Archival Intelligence: AI x Archives x Museums

Mi, 10.12.2025 10:00 – 17:30 Uhr CET

© Peter Weibel, »Gesänge des Pluriversums«, 1986–1988, collage: ZKM | Karlsruhe
Ort
Vortragssaal
Kosten
kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten über die Adresse: wissen@zkm.de
Sprache
Englisch

Um Anmeldung wird gebeten unter: wissen@zkm.de.


Archive und Museen setzen große Hoffnungen in Künstliche Intelligenz. Zeitaufwendige, personalintensive Aufgaben – wie die Beschreibung und Analyse von Objekten – können bereits oder könnten bald von Maschinen übernommen werden. Künstliche Intelligenz (KI) verspricht nicht nur den Zugang zu bislang unerschlossenen Beständen, sondern auch neue, leistungsstarke Analysetools für die Forschung, mit denen neue Informationen über kulturelle Objekte gewonnen und neue Zusammenhänge sichtbar werden können. Nicht zuletzt könnten durch Automatisierung, so die Hoffnung, auch wertvolle Ressourcen für Forschung und kreative Arbeit mit Kulturgut frei werden.

Die Tagung »Archival Intelligence: AI × Archives × Museums« fragt, wo wir im Hinblick auf diese Versprechungen stehen. Sie will zeigen, wo und wie KI in der Praxis eingesetzt werden kann und zur Diskussion stellen, welche neuen Möglichkeiten und Konsequenzen sich aus der Verfügbarkeit dieser Technologien ergeben, die wir vielleicht bisher nicht antizipiert haben. Im Mittelpunkt stehen konkrete Anwendungen von KI – von der automatisierten Text-, Sprach- und Handschriftenerkennung, der Analyse von Bildern und Videos bis hin zur Erschließung von Archivbeständen und wissenschaftlichen Datenanalyse, Kuratierung von Sammlungen, KI-gestützter Provenienzforschung und Restaurierung.  

Expert:innen aus Museen, Archiven und Universitäten geben praxisorientierte Einblicke in den Einsatz von KI als analytischem Werkzeug, als wertvolle Unterstützung bei der semantischen Erschließung und der gezielten Informationssuche. Dabei geht es insbesondere darum, auch von Anwendungen außerhalb von Kunst und Kultur wie etwa dem Forschungsdatenmanagement zu lernen, um pragmatische Ansätze für Museen und Kulturarchive zu entwickeln.

Veranstaltet vom ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, einer der prägenden Institutionen im Bereich der Medienkunst mit einer ausgewiesenen Expertise im Erhalt elektronischer und digitaler Kunstwerke, bietet diese Tagung die Möglichkeit, innovative Ansätze zu entdecken und sich mit Expert:innen auszutauschen, die die Zukunft der Arbeit mit kulturellen und wissenschaftlichen Objekten aktiv mitgestalten. 

Mit
Dominik Bönisch Alpári (Hochschule Düsseldorf), Giovanni Colavizza (University of Copenhagen), Robert G. Erdmann (University of Amsterdam), Ralph Ewerth (TIB Hannover), Jasmijn Van Gorp (Utrecht University), Adelheid Heftberger (Bundesarchiv), Andreas Kohlbecker (ZKM | Karlsruhe), Bárbara Romero Ferrón (Leuphana Universität Lüneburg), Heiko Schuldt (Universität Basel), Christiane Sibille (ETH, Zürich) und Kim Voss (DRA | Deutsches Rundfunkarchiv).

Die Tagung ist Teil des Förderprojekts »Künstliche Intelligenz & Kunst« der Stadt Karlsruhe. 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an wissen@zkm.de (Margit Rosen, Idis Hartmann).

