Ausstellung

Eva-Maria Lopez: Phyto-Travellers

Eine Ausstellung im Rahmen von »Fellow Travellers«

Sa, 26.07. – So, 26.10.2025

© Eva-Maria Lopez
Ort
Kubus Subraum
Kosten
Eintritt frei

Als Christoph Kolumbus 1492 von seiner Reise in die „Neue Welt“ zurückkehrte, brachte er zahlreiche Pflanzen mit nach Europa – darunter Mais, Tomaten und Kartoffeln. Pflanzen, die seit dieser Zeit aus anderen Regionen der Welt bei uns eingeführt wurden, bezeichnet man als Neophyten – „neue Pflanzen“.

Zunächst handelte es sich vor allem um Nutzpflanzen, die im Zuge der Kolonialisierung gezielt verbreitet wurden, um sie weltweit gewinnbringend anzubauen. Später kamen Zierpflanzen hinzu, die von Forschern und sogenannten Pflanzenjägern gesammelt und importiert wurden, meist auf Grund ihrer Schönheit oder Exotik. In unseren Gärten erzählen Beispiele wie Rhododendron, Kirschlorbeer oder Bambus nicht nur von globaler Pflanzenmigration, sondern spiegeln auch modische Strömungen und Ideale unterschiedlicher Epochen der Gartengestaltung wider. Und sie erzählen mitunter von den ökologischen Problemen, die Neophyten im Zeitalter des Klimawandels und globalisierten Warenverkehrs mit sich bringen. Man nennt sie dann invasive Arten. 

Mit der Reise über die Kontinente haben viele Pflanzen auch ihre Namen verloren – sie wurden durch ihre sogenannten Entdecker im Westen neu benannt. Die Kamelie etwa, eine Pflanze aus der Teefamilie, wird in Asien seit Jahrtausenden als Cha oder Chai bezeichnet. Im 18. Jahrhundert jedoch erhielt sie in Europa den Namen „Camellia“ – benannt durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné zu Ehren des Jesuitenpaters Georg Joseph Kamel. In kulturhistorischer Perspektive zeigt sich so die Geschichte der Neophyten nicht nur als transkontinentale Geschichte botanischer Migration, ihr ist zugleich auch die Kolonialgeschichte unaufhebbar eingeschrieben – als Akte symbolischer Gewalt der Aneignung des Fremden. 

Phyto-Travellers, das für ZKM | Kubus Subraum neu konzipierte Projekt der in Paris und Karlsruhe lebenden Künstlerin Eva-Maria Lopez, stellt diesen Aspekt der kulturellen Aneignung und Domestizierung von Pflanzen aus anderen Weltregionen und Kulturkreisen in den Mittelpunkt. Lopez‘ Installation besteht aus jenen zugereisten und neu benannten Zierpflanzen, die inzwischen so tief in unseren Gärten verwurzelt sind, dass sie meist als einheimisch wahrgenommen werden und das vertraute Landschaftsbild wie selbstverständlich mitprägen. Die Künstlerin reproduziert mit ihrer Arbeit im Maßstab 2:3 die Grundform der „Nina“ – eines der beiden Schiffe aus Kolumbus‘ Flotte, die die ersten „neuen Pflanzen“ nach Europa mitbrachten. Aufgesockelt auf Transportpaletten entsteht so ein Innenraumgarten aus Neophyten, der das botanische Erbe einer globalisierten Pflanzenwelt aufruft. Zugleich ist Phyto-Travellers ein lebendiges Archiv, dass die enge Verwobenheit von Natur- und Kulturgeschichte mit leichter und klarer Geste zur Darstellung bringt.

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