Auf zu einer neuen Erdpolitik!
VON PETER WEIBEL
Liebe Besucherinnen, liebe Besucher,
über Milliarden von Jahren haben Naturkräfte das Antlitz der Erde (Eduard Suess, 1885) geschaffen, einen symbiotischen Planeten (Lynn Margulis, 1998), auf dessen Oberfläche viele Lebewesen – von Bakterien bis zum homo sapiens – kohabitieren. Sie haben gemeinsam die Lebensbedingungen wie die Atmosphäre, die Biosphäre und die Lithosphäre geschaffen. Seit dem Auftreten des Ozonlochs (1974) wissen wir, dass der Mensch diese Lebensbedingungen durch seine Lebensweisen gefährden kann. Dieses beginnende Zeitalter des negativen Einflusses des Menschen auf die Umwelt, zum Beispiel die Erderwärmung, nennt man Anthropozän. Eine neue Wissenschaft und eine neue terrestrische Politik sind daher erforderlich, um die Zerstörung der Lebensbedingungen für den Menschen durch den Menschen zu verhindern.
Der aus den Geowissenschaften entlehnte Begriff der Kritischen Zone bezeichnet die nur wenige Kilometer dünne, extrem fragile Schicht der Erde, die Oberfläche, auf der Leben möglich ist. Er ist titelgebend für unsere gemeinsam mit dem französischen Philosophen Bruno Latour kuratierte Ausstellung »CRITICAL ZONES. Horizonte einer neuen Erdpolitik«. Ab dem 23. Mai 2020 lädt die Ausstellung dazu ein, sich auf neuartige Weise mit dem kritischen Zustand der Erde auseinanderzusetzen. Über einen Zeitraum von fünf Monaten wird das ZKM selbst zu einem Observatorium der Kritischen Zonen, in dem die BesucherInnen anhand von Kunstwerken und wissenschaftlichen Experimenten die Veränderungen der Haut der Erde beobachten können.
Mit einem umfangreichen Begleitprogramm möchten wir Sie dazu einladen, selbst aktiv zu werden und gemeinsam eine neue Erdpolitik zu gestalten.
Ihr
Peter Weibel
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