 

 

 

Programm

 
 Für Abstracts und Biografien scrollen Sie bitte nach unten oder klicken Sie auf diesen Link.
10:00

Margit Rosen 

ZKM | Karlsruhe

Welcome
10:15

Adelheid Heftberger 

Bundesarchiv, Berlin

AI Projects at the Bundesarchiv – First Steps and Initial Findings
10:45

Christiane Sibille 

ETH Zurich

Transform – Evaluate – (Re-)Use: Collections as Data in Practice
11:15Kaffeepause 
11:30

Giovanni Colavizza 

University of Copenhagen

Using AI to Broaden Access to Historical Archives”
12:00

Jasmijn Van Gorp 

Utrecht University

Repeated TV: Methods to Study Archived Television with AI
12:30Mittagspause 
13:30

Andreas Kohlbecker 

ZKM | Karlsruhe

Experiments, Prototypes, and Perspectives – AI-Supported Access to the ZKM Archive
14:00

Ralph Ewerth 

Philipps University Marburg, TIB Leibniz Information Centre 
for Science and Technology,
Hannover

Using the TIB AV Analytics Platform for Analysing Disinformation Patterns in News Videos
14:30

Dominik Bönisch Alpári 

University of Applied Sciences 
Düsseldorf

Inside the Toolbox: Exploring AI-Driven Prototypes in Archives and Museums
15:00

Heiko Schuldt 

University of Basel

Ask not what your archive or museum can do for you – ask what vitrivr can do for your search
15:30Kaffeepause 
16:00

Bárbara Romero Ferrón 

Leuphana University of Lüneburg

The Epistemologies of Provenance: Textual Practices, Humans, and Artificial Intelligence
16:30

Robert Erdmann 

University of Amsterdam

 

Artificial Intelligence Across the Museum Workflow: Conservation, Collections, Curation
17:00

Kim Voss 

DRA | German Broadcasting Archive

Unlocking GDR Broadcasting History with AI: A Journey Through Archival Automation
17:30 Summary & Closing Remarks

 

Abstracts & Biographien

Dominik Bönisch AlpáriHochschule Düsseldorf

Inside the Toolbox: Exploring AI-Driven Prototypes in Archives and Museums 


Die Präsentation bietet Einblicke in pragmatische Ansätze, um Museumssammlungen und kulturelle Archive, die vielfältige Bilder sowie audiovisuelle Materialien in komplexen sprachlichen Kontexten umfassen, zugänglicher und auf neue Weise erkundbar zu machen. Der Vortrag stellt drei spezifische Prototypen vor, die in Projekten entwickelt wurden, die Suchalgorithmen, generative KI und benutzerdefinierte GPT-Modelle verwenden. Er soll alle dazu ermutigen, mit den verfügbaren Tools zu experimentieren. Zu diesem Zweck werden praktische Berichte über den Anwendungsdesignprozess und kurze Tutorials vorgestellt, die Gelegenheit bieten, eigene Erfahrungen einzubringen und gewonnene Erkenntnisse auszutauschen.

Dominik Bönisch Alpári studierte Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim und der Moholy-Nagy Universität für Kunst und Design in Budapest. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Düsseldorf (MIREVI) und beschäftigt sich mit der Erforschung intermedialer Sammlungen unter Verwendung künstlicher Intelligenz. Seit 2024 leitet er das Projekt LINKed, das untersucht, wie audiovisuelle Archive mit KI verknüpft werden können. Bis 2023 leitete er Training the Archive am Ludwig Forum Aachen, wo er KI in der Kuratierung einsetzte. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die Auswirkungen von KI auf museale Sammlungs- und Archivierungspraktiken.
Giovanni ColavizzaUniversität Kopenhagen

Using AI to Broaden Access to Historical Archives 

Künstliche Intelligenz (KI) ist von entscheidender Bedeutung für die Unterstützung von Archivierungsprozessen und Entscheidungen im Bereich der Aktenverwaltung, auch für zunehmend digitalisierte historische Archive. Der Umfang und die Komplexität historischer Archive tragen dazu bei, dass KI für die Verbesserung ihrer Organisation und die Erweiterung ihres Zugangs immer relevanter wird. In diesem Vortrag werde ich die jüngsten Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen Archiven und KI diskutieren und einige der Herausforderungen hervorheben, die noch vor uns liegen. Außerdem werde ich aktuelle Arbeiten vorstellen, die den aktuellen Stand der KI in historischen Archiven veranschaulichen. Abschließend werde ich zukünftige Forschungsrichtungen in diesem Bereich vorschlagen.

