltäglicher Situationen zu erhöhen, setzte der Komponist das Gesehene in eine mehrkanalige, elektronische Komposition um. Kapuscinski lädt das Publikum ein, die verworren-zufällige Koordination von Bewegung in der Welt zu erleben, indem die gesteigerte Wahrnehmung flüchtiger Momente mittels der Komposition in eine Art zeitlosen Kontext überführt werden. Hierzu verwendete der Komponist Aufnahmen einzelner MusikerInnen aus dem gagaku-Ensemble »Reigakusha«, die speziell für »United« angefertigt wurden.
Jaroslaw Kapuscinski
Jaroslaw Kapuscinski ist ein Intermedia-Künstler, Komponist und Pianist, dessen Arbeiten international gezeigt und aufgeführt werden, u.a. am MoMA New York, am ZKM | Karlsruhe, am Museum of Modern Art, Palais de Tokyo und Centre Pompidou in Paris. Er hat zahlreiche Preise gewonnen, u.a. beim UNESCO Film sur l'Art festival in Paris (1992), VideoArt Festival Locarno (1992, 1993) und beim Festival of New Cinema and New Media in Montréal (2001). Kapuscinski studierte klavier und Komposition an der Chopin Academy of Music in Warsaw und verlagerte anschließend sein künstlerisches Schaffen in den Bereich Multimedia (u.a. Residenzen am Banff Centre for the Arts in Canada (1988) und an der University of California, San Diego (1997)). Derzeit hat er eine Position als Assistant Professor of Composition an der Stanford University, USA inne und leitet das dort angesiedelte Intermedia Performance Lab.
Programm
Musik
Jaroslaw Kapuscinski: United (10:00), 2013
Musik und Film
Jaroslaw Kapuscinski und OpenEndedGroup: Knight's Rest (5:00), 2012-2013
Filme von OpenEndedGroup
plant (2011)
»plant« ist eine Art virtuelle Erinnerung an die seit langem aufgegebene Packard Plant Fabrik in Detroit, eine der größten Industrieruinen der Vereinigten Staat von Amerika. Das Werk selbst besteht aus einer räumlichen Anordnung mehrere tausender Fotografien des Areals. Die als »point-clouds« angeordneten Fotografien erschaffen eine unheimliche, unrealistische Atmosphäre – die Schnappschüsse wirken wir Geister. Eine virtuelle Kamera bewegt sich durch das riesige Areal und streift dabei sowohl die Vergangenheit (Fabrikböden, verlassene Fahrstühle usw.) als auch das aktuelle Leben auf dem Terrain (Graffitis, Vögel, Insekten usw.)
Waves (2012)
»Waves« beschwört die verblasste Gegenwart der ehemalige »English Riveria« herauf. Wie von einem Phantom-Videobeamer projiziert, erschaffen Slow-Motion-Kamerafahrten in dem englischen Küstenort Paignton verwischt-grelle Postkartenansichten. Wiederkehrende Schaumkronen des Ozeans erwecken den Eindruck einer Traumlandschaft, die nicht in unsere Zeit zu passen scheint.
All Sides of the Road (2012)
In extremen Wahrnehmungsperspektiven wird die seltsame Landschaft eines kurzen Abschnitts eines ramponierten Highways in Iowa in »All Sides of the Road« präsentiert. Eine selbstgebaute 3D-Kamera, die auf den Beifahrersitz eines fahrenden Autos montiert wurde, fängt den vorbeiziehenden Straßenrand mit seiner Randbepflanzung ein. Die assoziationsreiche und rasante Bilderfahrt verweist sowohl auf die Realität der verfallenden Infrastruktur als auch auf flüchtige Träume der Besiedlung Amerikas. Der Film wurde komplett digital produziert und stellt damit auch einen Kommentar auf die Ästhetik der großen Roadmovies dar.