The Library of Missing Datasets

In der Ausstellung vom 01.09.2018 bis 02.06.2019

Als »missing data sets« (fehlende Datensätze) bezeichnet die Künstlerin Leerstellen, die sich in Bereichen auftun, die eigentlich mit Daten überversorgt sind. Ihr Interesse daran geht auf ihre Beobachtung zurück, dass in vielen Sachgebieten, in denen es üblich ist, große Datenmengen zu sammeln, auch Datenlücken zu entdecken sind. Wenig überraschend haben diese fehlenden Daten zumeist mit den Problemen derjenigen zu tun, die in dem jeweiligen spezifischen Kontext die schwächsten Glieder der Gesellschaft sind. Mit der »Library of Missing Datasets« präsentiert Mimi Onuoha ihre Sammlung dieser fehlenden Daten.

Das Wort »Fehlen« ist von Natur aus normativ. Es impliziert sowohl Mangel als auch Erwünschtheit: Es geht um etwas, das nicht existiert, wohl aber existieren sollte. Etwas, das an einem bestimmten Ort erwartet werden kann, augenscheinlich ebendort aber nicht vorhanden ist – und somit wird an dieser Stelle ein bewährtes System durch ein offenkundiges Nichtvorhandensein in Unordnung gebracht.

Mitunter offenbart das, was wir nicht beachten, weit mehr als das, was unsere volle Aufmerksamkeit erfährt. Gerade hier können kulturelle und lokale Hinweise entdeckt werden in Hinblick darauf, was allgemein als beachtenswert eingestuft wird. Die Leerstellen, die ignoriert werden, offenbaren eine Voreingenommenheit und Gleichgültigkeit, wie sie in der Gesellschaft unterschwellig vorhanden ist.

Onuohas Datensammlung, die sie in einem großen Karteikasten präsentiert, und in dem alle BesucherInnen der Ausstellung eingeladen sind zu stöbern, wird immer fragmentarisch bleiben. Sie dient in erster Linie der Veranschaulichung und strebt keine Vollständigkeit an. Sie wurde zudem vorwiegend aus einer US-amerikanischen Perspektive erstellt, obwohl die komplette Liste der Datensätze auch einen relativ großen Anteil an internationalen Beispielen enthält.