Giovanni Colavizza ist Professor und Leiter des Zentrums für digitale und computergestützte Geisteswissenschaften an der Universität Kopenhagen, Dänemark. Er ist außerdem außerordentlicher Professor für Informatik an der Universität Bologna, Italien, sowie CTO und Mitbegründer von Odoma, einem Studio mit Sitz in der Schweiz. Colavizza hat einen Hintergrund in Informatik und Geschichte und ist spezialisiert auf KI-Anwendungen im GLAM-Bereich (Galerien, Bibliotheken, Archive, Museen).
Robert ErdmannUniversität Amsterdam

Artificial Intelligence Across the Museum Workflow: Conservation, Collections, Curation 

Wenn sie in sorgfältig entwickelte Spezialsoftware eingebettet werden, können die jüngsten Fortschritte in der KI dramatische Vorteile für alle Arbeitsabläufe im Bereich des Kulturerbes bieten, darunter fortschrittliche Bildgebung, wissenschaftliche Analyse, Zustandsbewertung, Visualisierung von Beweismitteln zur Unterstützung der Zuschreibung, Sammlungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Live-Demos der Projekte des Autors liefern Beispiele für jeden dieser Bereiche, von der Erstellung und Analyse eines 717-Gigapixel-Bildes von Rembrandts Nachtwache bis hin zu einer Echtzeit-App, die mehr als 10 Millionen Bilder des Kulturerbes pro Sekunde durchsucht. Zusammen zeigen diese und mehrere andere Anwendungen den verantwortungsvollen Einsatz von KI, um der Welt den Zugang zu ihrem kulturellen Erbe zu ermöglichen, es zu bewahren und zu verstehen.

Robert Erdmann (Ph.D., University of Arizona, 2006) gründete ein Unternehmen für wissenschaftliche Software, forschte im Bereich Metallguss bei Sandia National Laboratories und war Professor für Materialwissenschaften und angewandte Mathematik an der University of Arizona. 2014 zog er nach Amsterdam, um Material-, Computer- und Bildgebungswissenschaften für das kulturelle Erbe zu vereinen, und war von 2014 bis 2024 als leitender Wissenschaftler am Rijksmuseum tätig. Seit 2014 ist er ordentlicher Professor für Konservierungswissenschaft an der Universität Amsterdam. Für das Bosch-Forschungs- und Konservierungsprojekt erhielt er 2017 den Europa Nostra Grand Prix und ist seit 2025 Forschungsstipendiat für KI am Museum für dekorative Künste in Paris.
Ralph EwerthPhilipps-Universität Marburg, TIB Leibniz Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften, Hannover

Using the TIB AV Analytics Platform for Analyzing Disinformation Patterns in News Videos 

Die automatische Videoanalyse ermöglicht Anwendungen in vielen Disziplinen, darunter Film- und Medienwissenschaften, Kommunikationswissenschaften und Pädagogik. In diesem Vortrag stelle ich die webbasierte Videoanalyseplattform TIB AV-Analytics (TIB-AV-A) vor, die modernste Ansätze aus den Bereichen Computer Vision, Audioanalyse und natürliche Sprachverarbeitung für relevante Videoanalyseaufgaben integriert. Um zukünftige Erweiterungen zu erleichtern und die Interoperabilität mit bestehenden Tools zu gewährleisten, wird eine Plugin-Struktur mit entsprechenden Schnittstellen und Import-Export-Funktionen verwendet. TIB-AV-A nutzt moderne Webtechnologien, um Benutzern eine interaktive Weboberfläche zur Verfügung zu stellen, die manuelle Annotationen ermöglicht und Zugriff auf leistungsstarke Deep-Learning-Methoden bietet, ohne dass spezielle Hardware erforderlich ist.

Als Anwendungsfall für TIB-AV-A werde ich Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt »FakeNarratives« (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) zur Analyse von Nachrichtenvideos vorstellen. Hier haben wir zunächst untersucht, ob sich die narrativen Strategien für Rundfunk und »alternative« Medien unterscheiden, und zweitens, ob es typische narrative Muster für die Vermittlung von Desinformation gibt. Ein Beispiel für ein Ergebnis dieses Projekts ist unser Ansatz zur Identifizierung von Sprecherrollen und Situationen in Nachrichten, was eine Voraussetzung für die Analyse narrativer Muster ist.

