ALEPH Gitarrenquartett
»durch die Ohren von...«
Sa, 14.01.2023 19:00 Uhr CET
- Ort
- Kubus
Das ALEPH Gitarrenquartett präsentiert unter anderem eine Uraufführung sowie eine Deutschlandpremiere und überrascht das Publikum mit einer ganz besonderen Musikerfahrung.
Ein binaural mikrofonierter Gast sitzt akustisch ideal positioniert zu den Musikern des ALEPH Gitarrenquartetts. Die Mikrofone befinden sich in den Ohren einer:s Zuhörer:in. Die individuelle Anatomie bestimmt, was die Rezipient:innen im Kubus hören werden.
Technisch gesehen ist dieses Verfahren ähnlich einer Aufnahme mit einem Kunstkopf. Diese zeichnet sich durch eine präzise räumlich Richtungsabbildung aus. Im Gegensatz zu den standardisierten Ohrmuscheln des Kunstkopfes jedoch, kommen hier die ganz individuellen Ohr-Eigenschaften des Gastes zum Tragen.
Zwischen den Stücken führt Ludger Brümmer Interviews mit den Komponierenden der aufgeführten Werke.
Werke
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Jaime Reis »Fluxus, Vortex – Schubkraft«, (2018), für Gitarrenquartett und Elektronik, 12’, Deutschlandpremiere
Dieses Stück gehört zum »Fluxus«-Zyklus, der von physikalischen Elementen inspiriert ist und in dem musikalische Elemente mit Bezug auf aerodynamische Phänomene und Strömungslehre entwickelt werden. »Fluxus, Vortex – Schubkraft« existiert in zwei Versionen: in einer akustischen und in einer für Gitarrenquartett und verräumlichte Elektronik für ein kuppelförmiges Soundsystem (die aber auch an einfachere Systeme angepasst werden kann). Die instrumentale Komposition basiert auf der Simulation von elektronischer Verarbeitung, die eine Verschmelzung des Hörens zwischen dem akustischen und dem elektroakustischen Universum herbeiführen kann. Diese Verschmelzung wird durch die elektronische Version verstärkt, die eine auf physikalischen Modellen basierende Synthese verwendet. Dadurch können Gitarrenklänge erzeugt werden, die physikalisch nicht realisierbar wären. Die formalen Aspekte der elektronischen Version werden durch räumliche »Formen« oder »Pfade« bestimmt, die verschiedene Parameter miteinander in Beziehung setzen, um Bewegungen zu erzeugen, die ich unter anderem als »elliptische Rotationen«, »Spiralen«, »Rotationen«, »spektrale Explosionen«, »Klangsoge«, »Klangwände«, »Punkte«, »geometrische Formen«, »Lissajous-Kurven« oder auch als »Klangschwärme« bezeichnet habe, die sich auf formale Aspekte der Makrostruktur und auch auf den »Energiefluss« in jeder der verwendeten Klangwelten beziehen. Das Werk ist dem ALEPH Gitarrenquartett gewidmet, welches das Stück mit großzügiger Unterstützung des Musikfonds e. V. gemeinsam mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe in Auftrag gab, wo es im Rahmen einer künstlerischen Residenz zwischen 2018 und 2019 entstand.
Autor: Jaime Reis
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José María Sánchez-Verdú »Sakkara«, (2022), für Gitarrenquartett, 12‘, Uraufführung
Dieses Werk agiert als Metapher über Raum, Theologie und Mythologie des alten Ägypten. Es ist eine abstrakte Kartographie spirituellen Wissens. Die ägyptische Hochebene Sakkara ist ein einzigartiger Ort dieses mentalen, physischen und religiösen Raums, dessen Architekt der große Baumeister Imhotep war. Das musikalische Werk entwickelt in drei Sätzen bestimmte Bilder zu bestimmten Landschaften wie der Wüste, der Erde, dem Wasser (Nil), der Architektur (Djoser-Pyramide), der Schrift (Thoth), der Lotusblume als Symbol und als Ornamentik usw. Die Dramaturgie des Stücks stellt drei verschiedene Stadien durch die drei Götter der Tradition in der Zeit von Memphis als Hauptstadt vor: den Gott Ptah, seine Frau Sekhmet und dessen Sohn Nefertem. Ptah als Gott der Zeit, Sekhmet als Göttin der Wüste, des Krieges und des Feuers sowie Nefertem als Gott des Neuanfangs mit der Lotusblume als Symbol.
Das ALEPH Gitarrenquartett eröffnet unterschiedliche Klangwelten zur Charakterisierung der drei Sätzen. Jede Figur spiegelt sich im musikalischen Material wider. Die drei Sätze sind:
1.: Ptah (Sprachlehre der Zeit)
2.: Sekhmet (Sprachlehre des Feuers)
3.: Nefertem (Sprachlehre der Lotusblume)
Eine Auftragskomposition des ALEPH Gitarrenquartetts.
Mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation.Autor: José María Sánchez-Verdú
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Zeynep Gedizlioğlu »Ort der Entzifferungen«, (2015), für vier Gitarren, ca. 20‘
Ein von Musik erschaffener und durch Musik definierter Ort. Ein Ort, an dem vier Spieler sich treffen, sich imitieren, einander überdecken oder offenbaren, sich unterbrechen, ignorieren, stoppen, sich gegenseitig zuhören, variieren, miteinander spielen, gemeinsam schweigen, durcheinander »sprechen« und still sitzen, in die Stille hinein agieren und auf hörbare Bewegungen reagieren. Ein Ort, der durch Bewegungen eröffnet und begrenzt wird. Ein Ort der Erinnerung, des Verbindens und des Loslassens.
Autorin: Zeynep Gedizlioğlu
Organisation / Institution
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