Radical Software
The Raindance Foundation, Media Ecology and Video Art
Fr, 08.06. – So, 09.09.2018
- Ort
- West
Die ZKM-Ausstellung »Radical Software. The Raindance Foundation, Media Ecology and Video Art« macht vom 8. Juni bis 9. September 2018 Station im West in DenHaag. Die Ausstellung »Radical Software. Die Raindance Foundation, for Media Ecology and Video Art« präsentiert Videoarbeiten und -installationen einer wegweisenden Gruppe amerikanischer Künstler und Denker der 1970er-Jahre, die sich die plötzlich verfügbaren und bezahlbaren Kommunikationstechnologien mit dem Ziel einer stärkeren ökologischen Nutzung der Medien zunutze machten.
Die Ausstellung präsentiert Werke von Frank Gillette, Beryl Korot, Ira Schneider, Michael Shamberg und den Ehrenmitgliedern der Raindance Foundation Davidson Gigliotti und Paul Ryan. Dazu nutzt sie die umfangreiche Videoforschungssammlung des ZKM | Zentrum für Kunst- und Medien Karlsruhe. Diese umfasst die komplette Videobandsammlung der Raindance Corporation/Foundation sowie die Archive von Ira Schneider und Paul Ryan. Neben selten gesehenen Videoarbeiten und Installationen präsentiert die Ausstellung auch Archivmaterial und die Zeitschrift »Radical Software«, die von 1970bis 1974 von der Raindance Foundation publiziert wurde.
Die Raindance Corporation wurde 1969 als medialer Thinktank sowie als Gruppe von Videoproduzenten gegründet. 1971 wurde sie in Raindance Foundation umbenannt. Die Raindance Corporation/Foundation forderte das Monopol der kommerziellen Fernsehindustrie heraus, indem sie die künstlerische Nutzung von Video in alternativen Kulturen kultivierte. Im Kontext der US-amerikanischen Gegenkultur der 68er-Bewegung und inspiriert von den Ideen von Marshall McLuhans, Buckminster Fullers und Gregory Batesons erprobten die Arbeiten der Raindance-Mitglieder das sozialkritische, partizipatorische und emanzipatorische Potential des neuen erschwinglichen Mediums Video.
Anfang der 1970er Jahre etablierte sich die Raindance Corporation/Foundation als Pionier der radikalen Medienkritik und als Förderer einer neuen Demokratie im Zeitalter der elektronischen Massenmedien. Durch theoretische und praktische, experimentelle Untersuchungen des Mediums Video sollten die Voraussetzungen für die individuelle Selbstbestimmung und den Aufbau einer demokratischen Gemeinschaft geschaffen werden. Inspiriert von Theoretikern wie Gregory Bateson entwickelte Raindance das Konzept einer Medienökologie, ein Modell zur Beschreibung der Umwelt als Informationsverarbeitungssystem, in dem technische, soziale, psychologische und ästhetische Aspekte endlich als Ganzes in den Blick genommen werden. In der ersten Nummer der Zeitschrift »Radical Software« antizipierten die Herausgeber die Zukunft der Internetgesellschaft mit den Worten: „Macht wird nicht mehr an Land, Arbeit oder Kapital gemessen, sondern am Zugang zu Informationen und den Mitteln zu ihrer Verbreitung“. Andere soziale Systeme und individuelle Lebensstile könnten demnach nur durch den Aufbau alternativer, dezentraler Informationsstrukturen entwickelt werden.
Nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung mit tragfähigen Modellen und Methoden zur Analyse und Gestaltung einer von elektronischen Kommunikationsmedien geprägten Umwelt haben diese Thesen und Experimente der Raindance Foundation eine aktuelle Relevanz für die aktuellen technologischen Entwicklungen und damit einhergehenden gesellschaftlichen Herausforderungen, wie das Verhältnis von Social Media und Demokratie, Sicherheit, Monitoring und individueller Freiheit.
Die Ausstellung wurde von George Barker, Judith Bihr, Margit Rosen kuratiert und vom ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe produziert.
KuratorInnen
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