Ralph Ewerth ist seit April 2025 Professor für Multimodale Modellierung und Maschinelles Lernen an der Philipps-Universität Marburg und Mitglied des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz »hessian.AI«. Zuvor war er von 2015 bis 2025 Professor für Visuelle Analytik an der Leibniz Universität Hannover. Seit 2015 leitet er eine Forschungsgruppe an der TIB (Technische Informationsbibliothek), dem Leibniz-Informationszentrum für Wissenschaft und Technik, und ist Mitglied des L3S-Forschungszentrums in Hannover. Prof. Ewerth hat mehr als 150 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht, insbesondere zu den Themen multimodale Suche, multimodale Datenanalyse, Computer Vision, digitale Bibliotheken und technologiegestütztes (menschliches) Lernen.
Jasmijn Van GorpUniversität Utrecht

Repeated TV: Methods to Study Archived Television with AI 

Das Medium Fernsehen zeichnet sich durch zeitliche Muster der Wiederverwendung und Wiederholung aus. Wie William Uricchio feststellt, ist diese »rekombinatorische Praxis« aus Fernseharchiven besonders schwer wiederherzustellen. In diesem Vortrag untersuche ich kritisch verschiedene Methoden, die sich auf KI-generierte Spracherkennungsdateien und »manuelle« Bilderkennung stützen, um Formen der Wiederholung in archivierten Fernsehsendungen zu identifizieren. Zusammengenommen zeigen diese Methoden, wie archiviertes Fernsehen der Inbegriff einer rekombinatorischen Praxis ist, in der Wiederholung mit archivarischen Neuordnungsprozessen verflochten ist. Der Vortrag zeigt auch, inwieweit Urheberrechte und Zugangsbeschränkungen die aktuelle Forschung zu KI und Archiven maßgeblich prägen.

Jasmijn Van Gorp ist Dozentin für audiovisuelles Kulturerbe und digitale Kultur an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Sie ist Mitbegründerin der CLARIAH Media Suite, einer integrierten digitalen Forschungsinfrastruktur für audiovisuelles Kulturerbe in den Niederlanden. Ihre Forschungsinteressen umfassen KI-Techniken (z. B. ASR), digitale Geisteswissenschaften, kreative Methoden und nutzerzentrierte Ansätze für audiovisuelle Archive. Derzeit arbeitet sie an dem Projekt Re-Frame: Audiovisuelle Daten und KI in der journalistischen Praxis. Sie hat zahlreiche Publikationen an der Schnittstelle zwischen Digital Humanities und audiovisuellen Archiven veröffentlicht, darunter in Digital Humanities Quarterly und dem Historical Journal of Film, Radio and Television.
Adelheid HeftbergerBundesarchiv, Berlin

AI Projects at the Bundesarchiv – First Steps and Initial Findings 

In meinem Vortrag werde ich zwei aktuelle KI-Projekte im Bundesarchiv vor dem Hintergrund interner Diskussionen zum Thema KI vorstellen und unsere Erfahrungen und Herausforderungen diskutieren. Dabei werde ich mich auf Überlegungen zu unseren audiovisuellen Beständen konzentrieren. Außerdem werde ich die ersten Schritte des Bundesarchivs in einen breiteren Kontext ähnlicher Diskussionen innerhalb der internationalen Filmarchivgemeinschaft stellen. Abschließend möchte ich einen Ausblick auf zukünftige Anwendungen (oder deren Fehlen) von KI-Technologie im Bundesarchiv wagen.

Adelheid Heftberger ist stellvertretende Leiterin der Abteilung für audiovisuelle Medien im Bundesarchiv in Berlin. Zuvor arbeitete sie als Wissenschaftlerin, Kuratorin und Archivarin am Brandenburgischen Medienzentrum in Potsdam und am Österreichischen Filmmuseum in Wien. Sie hat einen Doktortitel in Slawistik und einen Master-Abschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft der Universitäten Innsbruck und Wien. Im Jahr 2016 schloss sie einen Master in Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin ab. Dr. Heftberger ist derzeit Vorsitzende der FIAF-Kommission für Katalogisierung und Dokumentation und engagiert sich aktiv für die Open-Science-Bewegung.
Andreas KohlbeckerZKM | Karlsruhe

Experiments, Prototypes, and Perspectives – AI-Supported Access to the ZKM Archive 

Jüngste Fortschritte in der KI, die durch Open-Source-Tools ermöglicht werden, ermöglichen eine schnelle Prototypenentwicklung. Im ZKM Archiv haben wir experimentelle Arbeitsabläufe und Prototypen entwickelt, die KI nutzen, um den Zugang zu Manuskripten mit handgezeichneten elektronischen Schaltkreisen und Textbeständen sowie konzeptionelle Perspektiven für zeitbasierte Medien zu verbessern, einschließlich Fällen, in denen der Zugang gesetzlich beschränkt ist. Dieser Vortrag präsentiert ausgewählte Ergebnisse dieser Bemühungen, identifiziert Einschränkungen im Ökosystem der KI-Tools, insbesondere hinsichtlich der multimodalen Analyse großer zeitbasierter Mediensammlungen in GLAM, und skizziert Perspektiven für verantwortungsvolle und skalierbare Ansätze zur Erschließung von Archivwissen.

