Nile Koetting

Ein Tänzer eingehüllt in Plastikfolie
Das verbindende Element in Nile Koettings Werken ist die durchgän­gige Thematisierung des "Empfindens", wobei sich der Künstler einer ganzen Bandbreite von Medien bedient, unter anderem Performance, Ton, Installation und naturwissenschaftlichen Materials. Aufgrund seiner Erfahrung als Bühnendarsteller reflektieren seine Arbeiten unweigerlich Ideen von theatraler Struktur, zugleich beschwören sie in unserer Zivi­lisation und Umwelt eine neue Perspektive und Landschaft des „Seins". Eine der bedeutendsten Leistungen von Pierre Curie, dem berühmten französischen Physiker und Ehemann von Marie Curie, war die Ent­deckung der Symmetrie kristalliner Strukturen und des piezoelektri­schen Effekts. Der Piezoeffekt bestimmter Kristalle diente später als physikalische Grundlage für bestimmte Sensoren und Lautsprecher. Im Zweiten Weltkrieg wurde Curies Entdeckung in verschiedensten Berei­chen der Kommunikationstechnologien eingesetzt.
Blick in die Installation von Nile Koetting
Nile Koetting, »Hard in Organics«, 2015–2016, Ausstellungsansicht, »New Sensorium«, ZKM, 2016
© Nile Koetting, Foto © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Jonas Zillius

Hard in Organics (2015–2016)

In der Installation »Hard in Organics« verwendet Nile Koetting Kris­talle, Video und Ton zur Darstellung von Beziehungen zwischen den verschiedenen Möglichkeiten, Körperhaftigkeit wahrzunehmen. Zu dieser Installation gehört auch das Video »Deep Signals« (2015), in dem wir in einem Rundfunksender aus der Zeit der ehemaligen DDR sechs Frauen bei der Untersuchung ihres Körpers beobachten. Durch ihre Ak­tionen erforschen sie einen unendlichen Horizont, der sich von einem zentralen Punkt aus radial ausdehnt, das heißt nicht in vertikalen Auf- und Abfahrten zwischen der oberen, göttlichen Ebene und der unteren, animalischen. Die im Umkreis des Videos ausgestellten Klangskulpturen – unter anderem ein Stück mit einem unter Strom gesetzten Kristall, einer aus zahlreichen Drucksensoren bestehenden Skulptur und einem unter Strom gesetzten Blatt Staniolpapier, auf das ein Liebesbrief Pierre Curies an Marie gedruckt ist – erzeugen eine ganze Klanglandschaft, die in den dramatischen und den musikalischen Raum vordringt.

Der italienische Philosoph Mario Perniola sagte: „Musik ist der Klang, der von der Anziehungsbewegung, der zu Dingen gewordenen Körper, entspringt." Die verzerrten Töne, die ständig aus diesen Me­dien dringen sowie die Schwerkraft ihrer Körper üben eine Anziehungs­kraft auf etwas aus und schlagen es in ihren Bann. Was ist ein Körper und wie kann Körperlichkeit in die Sprache an­derer Disziplinen übersetzt werden? Und wie kann sie nachhallen und „Musik" erzeugen? »Hard in Organics« beschäftigt sich mit einer neuen Perspektive der Beziehung zwischen „organisch" und „anorganisch" und erzählt damit eine neue Geschichte lebender und nicht-lebender Wesen
Blick in die Installation von Nile Koetting
Nile Koetting, »Hard in Organics«, 2015–2016, Ausstellungsansicht, »New Sensorium«, ZKM, 2016
© Nile Koetting, Foto © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Jonas Zillius
Blick in die Installation von Nile Koetting
Nile Koetting, »Hard in Organics«, 2015–2016, Ausstellungsansicht, »New Sensorium«, ZKM, 2016
© Nile Koetting, Foto © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Jonas Zillius