GLOBALE: New Sensorium
Exiting from Failures of Modernization
Sa, 05.03. – So, 04.09.2016
Die Ausstellung zeigt vorrangig Werke nicht-westlicher, asiatischer KünstlerInnen. Ihr Schwerpunkt liegt auf neuen sensorischen Erfahrungsbereichen körperlicher und kognitiver Art. Sie weisen auf ein neues Bewusstsein hin, das aus Globalisierung und Digitalisierung erwächst, und setzen sich aktiv mit den engen Verbindungen von virtuellem und tatsächlichem Leben auseinander.
Das Sensorische meint jedoch nicht nur Sinneseindrücke, sondern umfasst auch die damit einhergehenden kognitiven Prozesse zur Neubewertung unserer sich verändernden Lebensbedingungen. In diesem Sinne ist das neue Sensorium als Sammlung von Mitteln zu verstehen, mithilfe derer wir uns mit der übergangsweise entstehenden engen Verbindung unseres virtuellen und unseres tatsächlichen Lebens aktiv auseinanderzusetzen können.
Ebenso wie der Begriff »asiatisch« nicht nur für eine einzelne Kultur oder Ethnie steht, sondern vielmehr für nichteuropäische Traditionen in Eurasien, ist »New Sensorium« von einem Logos geprägt, der sich deutlich vom europäischen Modell unterscheidet: Ein intuitiver künstlerischer Umgang mit Phänomenen sowie ein ganzheitliches Zusammenführen von Denken und Handeln lassen eine Aufspaltung in Subjekt und Objekt obsolet werden und wirken damit dem anthropozentrischen Dualismus entgegen, der das westliche Verständnis der Welt nachhaltig geprägt, dabei aber – wie Bruno Latour und andere bemerkt haben – keine wirklich funktionierende Ideologie hervorgebracht hat.
Angesichts unserer nun neu zu entdeckenden informationellen Umwelt sowie den Fortschritten im Hinblick auf die Technologien zur Erzeugung und Verbreitung digitaler Daten ist es längst an der Zeit, die Beziehungen zwischen dem Materiellen, dem Informationellen und unserer eigenen Körperlichkeit zu hinterfragen.
Viele KünstlerInnen, die zu den »Digital Natives« zählen, haben ihr Leben in der instabilen und zugleich dynamischen Lage verbracht, im Kontext der ideologischen Umwälzungen der letzten dreißig Jahre, die zur Kapitalisierung und Urbanisierung Asiens führten, das prämoderne oder traditionelle kulturelle Gedächtnis immer wieder mit dem Zeitgenössischen verbinden oder es von ihm lösen zu müssen. Sie nutzen digitale Medien als Werkzeuge, um neue Umgebungen zu erschaffen und so ihre geistige Gesundheit zu bewahren. Im digitalen Raum können sie frei agieren und Überlebenstechniken ob der politischen, sozialen und gesellschaftlichen Krisen in ihrer tatsächlichen Umgebung erarbeiten. In solchen Prozessen werden Gefühle, Empfindungen und Wahrnehmungen geboren, die über das Potenzial verfügen, eine produktive, kritische und poetische Kraft zu entfalten, die im tatsächlichen Raum selten entsteht.
»New Sensorium« zeigt Werke von etwa 16 KünstlerInnen, die den weiteren Weg in die Zukunft erahnen können und Auswege aus den düsteren Verwirrungen der dualistischen Moderne erkunden. Die Ausstellung ist ein Schritt hinein in ein neues Ökosystem der Medien und des Materiellen, das auf eine andere Zukunft und andere Körper ausgerichtet ist – und somit eine Rückbesinnung auf den Organismus. (Yuko Hasegawa)
Beteiligte KünstlerInnen
Tarek Atoui / Rohini Devasher / Valia Fetisov, Nicolay Spesivtsev, Dzina Zhuk / Lin Ke / Tara Kelton / Nile Koetting / Mirai Moriyama / Magdi Mostafa / Kohei Nawa / Bruce Quek / Raqs Media Collective / Daito Manabe (Rhizomatiks Research), Yusuke Tomoto (Rhizomatiks Research, 2bit Ishii (buffer Renaiss) / Sptuniko! / Shiro Takatani / Maria Taniguichi/ Guan Xiao
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