Andreas Kohlbecker ist Digital Manager am ZKM | Karlsruhe und leitet die Entwicklung einer hochmodernen Dateninfrastruktur, die Archive und Sammlungen für die Öffentlichkeit und innerhalb wissenschaftlicher Datenräume zugänglich macht. Er hat ein Diplom in Biologie von der Universität Karlsruhe. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er am European Media Laboratory in Heidelberg an der Modellierung biochemischer Stoffwechselwege und an der Universität Bayreuth an der Softwareentwicklung für die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin. Von 2007 bis 2022 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Biodiversitätsinformatik am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem, Berlin. Seit Ende der 1990er-Jahre ist er in der Medienkunst aktiv, Mitglied des Kunstkollektivs Versfabrik und Mitbegründer von Raumfühler, einer künstlerischen Erkundung elektromagnetischer Felder.
Bárbara Romero FerrónLeuphana Universität Lüneburg

The Epistemologies of Provenance: Textual Practices, Humans, and Artificial Intelligence

Die Arbeit mit Provenienz bedeutet oft, sich mit Provenienzaufzeichnungen auseinanderzusetzen, die als eine besondere »literarische Gattung« verstanden werden können: narrativ, formelhaft, fragmentarisch und häufig mehrdeutig. Die in diesen Erzählungen enthaltene Erkenntnistheorie stellt zusammen mit anderen wichtigen Quellen wie Ausstellungsgeschichten eine große Herausforderung dar: dichtes menschliches Wissen, komprimiert in prägnanten Formulierungen. Im Rahmen des Projekts Modern Migrants im Provenance Lab haben wir Methoden entwickelt und erforscht, die NLP und LLMs zusammen mit kunsthistorischem und provenienzbezogenem Fachwissen nutzen, um diese Aufzeichnungen in strukturierte, wiederverwendbare Daten umzuwandeln und dabei ihren interpretativen Reichtum und ihre Nuancen zu bewahren.

Bárbara Romero Ferrón ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Provenance Lab der Leuphana Universität Lüneburg und assoziierte Seniorforscherin am iArtHisLab der Universität Málaga. Sie hat einen BA und MA in Kunstgeschichte von der Universität Málaga und einen PhD in Kunstgeschichte vom CulturePlex Lab der Western University (Kanada). Ihre Arbeit liegt an der Schnittstelle von Provenienz-, Ausstellungs- und Kuratoristik mit komplexer Systemtheorie und Netzwerkanalyse und basiert auf feministischen und queeren intersektionalen Perspektiven. Über die Kunstgeschichte hinaus konzentriert sich ihre Arbeit auch auf breitere kulturelle Phänomene, darunter Frauenliteratur und Korrespondenz, Klosterliteratur und Modelle weiblicher Heiligkeit. Sie ist außerdem an einer Reihe von Forschungsprojekten und Ausstellungsinitiativen mit Institutionen wie dem Spanischen Nationalen Forschungsrat (CSIC), der Complutense-Universität Madrid, dem Getty Research Institute und anderen nationalen und internationalen Museen und Forschungsinstituten beteiligt.
Heiko SchuldtUniversität Basel

Ask not what your archive or museum can do for you – ask what vitrivr can do for your search 

In den letzten Jahren hat die Verbreitung leistungsstarker KI-Tools die Analyse großer Text- und Multimediasammlungen erheblich vorangetrieben. Die Suche in solchen Sammlungen hat jedoch noch nicht ihr volles Potenzial erreicht, insbesondere wenn es um historische Inhalte oder audiovisuelle Daten geht. In diesem Vortrag stelle ich vitrivr vor, ein Full-Stack-Open-Source-Multimedia-Retrieval-System, das diese Einschränkungen beseitigt. Darüber hinaus werde ich aktuelle Anwendungen von vitrivr im Bereich des kulturellen Erbes vorstellen. 

