Nam June Paik
Mein Kölner Dom
1980
- Künstler:in / Künstlergruppe
- Nam June Paik
- Titel
- Mein Kölner Dom
- Jahr
- 1980
- Kategorie
- Installation
- Video
- Format
- Analogvideo
- Material / Technik
- 1-Kanal-Video- und Mixed-Media-Installation; Bestandteile teilweise variabel; Aquarium (Glas) mit Kunststoffdeckel und LED-Leuchte, zwei Miniaturen des Kölner Doms (bronze- und silberfarben), Goldfische, Wasserpflanzen, Fernsehgerät, digitalisiertes Video als File, Medienabspieltechnik (SD-Karte, Brightsignplayer, Video-, Audio und Stromkabel).
- Maße / Dauer
- Installationsmaß variabel
- Sammlung
- Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung
- Beschreibung
- Hinter einem Aquarium mit Goldfischen, die zwischen zwei Miniaturrepliken des Kölner Doms schwimmen, läuft auf einem Fernseher ein Video: Tänzer*innen, Rollschuhläufer*nnen, Eiskunstläufer*innen, Eishockeyspieler*innen und Skispringer wirbeln zum Rocksong Devil With the Blue Dress On über den Bildschirm, unterbrochen von Sequenzen, in denen der Dichter Allen Ginsberg Mantren intoniert. Durch das Wasser des Aquariums erscheinen die Bilder zusätzlich verzerrt. Das Werk, das Paik 1980 für die Ausstellung Mein Kölner Dom. Zeitgenössische Künstler sehen den Kölner Dom im Kölnischen Kunstverein konzipierte, ist beispielhaft für die Auseinandersetzung des koreanischen Künstlers mit der Veränderung unserer Wahrnehmung durch neue Technologien: In Mein Kölner Dom wird das Aquarium „Proto-Fernsehgerät“ sichtbar: Bevor die moderne Aufmerksamkeit auf den Bildschirm gelenkt wurde, war das Beobachten von Fischen im Wasser eine verbreitete kontemplative Praxis, insbesondere in ostasiatischen Kulturen. Paik greift hier jedoch auch ein Thema auf, dass sein ganzes Werk durchzieht: das Verhältnis von Spiritualität und Massenmedien. Er setzt auf eine Reihe von Kontrasten: In Korea gelten Fische als Zeichen für Glück, Überfluss und Wohlstand, sind jedoch auch ein christliches Symbol. Die Miniatur-Dome wiederum verweisen als billige Massenprodukte auf die Kommerzialisierung des Sakralen. Das Video entfaltet ein rauschhaftes Panorama der Pop- und Massenkultur, das jedoch durch Ginsbergs meditative Praxis gebrochen wird. Was sich zeigt, ist eine Spiritualität unter den Bedingungen elektronische Medien – die Gleichzeitigkeit von medialem Konsum und Kontemplation. Im Katalog zur Ausstellung »Mein Kölner Dom« schrieb Dirk Teuber 1980: "Nam June Paik plant für die Ausstellung eine Videoinstallation »Der Dom als Medium«. Er hat dazu ein Videoband hergestellt, in dem die Rollschuhläufer auf der Domplatte vor der gotischen Kulisse zu den Eisläufern der Olympiade in Beziehung gesetzt und farblich mit Hilfe eines Synthezisers verfremdet werden. Das Band wird auf einem Monitor durch ein Aquarium zu sehen sein. Die Bewegungen der Akteure auf dem Bildschirm, werden paraphrasiert durch die zwischen den Miniaturdomen aus Kölner Andenkenläden hindurchschwimmenden Fische. Paik verknüpft reale lebendige Bewegung mit der fiktiven des Bildgeschehens und stellt die Frage nach dem Wirklichkeitsgrad des Geschehenden. Während im Videoband eine fiktive Zeit produziert wird, steht die Bewegung der Fische in einem realeren, dem Betrachter näheren Zusammenhang. Die Frage wird aufgeworfen, welche Ebene der Wirklichkeit im Betrachter Realität annimmt." [1] [1] Dirk Teuber, »Der Dom als Medium«, in: Ausst.-Kat. »Mein Kölner Dom. Zeitgenössische Künstler sehen den Kölner Dom«, Kölninscher Kunstverein / Museum Ludwig, Köln, 1980, S. 118–119.
Autor:in
Margit
Rosen