Nam June Paik
Kölner Dom als Video-Skulptur
1985
- Künstler:in / Künstlergruppe
- Nam June Paik
- Titel
- Kölner Dom als Video-Skulptur
- Jahr
- 1985
- Kategorie
- Zeichnung
- Material / Technik
- rollbare Schulkarte montiert an zwei Rundhölzern, Wachskreide
- Maße / Dauer
- 67 x 85 cm
- Sammlung
- Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung
- Beschreibung
- Auf einem farbigen Schulwandbild des Kölner Doms – einem bis weit ins 20. Jahrhundert hinein im Unterricht verwendeten Medium – zeichnete Nam June Paik mit Wachskreide zahlreiche kleine Fernsehapparate in die Fassade des Sakralbaus. Die comichaft reduzierten Monitore mit V-förmigen Antennen und Strichgesichtern, die lachen, weinen oder starr blicken, bilden ein wiederkehrendes Motiv seiner Zeichnungen. Die überarbeitete Schulkarte diente als Entwurf für eine Videoinstallation, die Paik der Firma Sony anlässlich der Photokina in Köln präsentierte. Das Projekt wurde abgelehnt. Gleichwohl markiert das Werk den Beginn jener Serie großformatiger Installationen mit Hunderten von Fernsehern, die Paiks späteres Schaffen prägen sollten, etwa die monumentale Videoskulptur »The More, The Better« (1988) oder »Turtle« (1993). Bereits in Arbeiten wie »TV Buddha« (1974) brachte Paik Technik und Religion in Dialog, indem er den Bildschirm zu einem Objekt der Kontemplation machte. Mit dem monumentalen Entwurf eines Kölner Doms aus Hunderten von Monitoren kommentiert er wiederum das Verhältnis von technischen Massenmedien und Spiritualität. Der Dom wird zur „Medienkathedrale“: Wo Kirchenfenster das Göttliche durch Licht erfahrbar machten, erzeugen nun flackernde Bildschirme eine neue, profane Liturgie. Paik stellt zur Diskussion, ob die Bilderflut des Fernsehens den Platz spiritueller Erfahrung eingenommen hat – und ob sich durch die elektronischen Massenmedien eine neue Form von Gemeinschaft und Transzendenz eröffnet.
Autor:in
Margit
Rosen