Heiko Schuldt ist ordentlicher Professor für Informatik an der Universität Basel in der Schweiz, wo er die Forschungsgruppe Datenbanken und Informationssysteme (DBIS) leitet. Er hat einen Doktortitel in Informatik von der ETH Zürich und ein Diplom der Universität Karlsruhe. Seine Forschungsinteressen umfassen groß angelegte verteilte Informationssysteme, Multimedia-Retrieval sowie Big-Data-Verarbeitung und -Analyse.
Christiane SibilleETH Zürich

Transform – Evaluate – (Re-)Use: Collections as Data in Practice 

Seit 2021 entwickelt das Büro für digitale Wissenschaftsdienste der Sammlungen und Archive der ETH-Bibliothek Projekte und Dienstleistungen an der Schnittstelle zwischen digitalisierten Sammlungen, Infrastruktur und Forschung. Die Idee von »Sammlungen als Daten« und der Einsatz von Technologien des maschinellen Lernens standen von Anfang an im Mittelpunkt dieser Arbeit. Derzeit konzentrieren sich diese Projekte auf Workflows zur Transformation und Anreicherung digitalisierter Sammlungen, die von handschriftlichen Transkripten bis hin zu reich illustrierten Zeitschriften reichen. In diesem Zusammenhang haben wir einen vierstufigen konzeptionellen Rahmen entwickelt, der uns hilft, verschiedene Anwendungsebenen für maschinelles Lernen in Archiven zu identifizieren. In meinem Vortrag werde ich diesen Rahmen vorstellen und die Erkenntnisse aus unseren Projekten diskutieren, wobei ich mich auf die Rolle interdisziplinärer Methoden bei der Etablierung nachhaltiger Workflows und Dienste konzentrieren werde.

Christiane Sibille studierte Geschichte und Musikwissenschaft in Heidelberg und arbeitet heute an den (digitalen) Schnittstellen zwischen Forschung, Archiven und Bibliotheken. Ihre berufliche Laufbahn umfasst Stationen an den Universitäten Heidelberg und Basel, der Zürcher Hochschule der Künste, dem Forschungszentrum Diplomatische Dokumente der Schweiz (Dodis) und dem Projekt Metagrid.ch. Seit Juni 2021 ist Dr. Christiane Sibille für den Bereich Digital Scholarship Services in der Abteilung Sammlungen und Archive der ETH-Bibliothek verantwortlich. Darüber hinaus unterrichtet sie regelmäßig digitale Themen an der Universität Basel und ist Präsidentin der Vereinigung für Geschichte und Informatik.
Kim VossDeutsches Rundfunkarchiv

Unlocking GDR Broadcasting History with AI: A Journey Through Archival Automation

Im Deutschen Rundfunkarchiv wurde 2022 ein spezielles Automatisierungsteam mit dem Ziel gegründet, KI und automatisierte Arbeitsabläufe in Archivierungsprozesse zu integrieren. Seitdem hat das Team mit großen Sprachmodellen und anderen KI-Tools für die Transkription und Indizierung experimentiert. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen wurden Projekte zur Integration der Tools in die täglichen Dokumentationsabläufe ins Leben gerufen. Derzeit finalisiert das Team eine Webanwendung, die die KI-Analyse von DDR-Rundfunkaufzeichnungen verbessert und Tools zur Validierung der Ergebnisse vor der Datenbankintegration bereitstellt. In diesem Vortrag werden die Herausforderungen bei der Anwendung von KI auf oft fragile und komplexe historische Aufzeichnungen sowie der iterative Entwicklungsprozess, der zu einer spezialisierten Webanwendung geführt hat, detailliert beschrieben.

Kim Voss ist Daten- und Informationsspezialistin beim Deutschen Rundfunkarchiv. In ihren aktuellen Projekten integriert sie Automatisierung und KI in Arbeitsabläufe der Audiodokumentation. Ihre Expertise liegt an der Schnittstelle von Archivierungsprozessen, Datenanalyse, Programmierung und Technologien. Sie hat einen Hintergrund in Medien- und Kulturtheorie und arbeitete als Projekt- und Kommunikationsmanagerin in den Bereichen Kunst, Kultur und digitale Medien.

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