Konrad Balder Schäuffelen: sprache ist fuer wahr ein koerper
Blick in die Ausstellung »Konrad Balder Schäuffelen: sprache ist fuer wahr ein koerper«
Im Rahmen der Reihe »Poetische Expansionen«
Do, 27.07.2017 – So, 22.10.2017

Mit visuellen Texten, Wort-Bild-Kombinationen sowie skulpturalen Objekten beteiligte sich Konrad Balder Schäuffelen (1929–2012) seit 1962 an wegweisenden Anthologien sowie nationalen und internationalen Ausstellungen zu experimenteller Kunst. Das ZKM würdigt das reichhaltige künstlerische Schaffen Schäuffelens mit einer Retrospektive, die dank einer Schenkung des Sohnes Jakob Schäuffelen ermöglicht wurde. Seit 2013 befinden sich signifikante Arbeiten besonders aus der frühen und mittleren Werkphase Schäuffelens in der Sammlung des Hauses. Der Titel »sprache ist fuer wahr ein koerper« versteht sich als Motto und zitiert die gleichnamigen Einzelausstellungen 1976 in München (Lenbachhaus) und 1977 in Heidelberg (Kunstverein). 

Schäuffelens künstlerisches Oeuvre bezieht seine markante Gestalt aus den poetischen Produktivkräften im Umgang mit Sprache. Aus der Mehrfachperspektive des Dichters, Künstlers und Neurologen sowie mit dem geschärften Sensorium des Psychoanalytikers erprobte Schäuffelen seit Mitte der 1950er-Jahre Verfahren der Intermedialität und Intertextualität. Mittels Techniken des ironischen Spiels, des Zufalls und strenger konzeptueller Ansätze führte er Sprache aus der Enge konventionellen Gebrauchs heraus, um den semantischen Reichtum der Zeichen zu betonen.

Das Material für seine formalen Anordnungen bezog Schäuffelen aus vielfältigen sprachlichen Quellen. Er zitiert, segmentiert bis auf Letternebene, kombiniert und reformiert Texte kanonisierter Autoren und Philosophen, Sprachformeln und tradierte Spruchweisheiten, Zeitungsberichte und Zitate der Boulevardpresse ebenso wie beiläufig wahrgenommene Alltagsdialoge der Zeitgenossen. Ob akkurat gearbeitete lyrische Kleinformen, papierene Flachobjekte, Schriftskulpturen, sprechende Bücher, Emblem-Assemblagen oder raumgreifende multimediale Environments – Schäuffelens Arbeiten zeugen von einer weitreichenden Kenntnis auf vielen Gebieten der Kulturen. Vermögen die von Dada, Surrealismus und Lettrismus inspirierten Arbeiten zunächst durch Witz und Leichtfüßigkeit zu bestechen, so lassen sich auf den zweiten Blick Referenzen auf kulturhistorische Sedimente entdecken. Konrad Balder Schäuffelen eröffnet damit einen analytischen Blick auf die Geschicke fixierter Symboliken, antiker Mythen sowie Insignien religiöser und politischer Macht.

Impressum
Ausstellungsteam

Technische Projektleitung: Henrike Mall

Organisation / Institution
ZKM | Karlsruhe

Über den Künstler