Köpfe

• Stefan Mück (Programmierer der Software)

Mit der sogenannten »Superform« entwickelte der deutsche Künstler und Grafiker Thomas Bayrle eine ästhetische Formel, die den Verlust der Individualität des Menschen in der Massengesellschaft beschreibt. Dabei spielen Prinzipien der Wiederholung, Serialisierung und Rasterung eine tragende Rolle: Indem Einzelelemente klonartig reproduziert und aneinander montiert werden, entsteht eine übergeordnete Form, die zwar die Individualität des Einzelnen aufhebt, zugleich aber ein kollektives Identitätsmodell in Aussicht stellt.

Dieses Prinzip veranschaulicht Bayrle in der Bildserie »Atari Faces«, an welcher der Künstler gemeinsam mit seinem Schüler Stefan Mück von 1988 bis 1991 arbeitete. Mück entwickelte ein Computerprogramm für einen Atari ST4 – einen der ersten verbreiteten Heimcomputer mit einer grafischen Benutzeroberfläche –, mit dem sich eingespeiste Fotografien zu flächigen Portraits verzerren und collagieren ließen.

Zu sehen sind verschiedene Personen aus Bayrles nahem oder fernerem Umfeld: Stefan Mück, Kasper König, ein Kurator und Freund des Künstlers, der CDU-Politiker und Sportfunktionär Gerhard Mayer-Vorfelder, Ralf Frenzel, ein befreundeter Weinhändler aus Bonn, der japanische Kunsthändler Masaomi Unagami sowie – den Portraits von Thomas Ruff nachempfunden – die Freundin Bayrles Christine Bernhard und die Geistlichen Ralf Mueller und Petra Grote.



»Atari Faces« der ZKM Sammlung:

»Stefan Mück«, 1990, 86 × 62 cm

»Portikus – Kasper I«, 1990, 77,5 × 75 cm

»Portikus – Kasper II«, 1990, 86 × 62 cm

»Südmilch – M.V.«, 1990, 78 × 70 cm

»Schloss Stuttgart – M.V.«, 1990, 86 × 62 cm

»Weinhändler«, 1990, 86 × 62 cm

»From A to B – Unagami I«, 1991, 86 × 62 cm

»Inge«, 1990, 86 × 62 cm

»Pfarrer – Verinnerlichung«, 1990, 86 × 62 cm

»Pfarrerin – Verinnerlichung«, 1990, 86 × 62 cm