Ein Mann hält vor einem sitzenden Publikum einen Vortrag

07.06.2013

GAM – Global Art and the Museum

VON ANDREA BUDDENSIEG

Globalisierung ist ein Schlagwort, das heute in aller Munde ist. Aber ihre Auswirkung auf die zeitgenössische Kunst wie auch ihre Institutionen ist noch ungeklärt. Deshalb haben Peter Weibel und Hans Belting am ZKM 2006 das Projekt GAM – Global Art and the Museum initiiert, um erstmals einen Prozess zu untersuchen, welcher den Wandel der global erweiterten Kunstproduktion wie auch den Wandel der Kunstmuseen herbei geführt hat. Es ging darum, ein Bewusstsein für die Transformation zu wecken, welche die Globalisierung für die Entstehung neuer Kunstwelten bedeutet. Ausgangspunkt für die Fragestellung war zunächst das Kunstmuseum in seiner letzten Erscheinungsform als MOCA (Museum of Contemporary Art), das einen Gründungsboom erlebte, während gleichzeitig die Biennalen ein neues Netz von Kunstorten über den Globus ausbreiteten.

Während die Museumstheorie, welche alle Museumstypen analysiert, noch weitgehend im westlichen Rahmen geblieben ist, hat es GAM unternommen, eine neue Museumspraxis in den Blick zu nehmen, die jenseits von „Euramerica“ (John Clark) in den letzten zwei Jahrzehnten im Entstehen begriffen ist. Zwei internationale Konferenzen 2006 und 2007 brachten die RepräsentantInnen von Museen zusammen, welche die Herausforderung des Kunstmuseums im globalen Zeitalter thematisierten. Anschließend wurden eine Reihe von Workshops gemeinsam mit dem Goethe-Institut veranstaltet, welche in Sao Paulo, New Delhi und Hongkong stattfanden und das Projekt GAM in einem lokal unterschiedlichen Rahmen zur Diskussion stellten.  In Brasilien wurde der „global turn“ in den Sammlungen zeitgenössischer Kunst diskutiert, in Indien die Rolle der Kunstgeschichte und in Hongkong die Entstehung neuer Kunstregionen. Anschließend wurde die Fragestellung am ZKM durch ein Stipendienprogramm vertieft, das von der Fritz-Thyssen-Stiftung unterstützt wurde. Das Programm begann mit einem 10-tägigen Seminar, in welchem StipendiatInnen aus insgesamt 10 Ländern ihre Erfahrungen mit dem Stand der Museumslandschaft und dem Wandel der Kunstpraxis austauschten. Fortgesetzt wurde das Programm unter dem Begriff „Global Studies“ mit Konferenzen, in welchen NachwuchswissenschaftlerInnen aus dem deutschsprachigen Raum ihre Forschungsprojekte vorstellten, die aus einer fachspezifisch verschiedenen Perspektive ganz ähnliche Phänomene der zeitgenössischen Kunst untersuchen.

Die Aktivitäten und Ergebnisse von GAM wurden seit 2008 auf einer eigenen Website (www.globalartmuseum.de) in verschiedenen Kolumnen veröffentlicht, welche monatlich eingeladene Autoren zur Sprache bringen und auch das Museum des Monats vorstellen. Neben der Website liegen inzwischen drei englischsprachige Publikationen im Hatje Cantz Verlag vor. Der erste Band wurde 2007 von Peter Weibel und Andrea Buddensieg herausgegeben unter dem Titel Contemporary Art and the Museum. A Global Perspective, der zweite Band 2009 von Hans Belting und Andrea Buddensieg unter dem Titel The Global Art World. Audiences, Markets and Museums. Der dritte Band erschien 2011 unter dem Titel Global Studies. Mapping Contemporary Art and Culture mit den Herausgebern Hans Belting, Jacob Birken, Andrea Buddensieg und Peter Weibel. Die Ausstellung The Global Contemporary. Art Worlds After 1989 (2011/12) zog eine erste Bilanz von GAM. Der zugehörige Themenband The Global Contemporary and the Rise of New Art Worlds wurde im Januar 2013 als The MIT Press Publikation vorgelegt, während gleichzeitig in Berlin an der Akademie der Künste die Karlsruher Ausstellung in einem anderen Format unter dem Titel Nothing to Declare?  eröffnet wurde.

Kategorie: Gesellschaft